Eltern-Kind-Beziehung: Wie Kinder lernen, sich abzunabeln
Raus aus dem Elternhaus:So gelingt das Abnabeln von den Eltern
von Bonnie Kruse
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Druck, zu hohe Erwartungen oder das Gefühl, es den Eltern nicht recht zu machen: Wann sich erwachsene Kinder von zuhause abnabeln sollten und wie Eltern lernen loszulassen.
Warum das Abnabeln vom Elternhaus ein wichtiger Schritt ist und wie er am besten gelingt - für Eltern und Kind.
Quelle: Imago /blickwinkel
Der Ablöseprozess zwischen Eltern und ihrem Kind beginnt bereits mit dem Durchschneiden der Nabelschnur. Im Kindergarten, der Schule und mit Beginn der Adoleszenz ab dem Alter von zehn Jahren lernen Kinder Eigenständigkeit.
Das Abnabeln von den Eltern sei ein essenzieller Entwicklungsschritt, um seinen eigenen Weg im Leben zu finden, erklärt Diplom-Psychologin Diana Barton.
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Voraussetzungen für den Ablöseprozess
Eine gesunde Bindung kann zu einer gelungenen Ablösung beitragen. "Diese kann aber auch gelingen, wenn die Bindung brüchig, beschädigt oder über die Maßen fest ist", sagt Diana Barton. Was dann eine Rolle spiele: Ob es dem erwachsenen Kind gelingt, für sich zu erkennen, dass es sich ablösen und seinen eigenen Weg einschlagen möchte. "Und auch, ob es sich darüber bewusst ist, welche Wünsche es noch an seine Eltern hat und welche Bedürfnisse in der Beziehung zu den Eltern bislang unerfüllt geblieben sind", ergänzt die Psychologin.
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Innere Konflikte aufarbeiten
Es kann vorkommen, dass Eltern - bewusst oder unbewusst - Druck auf ihr Kind ausüben, weil sie zu hohe Erwartungen haben. Etwa, weil das Kind in die beruflichen Fußstapfen eines Elternteils treten soll oder das Lebensmodell des erwachsenen Kindes nicht den Vorstellungen der Eltern entspricht.
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von Ana-Marija Bilandzija
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Wünsche und Gefühle äußern
Die emotionale Ablösung von den Eltern ist ein Prozess, der ein Leben lang andauern kann und der zum Erwachsenwerden dazugehört. Manchmal ist der Weg schmerzhaft, manchmal endet er in ungelösten Konflikten. Doch bereits das Aussprechen von Wünschen kann dabei helfen, sich abzugrenzen und abzunabeln. "Es mag vielen Kindern erstmal nicht so erscheinen, aber in der Regel steckt hinter den Absichten der Eltern etwas gut gemeintes", erklärt die Psychologin.
Die Aufgabe der Kinder sei es dann, die eigenen Gefühle und Wünsche mitzuteilen, statt in der Kinderrolle zu verharren und Erwartungen an die Eltern zu haben, die diese nicht erfüllen können. "Akzeptanz ist wichtig", sagt Diana Barton. Das gelte für beide Seiten: Wertschätzend und nachsichtig sein, mit sich selbst und dem Gegenüber, aber auch für sich Einstehen und selbstbewusst sagen: "Ich möchte herausfinden, was mein Weg ist."
Bereits im Kindesalter können Eltern ihren Nachwuchs beim Abnabelungsprozess helfen, indem sie auf die Bedürfnisse eingehen, Sorgen und Ängste ernst nehmen, Grenzen akzeptieren, Unterstützung anbieten und Vertrauen in das Kind und seine Fähigkeiten haben.
Verlässt das Kind als junger Erwachsener das Elternhaus, ist das eine lebensverändernde Phase. Auch die Eltern müssen sich erst einmal neu finden. Fällt das Loslassen schwer, sollte man hinterfragen, warum und was man braucht, damit das gelingen kann.
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Umgang mit Konflikten
Streitgespräche sind ein Zeichen von Verbundenheit, weiß Diana Barton. Reagieren die Eltern enttäuscht, weil das Kind etwa einen anderen beruflichen Weg einschlagen möchte, rät die Psychologin: "Die Enttäuschung bei den Eltern lassen." Kommt man als Familie nicht weiter, kann eine Familientherapie oder -beratung unterstützen.
Akzeptanz lernen
Letztlich können wir weder unsere Kindheit noch unsere Eltern ändern. "Am Ende geht es immer wieder um Selbstliebe, guten Kontakt miteinander und darum, wie wir zu hohe Erwartungen und unerfüllte Wünsche loslassen können - auf beiden Seiten", sagt die Psychologin.
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Quelle: ZDF
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