Blasenentzündung: Vorbeugen mit Impfung statt Antibiotika
Immunisierung mit Impfung:Blasenentzündung: Vorbeugen statt Antibiotika
von Susanne Gentsch
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Harnwegsinfekte können belastend sein, vor allem wenn sie immer wieder auftreten. Ein weiteres Problem: die häufige Einnahme von Antibiotika. Wie eine Impfung helfen könnte.
Frauen sind deutlich häufiger von Harnwegsinfekten betroffen als Männer. (Symbolbild)
Quelle: Imago / Jochen Tack
Die Hälfte aller Frauen hatte in ihrem Leben bereits einmal eine Blasenentzündung. Jede Dritte von ihnen ist mindestens ein zweites Mal betroffen. Die Symptome: häufiges Wasserlassen, brennende Schmerzen, Bauchkrämpfe und teils blutiger Urin. Bei vielen ist der Leidensdruck hoch, vor allem wenn die Blasenentzündung immer wiederkommt.
Bei einer Blasenentzündung ist die Schleimhaut der Blase gereizt. Das beeinflusst die Dehnbarkeit der Blase. Betroffene beschreiben es so: Es fühlt sich an, als sei die Blase ständig voll. Man verspürt schneller und häufiger Harndrang. In 80 bis 90 Prozent der Fälle werden Harnwegsinfekte durch Bakterien ausgelöst, die über die Harnröhre in die Harnblase gelangen. Am häufigsten sind das Escherichia coli (E. coli) und Enterokokken. Problematisch ist, wenn die Blase beim Toilettengang nicht vollständig entleert wird. Krankheitskeime können sich dann leichter im Restharn vermehren und bleiben an der Blasenwand haften.
Langzeitantibiotika haben schlechten Ruf
Bei einer akuten Blasenentzündung wird üblicherweise mit Antibiotika behandelt, um die Bakterien zu bekämpfen und die Beschwerden schnell zu lindern. Treten die Infektionen wiederholt auf, werden auch Langzeitantibiotika eingesetzt. Die sind allerdings in den letzten Jahren immer mehr in die Kritik geraten.
"Und dann kann es sein, dass das Antibiotikum nicht mehr wirkt auf das Bakterium", erklärt Ali Barhoum, Urologe aus Mannheim. "Dann müssen Sie auf ein stärkeres Medikament zurückgreifen."
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Mit Impfung körpereigene Abwehr der Harnblase verbessern
Doch stärkere Medikamente stören das Mikrobiom, die normale bakterielle Besiedlung im Körper. Als Alternative wird seit 2017 deshalb in den Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Urologie eine Impfung empfohlen, bevor Langzeitantibiotika eingesetzt werden. Mit der Impfung soll die körpereigene Abwehr der Harnblase verbessert werden. Seit 2004 sind in Deutschland zwei Impfstoffe dafür zugelassen: als Kapsel und in Spritzenform.
Schluckimpfung
Die Schluckimpfung in Kapselform beinhaltet sogenannte E. coli-Fraktionen, also immunaktive E. coli-Bakterien verschiedener Stämme. Um eine Grundimmunisierung zu erreichen, muss über drei Monate jeden Tag eine Kapsel eingenommen werden; danach für weitere drei Monate je eine Kapsel in den ersten zehn Tagen eines Monats.
Injektion
Die Injektion beinhaltet neben inaktivierten Bestandteilen von E. coli-Bakterien auch andere inaktivierte Bakterienstämme, zum Beispiel Morganella morganii und Proteus mirabilis. Die Impfung deckt somit ein größeres Spektrum an Erregern ab. Für die Grundimmunisierung werden drei Spritzen im Abstand von jeweils ein bis zwei Wochen verabreicht. Dann wird jährlich eine Auffrischungsimpfung empfohlen.
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Frauen häufiger von Blasenentzündung betroffen als Männer
Da Frauen eine deutlich kürzere Harnröhre haben und der Enddarmausgang bei ihnen sehr nah am Scheideneingang liegt, können Bakterien leichter in die Blase gelangen. Hinzu kommt, dass das feuchte Scheidenmilieu die Ansiedlung von Bakterien begünstigt.
Auch die hormonelle Umstellung im Laufe des Lebens kann Einfluss haben. So wird in den Wechseljahren die Produktion von Östrogen in den Eierstöcken deutlich reduziert. Die Schleimhäute im Genitalbereich werden nicht mehr optimal durchblutet und trocknen aus. Die natürliche Schutzbarriere ist damit nicht mehr intakt. Bakterien können sie leichter überwinden.
