Al-Schifa-Klinik: Das offene Geheimnis der Hamas-Keller

    Einsatz in Al-Schifa-Klinik:Das offene Geheimnis der Hamas-Keller

    Jan Schneider
    von Jan Schneider
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    Israel wirft der Hamas vor, die Keller unter dem Al-Schifa-Krankenhaus als Kommandozentrale zu nutzen. Die Terrororganisation bestreitet das. Wer sagt die Wahrheit?

    Die israelische Armee ist nach eigenen Angaben in das Al-Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen eingedrungen und hat dabei mehrere Kämpfer der radikal-islamischen Hamas getötet. Bei dem stundenlangen Militäreinsatz sollen auch Waffen der Terrororganisation gefunden worden sein.
    Seit Tagen ist die Umgebung des Gebäudekomplexes umkämpft. Israel vermutet in Hamas-Tunnelsystemen unter dem Krankenhaus eine Kommandozentrale der Islamisten-Gruppe. Die Hamas bestreitet dies. Wer sagt die Wahrheit?

    Hamas-Kämpfer schon lange präsent im Krankenhaus

    Es ist das Dilemma der Kriegsberichterstattung, dass die Bilder und Informationen der kämpfenden Parteien nicht immer sofort überprüft werden können. Nur wenige Journalist*innen sind noch vor Ort in Gaza und auch die, die mit der israelischen Armee in die Kampfgebiete fahren, können nur davon berichten, was ihnen gezeigt wird. Ältere Medien- und Augenzeugenberichte stützen allerdings die These, dass die Hamas das Al-Schifa-Krankenhaus für seine Zwecke missbraucht.
    Die ersten Hinweise auf eine militärische Nutzung des Krankenhauses gab es schon im Jahr 2006 während des palästinensischen Bürgerkriegs zwischen der Hamas und der mit ihr um die Macht konkurrierenden Fatah-Bewegung. In einer TV-Dokumentation des amerikanischen TV-Senders PBS ist zu sehen, wie bewaffnete Kämpfer in den Gängen des Krankenhauses stehen und Ärzte bedrängt werden, Verwundete der Hamas schneller zu versorgen. Dr. Juma Saka, ein Arzt im Schifa-Krankenhaus, äußerte sich ein Jahr später in einem Bericht so zur Lage im Hospital:

    Das medizinische Personal leidet unter Angst und Schrecken, insbesondere vor den Hamas-Kämpfern, die sich in jeder Ecke des Krankenhauses aufhalten.

    Dr. Juma Saka

    Amnesty International: Hamas folterte im Keller des Al-Schifa-Hospitals

    Im Jahr 2014 rückte das Al-Schifa-Krankenhaus erneut in den Fokus der Öffentlichkeit. In einem Artikel der "Washington Post" wurde das Hospital als "das de-facto Hauptquartier der Hamasführer" bezeichnet. Dort würden Interviews gegeben und die Hamas nutze die Bilder von verletzten Palästinensern für ihre Propaganda.
    Im selben Jahr berichtete die Menschenrechtsorganisation Amnesty International davon, dass in den Kellerräumen des Krankenhauses von der Hamas entführte Personen verhört, gefoltert oder auf andere Weise misshandelt würden.

    Das "am schlechtesten gehütete Geheimnis" des Gaza-Kriegs

    Von einem eher zufälligen Einblick in die Unterwelt des Krankenhauses berichtete diese Woche der Korrespondent des ORF, Tim Cupal: Er sei ebenfalls 2014 im Al-Schifa-Krankenhaus gewesen, um mit Verletzten zu sprechen. Nach den Dreharbeiten sei er über das Treppenhaus zu weit in den Keller gegangen und plötzlich von bewaffneten Männern festgehalten worden. Es sei damals ein offenes Geheimnis gewesen, dass sich im Al-Schifa-Krankenhaus Hamas-Kämpfer aufgehalten haben.
    Das US-Magazin "Tablet" bezeichnete die Bunker und Kommandozentrale der Hamas unter dem Al-Schifa-Krankenhaus sogar als eines der "am schlechtesten gehüteten Geheimnisse des Gaza-Kriegs".
    Israel: "Geiseln endlich zurückholen"
    Seit dem frühen Mittwochmorgen "gibt es im Krankenhaus Al-Schifa eine Militäroperation von israelischer Seite", berichtet ZDF-Reporter Stefan Leifert.15.11.2023 | 4:10 min
    Auch Nicola Albrecht, ehemalige Leiterin des ZDF-Studios in Tel Aviv, kann bestätigen, dass im Gazastreifen niemand bezweifelt, dass die Hamas die Keller unter dem Krankenhaus für ihre Zwecke nutzt. Sie war etwa 20 Mal im Schifa-Hospital und es sei jedem klar gewesen, dass sie als Medienvertreter niemals in den Keller gehen dürften:

    Alles ab Etage -2 war verboten. Das war der Bereich der Hamas.

    Nicola Albrecht, ZDF-Korrespondentin

    Die Anlage, in der heute das Al-Schifa-Krankenhaus beheimatet ist, wurde ursprünglich Ende der 1940er-Jahre als Kaserne der britischen Armee errichtet und wenige Zeit später in ein Krankenhaus umgewandelt. In den 1950er Jahren baute Ägypten es in einen größeren Komplex mit mehr medizinischen Angeboten aus. Nachdem Israel im Zuge des Sechstagekriegs den Gaza-Streifen besetzt hatte, wurde das Krankenhaus in den 1980er Jahren umfangreich renoviert. Dabei wurde auch ein großer unterirdischer Komplex mit Platz für Büros hinzugebaut.

    Mutmaßliche Hinweise auf Geiseln in anderen Krankenhäusern

    Ein Ziel der Erstürmung des Krankenhauses war, Hinweise auf den Verbleib der Geiseln der Hamas zu finden. Bereits vor einigen Tagen hatte das israelische Militär Aufnahmen aus einem anderen Hospital veröffentlicht, die Belegen sollen, dass dort Geiseln festgehalten wurden. In dem Videomaterial aus dem Keller der Al-Rantisi-Kinderklinik sind gefundene Waffen zu sehen. Außerdem seien dort Frauenkleider, Babyfläschchen und Fesseln gefunden worden.

    Tweet des IDF

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    Im Al-Schifa-Krankenhaus habe man nach israelischen Armeeangaben bisher keine Hinweise auf Geiseln gefunden, die Militäraktion laufe aber noch.

    Nahost-Konflikt
    :Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost

    Durch den Hamas-Überfall auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert - das israelische Militär reagiert mit Militäroperationen. Aktuelle News und Hintergründe im Liveblog.
    Menschen und Retter tragen den bedeckten Körper eines Gefangenen, der aus den Trümmern eines Hauses gezogen wurde, aufgenommen am 18.11.2024
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