Geisel-Deal: Was Katar zum erfolgreichen Vermittler macht

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    Israel und Hamas verhandeln:Wie Katar das Geiselabkommen einfädeln konnte

    Autorenfoto Nils Metzger
    von Nils Metzger
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    Diplomatischer Durchbruch in Nahost: Dutzende Geiseln sollen freikommen. Beim Verhandlungserfolg zwischen Israel und Hamas spielte Katar eine zentrale Rolle. Warum ist das so?

    Großplakat im NRW-Landtag zeigt Fotos der Hamas-Geiseln
    Mindestens 50 Hamas-Geiseln sollen freikommen: Ein Großplakat im NRW-Landtag zeigt Fotos der Entführten. (Archivbild)
    Quelle: dpa

    Nach sechs Wochen der Gewalt ist es ein erster diplomatischer Durchbruch im Nahost-Konflikt. Israel und Hamas haben sich auf eine mindestens viertägige Feuerpause geeinigt. Während dieser Tage sollen nach und nach mindestens 50 Hamas-Geiseln im Tausch gegen 150 palästinensische Häftlinge freigelassen werden. Je nach Verlauf könnten danach weitere Geiseln freikommen. Die Übereinkunft ist Ergebnis wochenlanger dramatischer Verhandlungen in Katar.
    ZDF-Korrespondent Michael Bewerunge über die vereinbarte Feuerpause zwischen Israel und Hamas.
    Was Israel und die Hamas genau vereinbart haben und wie der Zeitplan aussieht, berichtet ZDF-Korrespondent Michael Bewerunge aus Tel Aviv.22.11.2023 | 0:58 min

    Warum ist ausgerechnet Katar Vermittler?

    Dass Katar bei diplomatischen Verhandlungen im Nahen und Mittleren Osten eine Schlüsselrolle spielt, ist nicht ungewöhnlich. Katar ist der Ort, an dem Konfliktparteien, die sich anderswo bekämpfen, zu Gesprächen zusammenkommen können - offiziell wie im Geheimen. So etwa beim Doha-Abkommen zwischen den USA und den Taliban 2020.
    Das ist auch deshalb möglich, weil Katar Vertreter verschiedener Terrororganisationen beherbergt und es in Katar ein ganzes Ökosystem von diplomatischen Netzwerken gibt. Sind Kontakte für westliche Regierungen zu heikel, gibt es etwa sogenannte Track-2-Diplomatie, also verschwiegene private Organisationen, die im Auftrag von Behörden oder Regierungen tätig sind. Sie können Kontakte über Jahre pflegen, bis sie im Rahmen großer politischer Krisen offiziell aktiviert werden müssen.
    Israel und Hamas haben sich auf eine Feuerpause geeinigt
    Die Israel und Hamas haben sich auf eine Feuerpause für vier Tage geeinigt. Dafür sollen etwa 50 der von der Hamas festgehaltenen Geiseln freigelassen werden.22.11.2023 | 1:27 min

    Was bekommt Katar dadurch?

    Für Katar ist das eine bewusst gewählte Strategie. Man möchte als Mittler auftreten, einerseits, um das globale Renommee des winzigen Landes zu mehren, und auch, um nicht in die regionalen Dauerkonflikte etwa zwischen Nachbar Saudi-Arabien und Iran hineingezogen zu werden. Eine große US-Militärpräsenz im Land trägt zudem dazu bei, sich in alle Richtungen abzusichern.
    Entsprechend agiert Katar bei den aktuellen Verhandlungen auch nicht allein, sondern in enger Absprache mit Ägypten und den USA. Zur Rolle Katars sagte der Nahost-Experte Daniel Gerlach dem Nachrichtensender "Welt" am Mittwoch: "Sie sind natürlich parteiisch, weil sie stärker auf der palästinensischen Seite als auf der israelischen stehen. Aber genau das macht sie ja auch ein Stück weit glaubwürdig."

    Die Amerikaner und insbesondere die Biden-Administration haben Vertrauen in die Kataris.

    Daniel Gerlach, Nahost-Experte

    Eine enge Koordination zwischen Katar, den USA und weiteren Beteiligten ist essenziell. Missverständliche Botschaften, nicht abgesprochene Initiativen oder plötzlich wechselnde Beteiligte können Verhandlungen leicht sabotieren. Die Beteiligung mächtiger Akteure wie den USA garantiert schließlich auch, dass sich alle Seiten an das Ergebnis halten.
    Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)

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    Wie läuft so eine Vermittlung praktisch ab?

    Bislang gibt es nur bruchstückhafte Einblicke in den Ablauf der jüngsten Verhandlungen. Fest steht: Der Austausch von Informationen zwischen Israel und der Hamas läuft bereits seit Wochen. Zunächst ging es für Israel darum, die genaue Zahl und Identität der Geiseln zu verifizieren. Die Präsidenten Benjamin Netanjahu und Joe Biden sollen laut CNN-Informationen bereits vor rund einer Woche Eckpunkte des Deals in einem Telefongespräch umrissen haben - seitdem soll die Befreiung von 50 entführten Frauen und Kindern im Raum gestanden haben.
    Weder sprechen Vertreter beider Seiten direkt miteinander, noch sitzen sie im gleichen Raum. Alles wird über Mittler abgewickelt, aus Katar oder Ägypten. Dokumente mit Formulierungsvorschlägen werden weitergegeben, anschließend wartet man auf die Reaktion der Gegenseite mit angepassten Formulierungen - oft über Stunden oder Tage. In solchen kritischen Zeitfenstern können unvorhergesehene Ereignisse, Bombardierungen mit vielen zivilen Toten oder auch radikale Interview-Aussagen eines Politikers das Vertrauensverhältnis beabsichtigt oder unbeabsichtigt beschädigen.
    Ist ein Durchbruch besonders zeitkritisch, schalten sich hochrangige Politiker ein. Katars Premier Mohammed bin Abdulrahman Al Thani soll teils direkt mit Hamas-Führer Ismail Haniyeh gesprochen haben. Der US-Nahostbeauftragte Brett McGurk und Mossad-Chef David Barnea reisten für die Verhandlungen nach Doha. Auf Seiten der Hamas war Politbüro-Mitglied Khalil al-Hayya beteiligt gewesen. Er spielte bereits beim Waffenstillstand mit Israel 2014 eine entscheidende Rolle.

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