Auch Männer sind von Harnwegsinfekten betroffen, allerdings deutlich seltener. Im Schnitt erkrankt einer von 100 Männern. Meist handelt es sich um einen komplizierten Harnwegsinfekt. Die sind oft schmerzhaft und langwieriger. Vorerkrankungen wie eine Prostatavergrößerung können Harnwegsinfekte begünstigen.
Harnwegsinfekte
Hier liegen keine relevanten funktionellen oder anatomischen Veränderungen, Nierenfunktionsstörungen oder Begleiterkrankungen vor. Der Infekt wird durch das Einschwemmen von Bakterien in die Blase ausgelöst. In 30 bis 50 Prozent der Fälle heilen unkomplizierte Harnwegsinfekte innerhalb einer Woche von selbst aus. Antibiotika können die Linderung der akuten Beschwerden um drei bis vier Tage verkürzen, sind aber nicht zwingend notwendig.
Hier liegen häufig anatomische, funktionelle Probleme oder auch Begleiterkrankungen zu Grunde. Bei einer Diabeteserkrankung beispielsweise ist das Immunsystem insgesamt geschwächt. Das kann auch Blasenentzündungen begünstigen. Behandelt man dann zum Beispiel die Grunderkrankung Diabetes, kann auch die Zahl der Harnwegsinfekte minimiert werden.
Bei einer vergrößerten Prostata hingegen liegt ein anatomisches Problem vor. Durch die Vergrößerung neigt der Betroffene zur Entwicklung von Restharn. Bakterien können sich darin ansiedeln und vermehren, was Blasenentzündungen begünstigt. Komplizierte Harnwegsinfekte sollten unbedingt mit Antibiotika behandelt werden, um eine weitere Ausbreitung der Bakterien, zum Beispiel in die Nieren, zu verhindern.
Pflanzliche Hilfe bei Blasenentzündungen
Ob Antibiotika bei einem unkomplizierten Harnwegsinfekt eingenommen werden oder nicht, sollte mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin besprochen werden. Wer sich dagegen entscheidet, kann mit pflanzlichen Präparaten versuchen, die Blasenentzündung zu behandeln.
"Da gibt es gute Studien, die zeigen, dass das genauso gut wirksam ist wie die antibiotische Therapie", weiß Urologe Barhoum. Die Beschwerden werden seiner Erfahrung nach genauso gut gelindert, es dauert aber etwas länger.
Diese pflanzlichen Mittel können helfen
antientzündlich und krampflösend: Goldrutenkraut, Rosmarinblätter oder Katzenbartblätter
harntreibend: zum Ausspülen der Bakterien aus der Blase Brennnessel, Birken, Tausendgüldenkraut, Liebstöckelwurzel
antibakteriell: Bärentraubenblätter, Meerrettichwurzel und Kapuzinerkraut
Pflanzliche Mittel werden in der der Regel als Kapsel oder Tee angeboten.
Viele Frauen leiden daran, aber kaum eine spricht darüber: Harninkontinenz. Was hilft, damit die ständige Suche nach der nächsten Toilette nicht zum Problem wird.
von Corinna Klee
mit Video
Wirkung von Cranberries nicht belegt
Möchte man mit pflanzlichen Mitteln vorbeugen, wird vor allem Cranberries eine positive Wirkung nachgesagt. Sie werden auch als Pulver, Saft oder in Kapseln angeboten. Die Inhaltsstoffe der Beere sollen die Anhaftung von Bakterien an der Blasenwand verhindern. Die Wirkung ist jedoch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt, weiß Urologe Barhoum:
Quelle: dpa
Unterkühlung vermeiden: Das vegetative Nervensystem reagiert auf Kälte mit Gefäßverengung, um Wärme einzusparen. Dadurch wird auch die Schleimhaut im Genitalbereich nicht mehr ausreichend durchblutet. Bakterien können leichter eindringen.
Ausgewogenes Trinkverhalten: Zwei Liter Flüssigkeit sollten pro Tag aufgenommen werden. So werden die Harnwege gut durchspült und die Blase entleert sich regelmäßig. Bakterien können sich schwerer ansammeln.
Richtige Intimhygiene: Seife kann die Scheidenflora verändern und damit die natürliche Schutzfunktion der Schleimhaut schädigen. Das erhöht die Eintrittswahrscheinlichkeit von Bakterien. Besser mit klarem Wasser oder PH-neutraler Waschlotion reinigen.
Spermizide (falls möglich) vermeiden: Der Gebrauch von Diaphragmen mit Spermiziden kann die Schleimhäute reizen und den Einfall von Bakterien begünstigen.
Nach dem Geschlechtsverkehr:Unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr die Blase leeren ist wichtig,um Bakterien direkt auszuschwemmen.
Hygiene beim Toilettengang:Mit dem Toilettenpapier immer von vorne nach hinten säubern.