Verzeihen lernen: Vier wichtige Schritte für inneren Frieden
Vergeben, verzeihen, versöhnen:Verzeihen lernen: Vier wichtige Schritte
von Sabine Meuter
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Dem anderen verzeihen? Mitunter fällt das schwer. Vor allem bei tief sitzenden Verletzungen oder Kränkungen. Dabei tut Vergeben einem selbst gut. Das sind die wichtigsten Schritte.
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Das Jahresende rückt immer näher - und manche nehmen sich vor, nicht nur das Jahr, sondern auch alte Konflikte hinter sich zu lassen. Dazu gehört vielleicht auch, einem Menschen, mit dem man im Clinch liegt, zu vergeben. Das ist nicht immer einfach.
"Vergeben ist ein seelisch hochkomplexer Prozess", sagt der Berliner Psychologe Dietmar Lucas. Hierbei müsse jeder für sich einen Weg finden. Weil Vergeben meist sehr schwer sei, funktioniere das häufig nur Schritt für Schritt. Es komme einer innerlichen Eroberung gleich.
Dem anderen zu vergeben ist die größte Kunst eines verletzten Menschen.
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Dietmar Lucas, Psychologe, Berlin
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Vergeben, verzeihen oder versöhnen?
Vergeben ist nicht gleich verzeihen und hat auch nichts mit versöhnen zu tun. Der Unterschied liegt auch in der Herangehensweise.
Wer verletzt oder gekränkt ist, kann innerlich dem Täter vergeben - ohne dass es einen Austausch zwischen beiden Seiten gibt. Das Opfer arbeitet mit der Gegenseite den Konflikt auf, löst ihn und verzeiht. Beide Seiten, Opfer wie Täter, beenden einen Konflikt, starten einen Neubeginn ihres Umgangs miteinander und versöhnen sich.
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Vier Schritte des Vergebens
Wenn Sie einen alten Konflikt hinter sich lassen wollen, prüfen Sie zuerst, ob er sich aktiv bearbeiten lässt. Ist es möglich, mit der Gegenseite über Gespräche zu einer Lösung zu kommen, die Gegenseite zu Einsicht und Reue zu bewegen? Ist ein Neubeginn des Miteinanders machbar?
Falls dies aus bestimmten Gründen nicht geht, folgt der nächste Schritt. Lassen Sie sich auf eine Selbstversöhnung ein. Das bedeutet, dass Sie bereit sind, Ihre eigenen Handlungen, die womöglich zu dem Konflikt beigetragen haben könnten, einzuordnen. Versuchen Sie, damit Ihren Frieden zu machen.
Ist dies gelungen und möchten Sie jemandem etwas vergeben, geht es weiter. Versuchen Sie nachzuvollziehen, welche Beweggründe der Täter für sein Handeln gehabt haben könnte. "Es geht darum, die Perspektive zu wechseln", so Psychologe Lucas. Das sei oft ein sehr aufwendiger und zeitintensiver Prozess, der häufig nur gelingen könne, wenn der zugefügte Schmerz etwas abgeklungen sei.
Danach können Sie den Wechsel der Perspektive selbst vornehmen. Ordnen Sie ein, was Sie beim Perspektivwechsel empfinden. "Wer damit nicht weiterkommt, kann jemanden aus dem eigenen Umfeld um Hilfe bitten", so Lucas. Im Zweifelsfall sollten Sie sich psychologische Unterstützung suchen.
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Ungelöste Konflikte machen krank
Oftmals kreisen alle Gedanken um eine Person, mit der man - aus welchen Gründen auch immer - im Konflikt ist. Das kann etwa zu Hass, Wut, Groll oder Verbitterung führen. Solche Gefühle wiederum setzen den Körper oft enorm unter Stress, sie können aber auch andere negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben.
Eine mögliche Folge von einem ungelösten Konflikt kann beispielsweise Migräne sein.
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Dietmar Lucas, Psychologe
Weitere mögliche Folgen sind unter anderem Schlafstörungen, Muskelverspannungen sowie Magen-Darm- oder Herz-Kreislauf-Probleme. Manchmal beschäftigen Konflikte auch unbewusst. "Dann ist es nicht selten der Körper, der mit Beschwerden ein Signal sendet, dass etwas außer Balance geraten ist", so Dietmar Lucas.
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Ist Vergeben eine Form von Egoismus?
Aus Sicht von Lucas ist Vergeben ein Akt der Befreiung, ein rein egoistischer Akt, um den zugefügten Schmerz loszuwerden. Mitunter gibt es Konflikte in der Familie, etwa ein Streit unter erwachsenen Geschwistern, bei dem eine Lösung in weiter Ferne ist. Wenn der eine dem anderen innerlich vergibt, sei ein innerer Frieden möglich und die eigene Lebensqualität steige. "Ansonsten ist man für den Rest seines Lebens an der Person, mit der man im Konflikt ist, innerlich gefesselt", so Lucas.
Wer einen Streit beilegen möchte, muss dies tatsächlich wollen. Dazu muss man sich klarmachen, dass es mit der Gegenseite einst gute Zeiten gab und dass durch den Konflikt unnötig Energie verloren geht. Bevor man ein Friedensangebot unterbreitet, sollte man erst einmal zur Ruhe kommen - denn mit frischer Wut im Bauch ist ein gutes Gespräch oft nicht möglich.
Beim Gespräch selbst ist es wichtig, die eigene Position emotionslos vorzutragen, aber auch der Gegenseite gut zuzuhören und sich in die andere Person hineinzuversetzen. Nun können beide Seiten Kompromisse ausloten.
Einen wichtigen Hinweis hat Dietmar Lucas noch: "Das Vergeben gelingt am besten, wenn man sich selbst schon einmal etwas vergeben hat."
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Quelle: dpa
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