Vibrionen in der Ostsee: Infektionen, Symptome, Behandlung

    FAQ

    Nach Todesfällen:Bakterium im Badewasser: Was sind Vibrionen?

    ZDFheute Update - Kevin Schubert
    von Kevin Schubert
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    In Deutschland sind zwei Menschen im Zusammenhang mit einer Vibrionen-Infektion gestorben. Wo die Bakterien vorkommen und wie man sich infiziert - eine Übersicht.

    Touristen spazieren und baden am Strand der Ostsee.
    Vibrionen in der Ostsee: Ab einer Temperatur von 20 Grad Celsius vermehren sich die Bakterien stark. (Symbolbild)
    Quelle: dpa

    Zwei Menschen sind in Mecklenburg-Vorpommern gestorben. Ein 81-jähriger Urlauber starb, nachdem er sich eine Vibrionen-Infektion beim Baden in der Ostsee zugezogen hatte, teilte das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) mit. Der Mann hatte verschiedene chronische Erkrankungen und offene Wunden.
    Beim zweiten Fall handelt es sich laut Lagus um einen 59-jährigen Mann aus Mecklenburg-Vorpommern, in dessen Blut Vibrionen nachgewiesen wurden. Als Todesursache wurde eine Sepsis angegeben. Mehr ist noch nicht bekannt.
    Was aber sind Vibrionen? Wie infiziert und schützt man sich? Und warum spielt der Klimawandel eine Rolle? ZDFheute beantwortet wichtige Fragen.

    Was sind Vibrionen?

    Vibrionen sind Bakterien, die verschiedene Infektionen auslösen können. Das Robert-Koch-Institut (RKI) beschreibt sie als "mäßig bis ausgeprägt halophil", also salzbedürftig. Der bekannteste Vertreter ist Vibrio cholerae O1/O139. Bei Bildung des Cholera-Toxins kann es die epidemische Cholera verursachen.
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    Sogenannte Nicht-Cholera-Vibrionen kommen als Bestandteil der ganz normalen Bakterienflora weltweit vor - auch in Nord-, Ostsee und leicht salzhaltigen Binnengewässern. Dabei vermehren sie sich nach RKI-Angaben vor allem bei einem Salzgehalt von 0,5 bis 2,5 Prozent und ab einer Temperatur von über 20 Grad Celsius.
    Karten des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie zeigen, dass die küstennahen Wassertemperaturen an Nord- und Ostsee aktuell vielerorts über 20 Grad Celsius liegen.

    Wie gelangen die Erreger in den Körper?

    Laut RKI können Vibrionen sowohl Wundinfektionen als auch Infektionen des Magen-Darm-Trakts (gastroenteritisch) hervorrufen. Bei Wundinfektionen treten die Bakterien demnach über offene, nicht verheilte Wunden ein - etwa beim Waten, Baden oder Tauchen. Gastroenteritische Infektionen treten meist nach dem Verzehr von rohen oder unzureichend gegarten Meeresfrüchten oder rohem Fisch auf.
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    Welche Symptome gibt es?

    Bei Wundinfektionen durch Nicht-Cholera-Vibrionen listet das RKI auf:

    • Frühes Symptom: lokaler Schmerz, der angesichts der sichtbaren Wunde überproportional stark erscheint
    • Oberflächliche Infektion kann sich schnell ausbreiten
    • Kann zu tiefgreifenden Nekrosen und Hautgeschwüren führen
    • Vor allem Vibrionen des Typs vulnificus können zu schwerwiegenden Gewebezerstörungen führen - auch nekrotisierende Faszilitis genannt
    • Auch Fieber, Schüttelfrost und Sepsis können auftreten
    • Schwere Erkrankungen können tödlich enden

    Bei Infektionen des Magen-Darm-Traktes listet das RKI auf:

    • Krampfhafte Unterleibsschmerzen
    • Erbrechen
    • Übelkeit
    • Wässriger Durchfall
    • Bei schweren Verläufen kann Sepsis auftreten
    • Kann ohne Behandlung zu Mehrfachorganversagen und septischem Kreislaufschock führen sowie tödlich enden
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    Wann treten die ersten Symptome auf?

    Je nach Erreger liegt die Inkubationszeit zwischen vier und 96 Stunden. Meist erkranken Betroffene deshalb noch in der Nähe des Ansteckungsortes.

    Wie können Infektionen mit Vibrionen behandelt werden?

    Das RKI empfiehlt eine schnelle Therapie mit geeigneten Antibiotika. "Unbehandelt oder zu spät behandelt kann - durch das schnelle Fortschreiten der Infektion - zusätzlich eine chirurgische Behandlung bis hin zur Amputation betroffener Gliedmaßen erforderlich sein", schreibt das RKI.
    Vor allem Risikogruppen (ältere, immungeschwächte oder vorerkrankte Menschen) sollten aufs Baden verzichten, wenn das Vibrionen-Risiko erhöht ist und sie nicht verheilte Wunden haben.
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    Wie häufig sind Vibrionen-Infektionen?

    Seit dem 1. März 2020 gibt es in Deutschland eine namentliche Meldepflicht für alle Vibrionen-Infektionen. Dabei sind Infektionen laut RKI "selten - vermutlich aber auch unterdiagnostiziert".
    Zwischen 2002 und 2019 sind dem RKI jährlich null bis 20 Fälle bekannt. "Die Fälle traten vor allem in den wärmeren Sommern 2003, 2006, 2010, 2018 und 2019 auf." Seit der Meldepflicht liegt die Fallzahl bislang zwischen 13 (2020) und 53 (2022).

    Steigt das Infektionsrisiko durch Vibrionen in Folge des Klimawandels?

    Das vermutet das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Schon 2020 schrieb das BfR in einer Einschätzung: "Wer zukünftig im Hochsommer ein Bad im Meer nimmt, muss womöglich verstärkt aufpassen." Die globale Erwärmung und die damit verbundenen erhöhten Meerwasser-Temperaturen "lassen erwarten, dass es weltweit zu einer Zunahme von Vibrio-Infektionen kommen könnte".
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    Wo kann ich mich über Vibrionen im Meerwasser informieren?

    Die Überwachung deutscher Badestrände liegt in der Verantwortung lokaler Behörden. Urlauber können sich unter anderem hier über die Qualität ihres örtlichen Badegewässers informieren:
    Um Informationen zu Vibrionen zu erlangen, müssen sich Badegäste allerdings bis zum vollständigen Badegewässerprofil durchklicken. Für Zingst an der Ostsee wird das Bakterium Vibrio vulnificus beispielsweise nur dort unter sonstigen Gefahren aufgeführt.
    Einen besseren Überblick bietet eine interaktive Karte des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Sie gibt einerseits das aktuelle Risiko an, liefert aber auch eine Vorhersage für die kommenden fünf Tage.
    Mit Material von dpa.

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