Sepsis: Symptome und Anzeichen einer Blutvergiftung erkennen
Symptome einer Blutvergiftung:Warum eine Sepsis früh erkannt werden muss
von Manuela Christ und Susanne Seidl
|
Eine Sepsis ist ein medizinischer Notfall und muss schnellstmöglich behandelt werden. Vergeht zu viel Zeit, kann das fatale Folgen haben. Doch Symptome sind oft nicht eindeutig.
Sepsis, auch Blutvergiftung genannt, ist eine der unterschätzten Krankheiten in Deutschland. 230.000 Menschen erkranken jährlich. 85.000 starben daran.13.09.2024 | 1:35 min
Eine Blutvergiftung ist in Deutschland die dritthäufigste Todesursache. Sie tritt als schwerste Komplikation einer Infektionserkrankung auf. Doch viele schwere Verläufe könnten vermieden werden, wenn eine Sepsis rechtzeitig erkannt würde, sagt Michael Booke, Anästhesist und Intensivmediziner vom Varisano Krankenhaus Bad Soden. Das passiere auch in Kliniken noch zu selten.
Aufklärung kann Leben retten
Aufklärung aller Beteiligten ist aus Bookes Sicht besonders wichtig: "Wir sind darauf angewiesen, gute und hoch ausgebildete Pflegekräfte zu haben, die den Patienten beobachten und merken, wenn Dinge entgleisen und dann Alarm geben." Nicht nur Pflegende und Ärzte, auch in der Bevölkerung müsse man eine mögliche Sepsis immer im Kopf haben, so der Experte.
Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht erklärt, wodurch eine Sepsis ausgelöst wird und wie man sich schützen kann. 17.04.2024 | 6:52 min
Irreführende Symptome bei einer Sepsis
Bei einer Sepsis richtet sich die Abwehrreaktion des Körpers gegen eigene Organe und Gewebe. An Symptomen kommt es neben hohem Fieber und Schüttelfrost oft zu starken Schmerzen und Herzrasen. Alles Anzeichen, die anfangs auch auf eine Grippe hinweisen, sagt Intensivmediziner Matthias Gründling von der Universitätsmedizin Greifswald.
Die Symptome einer Blutvergiftung sind oft vielfältig und uneindeutig:
Sehr starkes Krankheitsgefühl
Hohes Fieber
Schüttelfrost
Erhöhter Puls
Niedriger oder abfallender Blutdruck
Orientierungslosigkeit / Bewusstseinsstörung
Atemnot
Zu wenige / zu viele weiße Blutkörperchen im Blut
Der berühmte rote Strich am Arm …
… der zum Herzen führt, weist nicht auf eine Sepsis hin, sondern auf eine Entzündung der Lymphbahnen. Auch dann sollte der Betroffene rasch zum Arzt, denn im schlimmsten Fall kann sich daraus ebenfalls eine Sepsis entwickeln, muss aber nicht.
19.04.2021 | 0:22 min
Normalerweise wehren Zellen des Immunsystems alle Krankheitserreger ab. Bei einer Sepsis gerät die Reaktion des Körpers auf eine Infektion jedoch außer Kontrolle.
Die Abwehrzellen greifen den gesamten Körper an, der Blutdruck fällt ab, der Blutkreislauf bricht zusammen und weitere Organe wie Niere, Lunge oder Leber können versagen. Amputationen können die schwerwiegende Folge sein.
Eine Sepsis ist ein medizinischer Notfall, der sofort ärztlich behandelt werden muss. Oft wird angenommen, sie enstehe nur durch eine entzündete Wunde. Dabei kann jede Infektion eine Blutvergiftung auslösen.13.09.2023 | 5:55 min
Ursachen einer Sepsis
Die Ursachen für eine Sepsis liegen immer in einer Infektion. Auslösende Erreger sind vor allem Bakterien. Aber auch Viren, Pilze oder Parasiten können eine Sepsis verursachen.
Sie entwickelt sich aus einer anfangs begrenzten Infektion: häufig aus einer Lungenentzündung, einem Harnwegsinfekt, einer Infektion im Bauchraum oder einer Hirnhautentzündung (Meningitis).
Nina ist 33, als sich nach einem Krankenhausaufenthalt ihr Leben für immer verändert. Die zweifache Mutter erleidet eine lebensbedrohliche Sepsis mit bleibenden Schäden.31.01.2022 | 28:59 min
Auch medizinische Eingriffe wie eine Darmspiegelung oder eine Hüft-OP können zu einer Sepsis führen. Und natürlich eine einfache Schnittverletzung. Grundsätzlich kann jede Infektion zu einer Sepsis führen, wenn sie nicht durch das Immunsystem in Schach gehalten oder wirksam mit Medikamenten behandelt wird.
Von einer Sepsis sind häufig Menschen mit einem schwachen Immunsystem wie Schwangere, Frühgeborene und ältere Menschen betroffen. Ein erhöhtes Risiko für eine Sepsis haben:
Säuglingeunter einem Jahr
ältere Menschen ab ca. 60 bis 65 Jahren
Außerdem gefährdet sind Menschen mit:
chronischen Erkrankungen (wie etwa der Lunge, der Leber, der Nieren oder des Herzens)
Schützen kann sich jeder mit Impfungen gegen Grippe und - je nach Alter - gegen Pneumokokken, die eine Lungenentzündung verursachen können.
Regelmäßiges Händewaschen, eine gute Lebensmittelhygiene sowie eine sterile Versorgung von Wunden können das Eindringen von Krankheitserregern in den Körper verhindern.
Mit dem Messer abgerutscht, den Kopf gestoßen oder die Hand aufgeschürft: Kleine Verletzungen passieren schnell. Nicht immer muss man damit zum Arzt. Vieles lässt sich selbst tun.
von Anja Braunwarth
mit Video
Aufklärung kann Leben retten
Dem Team der Unimedizin Greifswald um Matthias Gründling ist es mit Schulungen und einem Sepsis-Qualitätsmanagement in den vergangenen zehn Jahren gelungen, die Sterberate der Sepsis-Patienten stark zu reduzieren.
Das medizinische Personal auf allen Stationen im Uniklinikum ist inzwischen für die Problematik sensibilisiert. Schon beim kleinsten Verdacht wird dem Patienten Blut abgenommen, um es frühzeitig auf eine mögliche Sepsis zu analysieren. Das spart Zeit und gibt den behandelnden Medizinern die Möglichkeit, schneller zu reagieren und damit Leben zu retten.
Der Artikel wurde erstmals am 13. September 2023 publiziert.