Würmer bei Kindern: Symptome erkennen und richtig behandeln

    Hilfe, mein Kind hat Würmer!:Wurmbefall erkennen und wirksam behandeln

    von Julia Zipfel
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    Ungebetene Gäste, die keiner haben möchte: Würmer. Doch ein Wurmbefall passiert häufiger als gedacht. Wie man die lästigen Mitbewohner wieder loswird.

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    Viele Eltern stellen irgendwann mit Schrecken fest: Das Kind hat Würmer. Das Thema ist immer noch ein großes Tabu. Dabei kann es jeden treffen, denn ein Wurmbefall hat nichts mit einem ungepflegten Haushalt zu tun.
    Wurmerkrankungen sind in Europa weit verbreitet. Etwa jedes dritte Kind zwischen drei und neun Jahren infiziert sich mindestens einmal mit Würmern. Am häufigsten ist eine Infektion mit dem Madenwurm. Infektionen mit Spul- und Bandwürmern kommen aufgrund des hohen Hygienestandards nur noch selten vor.

    Wie bekommt man Würmer?

    Würmer bekommt man, wenn man Wurmeier schluckt. Das passiert vor allem, wenn kleinere Kinder ihre Finger, Spielzeug oder Sand in den Mund stecken. Daran können Wurmeier kleben. Die Übertragung findet auch über ungewaschenes Obst und Gemüse oder kontaminierte Oberflächen statt. Häufig werden die Wurmeier auch eingeatmet, zum Beispiel beim Aufschütteln der Bettdecke. Kinderarzt Peter Lauenstein sieht in seiner Praxis regelmäßig Kinder mit Wurmbefall.

    Wurmeier können auf Oberflächen, in der Kleidung oder unter den Fingernägeln bis zu drei Wochen überleben.

    Dr. Peter Lauenstein, Kinderarzt

    Auch über den Kontakt mit Haustieren und Haustierkot kann man unbemerkt Wurmeier aufnehmen. Rohes oder halb gares, mit Wurmlarven infiziertes Fleisch ist ebenfalls eine mögliche Ansteckungsquelle.

    Wie bemerkt man einen Wurmbefall?

    Das häufigste Symptom ist Juckreiz im Afterbereich, vor allem nachts. Ausgelöst wird er von den Eiern, die die Weibchen dort ablegen.

    In ganz seltenen Fällen äußert sich ein ausgeprägter Wurmbefall durch Magen-Darm-Beschwerden.

    Dr. Peter Lauenstein, Kinderarzt

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    Bei einem Verdacht auf Wurmbefall liefert ein einfacher Test schnell Klarheit. Ein durchsichtiger Klebestreifen wird in der Nähe des Afters auf die Haut geklebt, wieder entfernt und zum Kinderarzt gebracht. Unter dem Mikroskop sind die Wurmeier dann zu sehen. Manchmal finden sich Würmer auch sichtbar in der Bettwäsche, Unterwäsche oder Windel, hin und wieder auch im Stuhlgang.

    Würmer sind Parasiten. Sie vermehren sich, indem sie Eier legen. Um zu überleben, brauchen sie einen Wirt, zum Beispiel den Menschen. In seinem Körper können sie sich ungestört entwickeln, da sie vom Immunsystem nicht als schädlich erkannt werden.

    Gelangen Wurmeier in den Magen-Darm-Trakt, entwickeln sich daraus innerhalb von zwei bis drei Wochen die Würmer. Die Weibchen wandern nachts Richtung Darmausgang, um ihre Eier am Rand des Afters abzulegen.

    Die Eier verursachen einen starken Juckreiz. Beim Kratzen bleiben sie an den Fingern und unter den Nägeln haften. So werden sie auf Lebensmittel, Spielzeug oder Oberflächen übertragen und gelangen in den Körper. Der Zyklus beginnt von vorne.

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    Ist ein Wurmbefall gefährlich?

    Ein Wurmbefall mit Madenwürmern ist ungefährlich und gut behandelbar. Auch eine Infektion mit Spulwürmern verläuft zunächst harmlos. Unbehandelt können die Würmer jedoch die Lunge und den Darm befallen. Bandwürmer dagegen können - je nach Art - Zysten im Gehirn, in der Leber und in anderen Organen verursachen.

    Was hilft gegen Würmer?

    Anti-Wurmmittel beseitigen schnell den Parasitenbefall mit Madenwürmern. Verschreibungspflichtige Medikamente mit den Wirkstoffen Pyrantel, Pyrvinium oder Mebendazol gibt es als Kautablette, Saft oder Tablette. Die Wirkstoffe lähmen die Würmer oder töten sie ab. Sie werden dann vom Körper ausgeschieden. Nach zwei bis vier Wochen wird die Wurmkur wiederholt, falls sich in der Zwischenzeit aus verbliebenen Eiern neue Würmer entwickelt haben.
    Manchmal kommt es nach der Einnahme der Medikamente zu Bauchschmerzen, Durchfall oder Übelkeit. Ob Familienmitglieder mitbehandelt werden müssen, entscheidet der Arzt individuell.
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    Im Internet werden bei Wurmbefall häufig Hausmittel wie Sauerkraut, rohe Karotten oder Ananas empfohlen. Das hat allerdings keinen Effekt auf die Parasiten, da sich Würmer wie ihr Wirt ernähren. Ein Arztbesuch ist bei einem Wurmbefall immer dringend angeraten.

    Ein Wurmbefall muss nicht dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Trotzdem sollten Eltern das Kita- oder Schulpersonal informieren. Nur so können die Einrichtungen entsprechende Hygienemaßnahmen ergreifen. Bis zur ersten Wurmkur sollten die Kinder zu Hause bleiben. Nach der Einnahme des Medikaments dürfen sie wieder in Kita oder Schule gehen.

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    Wie lässt sich eine erneute Ansteckung vermeiden?

    Um Würmer dauerhaft loszuwerden, sollten strenge Hygienemaßnahmen eingehalten werden:
    • Nach dem Spielen im Freien, vor dem Essen und nach dem Toilettengang die Hände immer gründlich mit Seife waschen.
    • Spielzeug, Böden und Oberflächen regelmäßig mit heißem Wasser reinigen.
    • Gemüse und Obst vor dem Verzehr gründlich waschen.
    • Bettwäsche täglich wechseln und zusammen mit der Unterwäsche bei mindestens 40 Grad, besser 60 Grad, waschen.
    • Fingernägel kurzhalten.
    • Den Po des Kindes morgens und abends unter fließendem Wasser waschen oder mit einem Feuchttuch reinigen.
    • Haustiere regelmäßig entwurmen.

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