Experte: Antisemitismus "in ganz alltäglichen Situationen"

    Interview

    Experte zu Antisemitismus:Anfeindung "in ganz alltäglichen Situationen"

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    Der Anstieg von Judenhass findet auch im islamistischen und linksradikalen Milieu statt, so ein Experte im ZDF. Antisemitismus treffe Juden auch "in ganz alltäglichen Situationen".

    Daniel Poensgen, wissenschaftlicher Referent beim Bundesverband RIAS
    Jüdinnen und Juden würden "in ganz alltäglichen Situationen antisemitisch angefeindet werden", so Poensgen. Die Vorfälle hätten sich "innerhalb kürzester Zeit verdreifacht“.31.10.2023 | 6:34 min
    Die Eskalation im Nahost-Konflikt zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas in Folge der blutigen Angriffe auf Israel vom 7. Oktober hat auch Konsequenzen für Jüdinnen und Juden in Deutschland. 1.800 Taten mit antisemitischem Hintergrund wurden gezählt - der Verfassungsschutz spricht von einer Zäsur.

    Experte: Antisemitische Anfeindungen "in ganz alltäglichen Situationen"

    Das Beratungsnetzwerk RIAS (Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus) zählt zusätzlich Fälle, die unterhalb der Grenze der Strafbarkeit liegen. Bei ihnen wurde ein Plus von 240 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichnet - Daniel Poensgen, wissenschaftlicher Referent beim Bundesverband RIAS, erklärt dazu im ZDF-Morgenmagazin:

    Gerade in den letzten Tagen seit dem 7. Oktober beobachten wir natürlich, dass Jüdinnen und Juden in ganz alltäglichen Situationen antisemitisch angefeindet werden. Das kann zum Beispiel am Arbeitsplatz sein.

    Daniel Poensgen, RIAS

    Mancherorts wurden zudem Häuser und Wohnungen von Juden in Deutschland beschmiert - teils mit jüdischen Symbolen oder antisemitischen Parolen: "Diese Markierungen an tatsächlichen und vermeintlichen Wohnhäusern von Jüdinnen und Juden" hätten, so Poensgen, ebenfalls "ein sehr großes Bedrohungspotential für die jüdischen Communities in Deutschland."

    "Deutlicher Anstieg" im islamistischen und linksradikalen Spektrum

    "Die Vorfälle haben sich innerhalb kürzester Zeit verdreifacht", so Poensgen weiter. Den Anstieg der Fälle beobachte man vor allem im "politischen Spektrum des israelfeindlichen Aktivismus" - etwa aus dem Netzwerk der Boykottvereinigung BDS sowie Gruppen mit Herkunftsbezug zu den palästinensischen Gebieten.

    Wir sehen aber auch einen deutlichen Anstieg von Vorfällen mit einem islamischen oder islamistischen Hintergrund und auch von der radikalen Linken.

    Daniel Poensgen, RIAS

    Auch Antisemitismus von rechts sei ein sehr großes Problem, so Poensgen: "Wir sehen es an Anschlägen wie in Halle, dass wir das bearbeiten müssen." Gleichzeitig kritisiert der Experte, dass in der polizeilichen Statistik "Vorfälle, die nicht einen expliziten Hinweis auf einen anderen Tathintergrund haben, dem 'Phänomenbereich Rechts' zugeordnet" würden. Dort habe man eine "gewisse Verzerrung".
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    "Sehr explizite Vernichtungsdrohungen" im Internet

    Für antisemitische oder antiisraelische Straftaten gebe es "sehr klare Abgrenzungshinweise", so Poensgen: "Grundsätzlich kann man sagen, dass wenn Israel grundsätzlich delegitimiert wird, das Existenzrecht des Staates verneint wird, wenn klassische antisemitische Stereotype einfach auf Israel übertragen werden und wenn Israel in einer dämonisierenden Art und Weise beschrieben wird, so wie andere Akteure nicht beschrieben werden - dann habe wir es mit israelbezogenem Antisemitismus zu tun." Dabei spiele auch das Internet zunehmend eine Rolle:

    Direkt mit den Taten vom 7. Oktober wurden die auch von deutschen politischen Gruppen gefeiert - durch Memes und andere Beiträge in sozialen Medien.

    Daniel Poensgen, RIAS

    Gegenüber Jüdinnen und Juden, die in jenen sozialen Netzwerken "als Juden erkennbar sind und die auch insbesondere seit dem 7. Oktober angefeindet werden", gebe es dort mitunter heftige Anfeindungen, so Poensgen:

    Das sind sehr explizite Vernichtungsdrohungen, mit denen wir es da zu tun haben.

    Daniel Poensgen, RIAS

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