US-Präsident unter Druck: So lief das Interview mit Biden

    US-Präsident unter Druck :Biden: Nur Gott kann mich stoppen

    von Anna Kleiser, Washington D.C.
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    Ein durchwachsener Interview-Auftritt von Joe Biden hält die Demokraten in der Schwebe. Ein Teil sieht ihn weiter als beste Option, andere fordern den Wechsel. Ein Dilemma.

    US President Biden campaigns in Madison, Wisconsin
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    Eins war schon vorher klar: Ein Interview allein wird es nicht richten. Weder besorgte Demokraten noch besorgte Wählerinnen und Wähler können wirklich aufatmen. 22 Minuten lang wurde Joe Biden vom ABC-Moderator George Stephanopoulos hauptsächlich nach seiner Fitness befragt.
    Das Ergebnis ist ein ruhiges Gespräch indem der US-Präsident die Sorgen herunterspielt, schlechte Umfragewerte bestreitet, seine Erfolge präsentiert und sich zwischendurch verzettelt.

    TV-Debatte für Biden ein Ausrutscher

    Gleich zu Beginn betont der 81-Jährige, er habe bei der TV-Debatte einen "schlechten Abend" gehabt, leide nicht an einer ernsthaften Erkrankung. Schuld sei eine Erkältung gewesen, er habe sich schrecklich gefühlt. Später sagt er, Trumps Kommentare seien Schuld gewesen.
    Auf die Frage, ob er in der Lage sei, vier Jahre lang Präsident zu sein, antwortet Biden:

    Ich würde nicht kandidieren, wenn ich nicht glauben würde, dass ich es kann.

    Joe Biden, US-Präsident

    Mit heiserer Stimme versuchte er, Fragen nach seinem Zustand auch mit Verweisen auf politische Erfolge, wie neue Jobs oder die Erweiterung der Nato, wegzuwischen.
    Archiv: Weißes Haus in Washington
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    Biden sieht sich als besten Kandidaten

    Mehrfach sagt Biden, er glaube er sei die beste Chance für die Demokraten. Es wird deutlich, dass er vollkommen überzeugt ist, gegen seinen Konkurrenten Donald Trump gewinnen zu können.
    Das Problem der Demokraten sei, dass es möglicherweise nicht ausreiche "ruhig und besonnen zu sein und auf eine solide Bilanz zu verweisen", sagt Politikwissenschafter Jack Goldstone. Die Menschen würden von Präsidenten fordern, Stärke zu demonstrieren und jede Situation unter Kontrolle haben.

    Trump übernimmt die Kontrolle, wenn auch auf bizarre Weise. Biden, der nachdenklich ist, wirkt zuweilen zögerlich.

    Jack Goldstone, Politologe der George-Mason-University

    Diese Stärke habe Biden nicht gezeigt, so Goldstone.
    Auf dem Bild ist Joe Biden, Präsident der USA zu sehen.
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    Biden: Nur Gott kann mich zum aufgeben bringen

    Das Schlimmste sei gewesen, dass Biden "nicht in der Lage zu sein schien, sich mit einer anderen Realität als der, die er sieht, auseinanderzusetzen", analysiert Politologe Goldstone. Biden antwortete etwa auf die Frage nach sinkenden Umfragewerten lediglich damit, dass er ihnen nicht glaube. Er verwies auf seinen Sieg 2020 und den Erfolg der Demokraten bei den Zwischenwahlen. Auch die Frage nach einen kognitiven Test spielte er herunter.
    Nur der "allmächtige Gott" könne ihn veranlassen, aus dem Präsidentschaftsrennen auszuscheiden, so der gläubige Christ Biden. Das werde jedoch nicht passieren. Ein Rückzug sei "völlig ausgeschlossen", sagte er nach dem Interview zu Reportern.
    Zurvor hatte er bei einem kraftvollen Wahlkampfauftritt in Wisconsin einen Punkt gemacht, um sich gegen parteiinterne Kritik zu verteidigen. Er sei bei den Vorwahlen von Millionen Demokraten in ganz Amerika gewählt worden. Er sei daher der Kandidat der Partei.
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    Demokraten uneins

    Doch ein starker Wahlkampfauftritt und ein durchwachsenes Interview hinterlassen eine schwierige Bilanz. Die Kluft zwischen den Demokraten, die fest hinter Biden stehen und denen, die einen Wechsel fordern, wird sich weiter vertiefen. Lloyd Doggett, der Abgeordnete aus Texas, der Biden als erster öffentlich zum Rückzug aufgerufen hatte, sagte nach dem Interview, dieser Schritt sei nun noch drängender. Die Demokraten seien nicht Gott, aber:

    Herr Präsident, das Risiko einer Trump-Präsidentschaft, unsere Demokratie zu zerstören, die Regierung zu übernehmen und sie nie mehr zurückzugeben, ist so groß, dass wir unseren stärksten Kandidaten haben müssen.

    Lloyd Doggett, Demokratischer Abgeordneter

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    Die kommenden Wochen entscheiden

    Professor Goldstone rechnet damit, dass die führenden Demokraten weiter hinter Biden stehen, ihn aber genau beobachten werden. Sollte es Biden in den kommenden zwei Wochen gelingen, durch gute Auftritte seine Umfragewerte zu verbessern, könnten die Rückzugsforderungen verstummen. Doch bis zur Wahl in vier Monaten könne noch viel passieren.
    Der Schaden ist längst angerichtet. Dass das Interview geholfen hat, Bedenken zu zerstreuen, ist fraglich. Bei jedem weiteren Auftritt, werden sich dieselben Fragen stellen.
    Bidens Gegner Donald Trump hält sich mit Kommentaren bisher auffällig zurück. Am Donnerstag lud er Biden zu einer weiteren Debatte ein, das sei die Antwort auf das "Rätsel über die Inkompetenz".
    Anna Kleiser ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.

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