Ex-Vermittler: "Für Soldaten wird Hamas hohe Preise fordern"

    Interview

    Ex-Unterhändler Gerhard Conrad:"Für Soldaten wird Hamas hohe Preise fordern"

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    Erste von der Hamas verschleppte Geiseln sind wieder in Freiheit. Wie die Chancen für weitere Freilassungen stehen, darüber spricht Ex-Vermittler Gerhard Conrad bei ZDFheute live.

    Zu Beginn einer viertägigen Feuerpause im Gazastreifen ist am Freitag eine erste Gruppe von Hamas-Geiseln freigelassen worden. Die insgesamt 13 israelischen Frauen und Kinder, die beim Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober mit etwa 230 weiteren Menschen in den Gazastreifen verschleppt worden waren, kehrten kurz nach ihrer Freilassung in ihre Heimat zurück. Zudem kamen am Freitag mehrere thailändische Geiseln frei. Im Gegenzug wurden 39 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen.
    Die Verhandlungen über die Freilassung weiterer Geiseln würden jedoch schwieriger werden, so Ex-Unterhändler Gerhard Conrad bei ZDFheute live. Vor allem für Soldaten und Soldatinnen werde die Hamas hohe Preise verlangen.
    Sehen Sie oben das ganze Interview im Video oder lesen Sie es hier in Auszügen. Das sage Gerhard Conrad...

    ... zur möglichen weiteren Entwicklung bei der Geisel-Freilassung:

    Conrad hofft, dass in den nächsten Tage alles ebenso "drehbuchmäßig" verläuft wie bei der Freilassung der ersten Gruppe der Geiseln an diesem Freitag. "Danach wird es spannend, ob es auch in die zweite Tranche hineingeht." Diese beinhaltet von israelischer Seite die Benennung von insgesamt 300 palästinensischen Häftlingen, die freigelassen werden könnten, wenn auf der anderen Seite bis zu 100 israelische Geiseln freigelassen würden. "Beabsichtigt scheint es zu sein." Bis dahin werde es acht bis zehn Tage dauern.
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    Und dann stelle sich die Frage, ob Kampfhandlungen in dem vorherigen Ausmaß wieder beginnen "oder aber - was durchaus vorstellbar ist - eine dritte Phase in Aussicht gestellt wird von der Hamas". Die Hamas dürfte, so Conrad, ein erhebliches Interesse daran haben, weitere Kampfhandlungen so lange wie möglich hinauszuzögern. "Je länger man verhandelt, desto schwieriger werde es, Militäroperationen, vor allem in Süd-Gaza, loszutreten.
    Conrad rechnet damit, dass es noch ein oder zwei weitere Phasen der Geisel-Freilassung geben könnte - bis es zum "harten Kern" komme, den Soldaten und Soldatinnen. Auch da werde am Ende die Frage sein: Konnte sich die Hamas in der Zwischenzeit so weit organisieren, dass sie eine stärkere Position gegenüber Israel einnehmen kann?

    ... zum Ungleichgewicht bei der Geisel-Vereinbarung

    Das Abkommen sieht vor, dass die Hamas bis zu 100 israelische Geiseln freilässt und etwa 300 Palästinenser aus israelischen Gefängnissen freikommen, also drei Mal so viele.

    Das hat nichts mit der Wertigkeit von Menschenleben zu tun. Ich habe die Polemik verfolgt - die ist unsinnig.

    Gerhard Conrad

    Es gehe hier darum, "dass sich eine ungleich größere Zahl an Palästinensern in israelischer Haft befinden". Deswegen komme es zu diesem Schlüssel - ein Israeli gegen drei Palästinenser, alles andere wäre nicht durchsetzbar.

    ... zur Auswahl der Geiseln, die freigelassen werden

    Gerhard Conrad geht davon aus, dass es Teil der Verhandlungen war, welche Geiseln freikommen, "zumindest was die Kategorien angeht". Es sei für beide Seiten am einfachsten, erstmal die strikt humanitären Fälle zu nehmen - Frauen, Kinder und Kranke. Es komme auch hinzu, dass es für die Hamas ein größerer Aufwand sei, die Schwächeren gesund und am Leben halten. "Sie werden zuerst freigelassen, aber man ist sie dann auch los, um es zynisch zu sagen."
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    ... zum Ziel, möglichst viele Geiseln freizubekommen

    Das hänge zunächst von der erfolgreichen Umsetzung der aktuellen Vereinbarung ab. Es werde schwierig, sobald das aktuelle Kontingent erschöpft sei, sagt Experte Conrad mit Blick auf die Freilassung der 100 israelischen Geiseln durch die Hamas und die Freilassung 300 palästinensischer Gefangener durch Israel.
    Zu bestimmen, welche palästinensischen Häftlinge freigelassen werden sollen, ist nicht von heute auf morgen möglich. "Es ist ein relativ komplexer Prozess", sagt Conrad. Es müssten geeignete Namenslisten erstellt werden, geeignete Kategorien, etwa Straffälligkeit oder abgeleistete Strafen. Er hoffe, dass sich Israel bereits darauf vorbereitet habe, sonst könnte Israel gegebenenfalls "gar nicht liefern", sollte die Hamas die Freilassung weiterer Geiseln anbieten. In einem solchen Fall würde zunächst auch wieder verhandelt. "Und wenn verhandelt wird, kann auch wieder geschossen werden."
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    ... zur Freilassung von Geiseln auf diplomatischem Weg

    Im Prinzip könnten alle Geiseln auf diplomatischem Weg freikommen. "Es hängt vom Preis, von der Bereitschaft beider Seiten ab, auf entsprechende Kompromisse einzugehen." Die Kompromisse werden, so Conrad, aller Wahrscheinlichkeit nach immer anspruchsvoller, immer schwieriger werden, "je höherrangig die Qualität der Geiseln ist".

    Soldaten und Soldatinnen werden der harte Kern sein, da wird die Hamas sehr hohe Preise verlangen. Auch um sich selbst wieder aus der Schlinge herauszuziehen.

    Gerhard Conrad

    Die Hamas stehe unter hartem militärischem Druck. Mit ein paar Dutzend Soldaten habe die Hamas weiterhin ein Erpressungspotenzial. Dieses werde die Hamas "nur gegen eine entsprechende Zusicherung für ihre eigene Zukunft freigeben".

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