Nach Nervenkrieg und Ultimatum:Weitere Geiseln frei - darunter vier Deutsche
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Nach längerem Nervenkrieg hat die Hamas eine weitere Geisel-Gruppe freigelassen. 13 Israelis und vier Ausländer sind wieder in Israel - darunter auch vier deutsche Staatsbürger.
Die radikal-islamische Terrorgruppe Hamas hat eine Gruppe von Geiseln im Gazastreifen an Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben. Laut Hamas sollen 13 Israelis sowie sieben ausländische Staatsangehörige übergeben worden sein. Israel allerdings spricht nur von 13 Israelis und vier Personen aus Thailand.
Unter den Freigelassenen sind auch vier Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft. Nach Angaben ihrer Familien handelt es sich bei den vier Deutschen um eine 67-jährige Frau sowie ihre 38-jährige Tochter und deren Kinder im Alter von drei und acht Jahren.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bestätigte, unter den freigelassenen Israelis seien wie schon bei der ersten freigelassenen Gruppe am Freitag vier deutsche Doppelstaatler. "Ich denke an sie und an die, die noch in den Händen der Hamas sind", erklärte Baerbock im Onlinedienst X.
39 palästinensische Gefangene kommen im Gegenzug aus israelischer Haft frei
Im Gegenzug wurden am Samstagabend 39 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen entlassen. Unter ihnen sind der Hamas zufolge sechs Frauen und 33 männliche Jugendliche unter 19 Jahren.
Trotz der Einhaltung der Feuerpause im Gaza-Krieg war am Nachmittag die erwartete Freilassung weiterer Geiseln aus der Gewalt der radikal-islamischen Hamas ins Stocken geraten. In letzter Minute hatte die Terrororganisation am Samstag die unmittelbar bevorstehende Übergabe der zweiten Gruppe Geiseln an Israel gestoppt.
Katar in der Vermittlerrolle
ZDF-Korrespondent Luc Walpot erläuterte, die Terror-Organisation Hamas habe "in gewisser Weise nachverhandeln" wollen und werfe Israel einen Bruch der Vereinbarung des Waffenstillstands vor.
Mithilfe Ägyptens und Katars seien aber nach einer Verzögerung mit beiden Seiten die "Hindernisse für die Freilassung" der Geiseln überwunden worden, erklärte der Sprecher des Außenministeriums in Doha, Madsched Al-Ansari im Onlinedienst X, vormals Twitter.
Post von Madsched Al-Ansari auf X
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Hamas: Israel hat angeblich gegen Abkommen verstoßen
Die Hamas begründete die Verzögerungen damit, dass Israel angeblich gegen einen Teil des Abkommens verstoßen habe. Die Terrororganisation warf Israel vor, nicht wie vereinbart Hilfslieferungen auch in den nördlichen Teil des Gazastreifen ermöglicht zu haben. Ob dies tatsächlich Teil des von Katar vermittelten Abkommens war, ist gegenwärtig unklar.
Am 7. Oktober waren Hunderte Kämpfer der Terrororganisation Hamas nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt, darunter an vielen Frauen und Kindern. Um die 1.200 Menschen in Israel wurden nach israelischen Angaben getötet, zudem wurden etwa 240 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Wieviele von ihnen noch leben, ist bis heute unklar.
Dies war der Auslöser für den Gaza-Krieg, in dem nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bisher rund 42.000 Palästinenser getötet wurden, etwa ein Drittel davon Kinder und Jugendliche. Nach Angaben der Hamas, seien seit Beginn der Angriffe Zehntausende Menschen in dem Palästinensergebiet getötet worden.
Die Angaben zu Toten und Verletzten beider Seiten lassen sich nicht unabhängig überprüfen. (Stand: 5. Oktober 2024)
In Israel war zunächst immer die Rede davon, Hilfslieferungen im Süden zu ermöglichen. Der Palästinensische Rote Halbmond hatte jedoch am Samstag in den sozialen Medien auch von erfolgten Hilfskonvois in den Norden Gazas berichtet. Zudem gab der militärische Arm der Hamas an, Israel würde sich bei der Freilassung von Häftlingen nicht "an die vereinbarten Standards" halten, ohne auszuführen, was das bedeute.
Israel drohte, Kampfhandlungen wieder aufzunehmen
Laut lokalen Medienberichten hatte Israel, nach dem Hin und Her um die Geiseln, sogar in einem Ultimatum mit der Wiederaufnahme der Offensive im Gazastreifen gedroht, sollten die zweite Geiselgruppe nicht bis Mitternacht von der Hamas freigelassen werden. Das berichten die Sender Channel 13 News, N12 News und die Nachrichtenwebsite Ynet übereinstimmend unter Berufung auf Sicherheitskreise.
Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)
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Am Freitag waren nach dem Inkrafttreten einer Feuerpause bereits 39 palästinensische Häftlinge im Austausch für 13 israelische Geiseln freigekommen. Außerdem wurden auch elf Ausländer freigelassen, darunter zehn thailändische und ein philippinischer Staatsbürger.
Unter den am Freitag befreiten Geiseln waren nach ZDF-Informationen vier deutsche Staatsbürger. Darunter seien "eine Mutter mit zwei ganz kleinen Kindern", sagte ZDF-Korrespondent Michael Bewerunge. Bei der vierten Person soll es sich um eine 77-Jährige handeln. Alle vier Personen seien Doppelstaatsbürgerinnen mit deutschem und israelischem Pass. Sie waren aus dem Kibbuz Nir Oz entführt worden.
Kann die Feuerpause ausgeweitet werden?
Israel und die Hamas hatten sich am Mittwoch nach langwierigen Verhandlungen unter Vermittlung von Katar, den USA und Ägypten auf eine viertägige Feuerpause geeinigt. Die Vereinbarung sieht vor, dass in diesem Zeitraum 50 israelische Geiseln sowie 150 palästinensische Gefangene freigelassen werden sollen.
Die Feuerpause kann auf maximal zehn Tage verlängert werden, was den Austausch von weiteren Geiseln und Häflingen ermöglichen würde. Bis zu 100 Geiseln gegen bis zu 300 palästinensische Häftlinge sieht die Einigung aktuell vor.
Durch den Hamas-Überfall auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert - das israelische Militär reagiert mit Militäroperationen. Aktuelle News und Hintergründe im Liveblog.