Öko-Test: Viel Zucker, teilweise Pestizide im Früchtemüsli
Öko-Test prüft Früchtemüslis:Früchtemüsli: Zuckerbombe zum Frühstück
von Florence-Anne Kälble
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Viele betrachten Müsli als einen gesunden Start in den Tag. In den Früchtemüslis steckt jedoch sehr viel Zucker. Zudem hat Öko-Test in einigen Produkten Pestizide gefunden.
Öko-Test hat verschiedene Früchtemüslis unter die Lupe genommen. In einigen Müslis fanden die Tester Pestizide. Weiterer Kritikpunkt war vielfach der hohe Zuckergehalt.01.04.2025 | 4:34 min
Zum Frühstück greifen viele Menschen gerne zum Müsli. Es ist schnell zubereitet, lange sättigend und in vielen Varianten erhältlich. Öko-Test hat sich aktuell mit Früchtemüsli befasst und 40 Produkte getestet.
Mit "sehr gut" schnitten unter anderem im Bio-Bereich das Alnatura Früchte Müsli, das Bio Sonne Bio-Müsli Früchte sowie das Seitenbacher Bio-Müsli Frühstücksmischung ab. Im konventionellen Bereich wurde das Crownfield Früchte Hafer-Müsli mit "sehr gut" bewertet.
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Ohne Zuckerzusatz, aber mit hohem Fruchtzuckergehalt
Ein zu hoher Zuckergehalt war der erste Kritikpunkt der Tester an den Trockenobst-Getreideflocken-Mischungen. Gerade für Verbraucher sei das überraschend, denn die Anbieter preisten ihre Produkte gerne als "ungesüßt" oder "ohne Zuckerzusatz" an, bemängelten die Tester. Was laut Öko-Test unterschwellig als besonders gesund klingen solle, sage jedoch wenig über den tatsächlichen Zuckergehalt aus. Getrocknete Früchte wie Rosinen oder Datteln zum Beispiel liefern jede Menge Zucker.
Der "süße" Spitzenreiter, das dmBio Früchte Müsli bestand mit 32 Gramm Zucker pro 100 Gramm zu fast einem Drittel aus Zucker; es erhielt dennoch die Gesamtnote "gut". Dicht gefolgt vom tegut Bio Müsli Früchte mit 31 Gramm Zucker, das ebenfalls mit "gut" bewertet wurde. Auf beiden Bio-Müslis stehe "ohne Zuckerzusatz", was rechtlich absolut in Ordnung sei, so Öko-Test weiter. Es handle sich um natürlichen Fruchtzucker aus den Trockenfrüchten und nicht um zugesetzten Zucker wie Saccharose, Honig oder Glukosesirup.
Kritisiert wurde, dass ein Erwachsener bereits mit einer 50-Gramm-Portion mindestens die Hälfte der täglichen Zuckermenge, die seitens der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch als unbedenklich eingestuft werde, zu sich nehmen würde.
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Mineralöle gefunden
In einem der getesteten Produkte, das Bio Primo Beerenmüsli mit Rosinen, fand das Labor die von Öko-Test als besonders kritisch angesehenen aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH), zu denen auch krebserregende Verbindungen gehören können. Der in dem Bio-Müsli gemessene Wert lag über dem Richtwert, der von der EU-Kommission als Höchstgehalt für MOAH vorgeschlagen wird, weshalb die Tester die Gesamtnote "ungenügend" vergaben.
Weiterhin fanden sich auch im Ja! Früchte Müsli von Rewe - Gesamtnote "mangelhaft" - Mineralölbestandteile aus der Gruppe der MOSH/MOSH-Analoge in Gehalten, die Öko-Test als "erhöht" einordnete. MOSH reichern sich laut Öko-Test im menschlichen Körper an. Welche Folgen das jedoch für den Menschen habe, sei noch unklar, so die Tester weiter.
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Cocktail aus Pestizidrückständen
Daneben fanden sich in der Laboranalyse auch Pestizide. Während die Bio-Produkte bis auf das Müsli von Allos, in dem Glyphosat gefunden wurde (Gesamtnote "befriedigend"), weitestgehend unbelastet waren, steckte laut den Testern in den meisten konventionellen Müslis ein Cocktail aus Pestizidrückständen. Im Alpen No Added Sugar Swiss Style Muesli wies das Labor 17 Einzelsubstanzen nach - Gesamtnote "ungenügend".
Auffällig sei laut Öko-Test, dass in den mehrfach belasteten Produkten die Rosinen häufig aus China stammten. Die Gehalte der Rückstände seien zwar als Spuren eingestuft worden, dennoch sahen die Tester die Mehrfachbelastungen als kritisch an. Wechselwirkungen der Pestizide untereinander seien noch zu wenig erforscht, konstatierte Öko-Test.
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Schimmelpilzgift im Müsli
Als einziges Produkt im Test war das Gut & Günstig Früchte Müsli - Gesamtnote "ungenügend" - mit Ochratoxin A (OTA) belastet. Das Schimmelpilzgift könne sich beispielsweise bei der Lagerung bilden - vorrangig in Getreide und Obst, den Hauptbestandteilen der Früchtemüslis. Es werde als krebserzeugend und erbgutschädigend eingestuft, so Öko-Test weiter. Außerdem wirke OTA fruchtschädigend und greife das Immunsystem an.
So wurde getestet
40 Früchte- beziehungsweise Beerenmüslis wurden getestet, darunter 25 Bio-Produkte. Die Mischungen aus Getreideflocken, -flakes und (gefrier-)getrockneten Früchten wurden in Supermärkten, Bioläden, Discountern, Drogeriemärkten oder online bei Spezialanbietern gekauft. Die Kosten lagen - umgerechnet auf 500 Gramm - zwischen 1,15 Euro und 7,82 Euro. Bei mehreren Sorten einer Marke wurde das Müsli mit dem höchsten Fruchtanteil gewählt.
Neben einer Überprüfung auf den Zuckergehalt wurden die Müslis im Labor auf die Schwermetalle Blei und Cadmium analysiert. Weiterhin wurden die Produkte auf Pestizide wie Glyphosat und Chlormequat, Mepiquat, Verunreinigungen mit Mineralölbestandteilen und auf gesundheitsschädliche Schimmelpilzgifte, die bei Getreide und Trockenobst auftreten können, untersucht. Die mikrobiologische Untersuchung auf Schimmelpilze, E. coli-Bakterien, Salmonellen und Bacillus cereus war unauffällig, ebenso die Bestimmung der Gesamtkeimzahl. Den Fruchtanteil ließ Öko-Test ebenfalls überprüfen; hier passte alles zu den auf der Verpackung angegebenen Werten.
Anhand der Deklaration wurde überprüft, ob die Anbieter den Ballaststoffgehalt sowie alle vorgeschriebenen Kennzeichnungen auf der Verpackung angeben und ob sie mit Klima- und Umweltauslobungen werben, ohne weitergehende Informationen zu liefern.
Die runden, kleinen Früchte bringen viele gesunde Inhaltsstoffe mit und machen vor allem Süßspeisen zu einem besonderen Genuss.
von Armin Roßmeier
mit Video
Quelle: dpa
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