Starker Auftritt gegen Ungarn:DHB-Team im Flow und bereit fürs Halbfinale
von Erik Eggers
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Die deutschen Handballer präsentieren sich beim klaren 35:28-Sieg gegen Ungarn wie ausgewechselt. Nun reicht ein Sieg gegen Kroatien fürs EM-Halbfinale.
Die deutschen Handballer kommen dem Ziel Halbfinale immer näher.
Quelle: Imago
Auch im Handball gibt es das berühmte Momentum. Jener Augenblick, in dem sich das Pendel plötzlich auf die Seite einer Mannschaft schlägt. Im EM-Hauptrundenspiel am Montagabend gegen Ungarn gab es einige dieser Szenen, etwa als Torwart Andreas Wolff parierte und Linksaußen Rune Dahmke den Ball aus der Luft pflückte - gegen zwei körperlich überlegene Gegenspieler.
Zehn Minuten vor der Schlusssirene war auch Bundestrainer Alfred Gislason fest überzeugt, dass vor lärmenden 19.750 Fans nichts mehr schief gehen konnte. Er musste sogar lachen, nachdem er eine weitere Auszeit genommen hatte. Denn nur Sekundenbruchteile später landete ein Pass Kai Häfners beim Gegner - der den Ball aber wegen der Auszeit zurückgeben musste.
Allen voran ein starker Julian Köster hat Deutschland bei der Handball-EM zum Sieg geführt. Mit dem 35:28 gegen Ungarn hat das DHB-Team das Halbfinale nun selbst in der Hand.22.01.2024 | 7:00 min
Ein Sieg gegen Kroatien reicht fürs Halbfinale
Aber nicht nur das Momentum entschied über den klaren 35:28 (18:17)-Sieg gegen die physisch eindrucksvollen Magyaren. Das Team um Kapitän Johannes Golla steigerte sich in allen Bereichen und hat mit 5:3-Punkten nun wieder alle Chancen auf den Halbfinaleinzug.
Ein Sieg im abschließenden Hauptrundenspiel gegen Kroatien (Mittwoch, 20:30 Uhr/ARD) würde dafür reichen. Sollten Österreich (4:4) und Ungarn (4:4) zuvor ihre letzten Partien verlieren, wäre die DHB-Auswahl schon vor Anpfiff in der Runde der letzten Vier.
DHB-Team mit viel Tempo in der Offensive
Der Gastgeber jedenfalls wirkte wie ausgetauscht im Vergleich zum dünnen 22:22-Remis gegen Österreich. Die von Juri Knorr geführte Offensive ging mit viel Tempo in die Spielzüge und marschierte durch die ungarische Deckung. Vor allem aber setzte die deutsche 6:0-Defensive den Gegner nach der Pause brutal unter Druck.
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Das zweite Gruppenspiel der DHB-Auswahl live auf sportstudio.de:
Schweiz - Deutschland, 17. Januar, 20:30 Uhr
In den Auszeiten forderte Trainer Gislason sein Team immer dazu auf, weiter aggressiv zu verteidigen. "Wir machen die komplett kaputt", brüllte der 64-Jährige in der 34. Minute, nachdem Knorr sein Team durch einen Doppelschlag erstmals mit drei Toren (20:17) in Führung gebracht hatte.
Auch der bisher so starke Torwart Andreas Wolff, der in der ersten Halbzeit keine Parade verzeichnet hatte, kam nach der Pause zurück und kam noch auf eine gute Fangquote (31 Prozent). "Andi hat uns in diesem Turnier schon so oft gerettet, da ist es nicht so schlimm, wenn er nur in der letzten Viertelstunde hält", sagte Gislason lächelnd.
Nach dem 35:28-Sieg gegen Ungarn äußern sich Jannik Kohlbacher, Julian Köster, Egon Hanusz (Ungarn), Rune Dahmke und Juri Knorr im ZDF.22.01.2024 | 7:11 min
Seine Taktik, sich in der Offensive nicht zu sehr auf das Zusammenspiel zwischen Knorr und Kreisläufer zu konzentrieren, ging ebenfalls auf. Im halblinken Rückraum überzeugte Sebastian Heymann, der vier von vier Würfen verwandelte.
Köster spielt sich in einen Rausch
Den größten Leistungssprung aber verzeichnete hier Julian Köster, der sich in seiner Heimatstadt in einen Rausch spielte und zurecht als bester Spieler der Partie ausgezeichnet wurde. Höhepunkt war ein verwandelter Kempa-Trick zum 32:26, den der ebenfalls deutlich stärkere Häfner eingeleitet hatte.
Erleichtert war auch der Regisseur. "Wir haben zusammengespielt als Team", sagte Knorr, die Taktik sei aufgegangen. "Ich hatte immer das Gefühl, dass wir die besseren Mittel haben." Dies sei aus seiner Sicht auch die beste Angriffsleistung gewesen.
Im abschließenden Hauptrundenspiel gegen Kroatien, dem jetzt der Charakter eines Viertelfinals zu kommt, dürfte der Bundestrainer indes wieder den Fokus auf die richtige Einstellung legen. "Das wird genauso ein Kampf wie heute", ahnte Köster. "Das wird der Schlüssel gegen Kroatien sein", sagte Golla.
Die deutschen Handballer wollen den Flow nun nutzen und im Zusammenspiel an körperliche Grenzen gehen, kündigte Linksaußen Dahmke an.
Denn auch er weiß, dass das Momentum, dieses rätselhafte Pendel im Leistungssport, sich dann womöglich schneller zum Gastgeber neigt.