Erste Hilfe bei Wunden:Wie man kleine Verletzungen selbst versorgt
von Anja Braunwarth
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Mit dem Messer abgerutscht, den Kopf gestoßen oder die Hand aufgeschürft: Kleine Verletzungen passieren schnell. Nicht immer muss man damit zum Arzt. Vieles lässt sich selbst tun.
Kleine Wunden kann man selbst zu Hause behandeln oder sich dabei helfen lassen. Rettungssanitäter Julian Heilmann zeigt, wie es geht.22.02.2024 | 4:50 min
Ob Schürf-, Platz- oder Schnittwunde: Einige Grundregeln gelten immer. Zunächst sollte man sich vor der Versorgung die Hände gründlich waschen und am besten Einmalhandschuhe anziehen. Verschmutzte Wunden werden ausgewaschen. In der Regel genügt dafür lauwarmes Leitungswasser. Anschließend sollte die Wunde mit einem handelsüblichen Desinfektionsspray desinfiziert werden.
Blutung stoppen mit Druckverband
Schnitt- und Platzwunden können stark bluten. Dann hilft ein Druckverband. Nach dem Abdecken der Wunde mit einer idealerweise sterilen Kompresse wickelt man eine Mullbinde darum. Mehr Druck lässt sich erzielen, wenn nach der ersten Wickelrunde vor dem Weiterwickeln ein verschlossenes Verbandspäckchen als "Druckverstärker" eingelegt wird.
Lässt sich die Wunde nicht umwickeln, hilft der direkte Druck der Hand auf der sterilen Kompresse. Es kann mehrere Minuten dauern, ehe die Blutung zum Stillstand kommt.
Rettungssanitäter Julian Heilmann weiß aus eigener Erfahrung:
Erste Hilfe bei Schürf- oder Platzwunde
Kleine Schürf- und Platzwunden werden nach der Reinigung und Desinfektion mit einem herkömmlichen sterilen Pflaster abgedeckt. Für Wunden, die nicht bluten oder nässen oder die an Stellen liegen, auf denen herkömmliche Pflaster nicht gut halten, eignen sich Sprühpflaster. Auf Wunden, die bluten oder noch Wundsekret absondern, haftet Sprühpflaster nicht gut.
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Leicht klaffende Platzwunden lassen sich mit sterilen Wundnahtstreifen aus der Apotheke, auch Klammerpflaster genannt, versorgen. Die kleinen Klebestreifen werden senkrecht zur Wunde auf einer Seite angesetzt. Dann zieht man die Wunde damit leicht zusammen und befestigt den Strip auf der gegenüberliegenden Seite. Wie viele Streifen nötig sind, richtet sich nach der Größe der Wunde. Der Abstand dazwischen sollte etwa drei Millimeter betragen.
Die Strips können je nach Heilungsverlauf etwa drei bis sieben Tage auf der Wunde bleiben. Als Schutz sollte man ein steriles Pflaster darüber kleben, das alle ein bis zwei Tage gewechselt werden kann. Großflächigere Wunden bedeckt man am besten mit einer sterilen Kompresse und wickelt eine Mullbinde darum.
Bei jeder Wunde startet der Körper den immer gleichen Reparaturvorgang. Die Heilung läuft dann in drei Phasen:
Die Reinigungsphase (Exsudationsphase) beginnt direkt nach der Verletzung. Der Körper aktiviert die Blutgerinnung, um die Wunde rasch zu verschließen. Parallel dazu wandern sogenannte Fresszellen aus dem Blut in den betroffenen Bereich, um geschädigtes Gewebe und Bakterien "wegzuräumen".
Mit dem Start der Granulationsphase nach etwa 24 Stunden wandern Zellen in das Wundgebiet ein. Sie beginnen damit, neues, noch sehr empfindliches Gewebe, das Granulationsgewebe, zu bilden. Diese Neubildung dauert mehrere Tage.
Die Regenerationsphase (Epithelisierungsphase) ist die letzte Phase der Wundheilung. Der Körper baut das Granulationsgewebe zum endgültigen Gewebe um. Die Wunde wird von den Rändern her zur Mitte verschlossen. Bei oberflächlichen Wunden unterscheidet sich das neue Gewebe nicht vom alten. Bei tieferen Wunden bildet sich sichtbares Narbengewebe.
Was man bei Wunden nicht tun sollte
Von größeren Fremdkörpern wie Scherben sollte man die Finger lassen. Es besteht die Gefahr, die Wunde noch größer zu machen oder stärkere Blutungen auszulösen. Kleinere Fremdkörper wie Glassplitter oder Steinchen darf man selbst entfernen.
Oft ist der Tipp zu hören: An die Wunde muss Luft! Davon raten Experten ab. Wunden heilen unter feuchteren Bedingungen besser. Außerdem bilden sich an der Luft schnell Krusten, unter denen sich Wundsekret und Bakterien ansammeln können. Die Infektionsgefahr steigt. Pflaster oder Wundverbände sollten zum Schutz so lange auf der Wunde bleiben, bis sie verheilt ist.
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Die Schorfbildung ist Teil des Heilungsprozesses. Daher den Wundschorf nicht abkratzen. Wird er entfernt, muss der Körper wieder neu mit der Bildung beginnen.
Ob und welche Wirkstoffe oder Produkte wie Cremes, Puder oder Sprays auf beziehungsweise in die Wunde kommen, muss ein Arzt entscheiden. Mit den falschen Mitteln drohen Infektionen oder schwere Wundheilungsstörungen.
Desinfektionsmittel
sterile Kompressen in verschiedenen Größen
Pflaster und Wundnahtstreifen in verschiedenen Größen
Verbandsschere
Mullbinden / elastische Binden
Einweghandschuhe
Normale, braune Pflaster eignen sich, um kleinere, saubere Wunden zu schützen. Wer eine empfindliche Haut hat oder schon einmal auf den darin enthaltenen Klebstoff allergisch reagiert hat, greift besser zu einem sensitiven, hypoallergenen Pflaster.
Wunden, die anfangs etwas verschmutzt waren, infiziert sind oder frisch genähte Wunden, sollten mit zur Wundgröße passenden sterilen Pflastern abgedeckt werden. Die meisten Pflasterarten kann man auch in wasserfester Form kaufen. Für Verletzungen an den Fingern oder Fingerkuppen gibt es speziell geformte Fingerpflaster.
Kompressen werden auf größere Wunden gelegt, um mögliches Wundsekret aufzusaugen. Für ganz saubere oder oberflächliche Wunden reichen unsterile Kompressen. Ansonsten sollte man sterile verwenden.
Mullbinden dienen dazu, Verbandsmaterial wie Kompressen auf einer Wunde zu befestigen. Elastische Binden werden benutzt, um Druck auszuüben, z.B. bei einer Schwellung oder einem Hämatom nach einer Prellung.
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Wann man zum Arzt gehen sollte
Mit sehr verschmutzten, stark blutenden oder klaffenden Wunden sollte man zum Arzt gehen. Auch Biss- und größere Kratz-Wunden durch Tiere sollten wegen der hohen Infektionsgefahr unbedingt von einem Arzt versorgt werden. Gleiches gilt für Wunden, in denen sich größere Fremdkörper befinden.
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