Immobilienkredit: Sondertilgung oder andere Geldanlage?

Einen Immobilienkredit abzuschließen, ist für viele der größte finanzielle Schritt im Leben. Er sollte deshalb gut durchdacht sein, um die Schulden möglichst gering zu halten. Viele Banken bieten die Möglichkeit, während der Laufzeit des Kredits sogenannte Sondertilgungen vorzunehmen. Das sind außerplanmäßige Zahlungen zur Reduzierung der Restschuld.

Dabei sollten Kreditnehmer*innen vor allem darauf achten, ob diese Optionen etwas kosten, beziehungsweise einen Zinsnachteil beinhalten. Außerdem sollte man abwägen, wie realistisch es ist, diese Tilgungsoption später auch tatsächlich wahrnehmen zu können.

Denn diese Vertragsoption ist auch im Interesse der Bank, wie Eigenheim-Experte Helmut Weigt vom Verband Wohneigentum Rheinland-Pfalz erklärt: "Die Bank erhofft sich durch Sondertilgungen ein weiteres Geschäft mit dem Kunden zu machen, zum Beispiel, wenn der mit dem Kunden vereinbarte Zins geringer ist als der aktuell auf dem Kapitalmarkt erzielbare Zins." Generell gelte:

In Deutschland sind Sondertilgungen oft begrenzt auf jährlich fünf bis zehn Prozent des ursprünglichen Darlehensbetrags. Hier gilt es, die vertraglichen Regelungen zur Sondertilgung zu prüfen. Einige Banken bieten auch Optionen zur Änderung des regelmäßigen Tilgungssatzes an.

Der größte Vorteil einer Sondertilgung ist die Reduzierung der Zinslast. Durch die frühzeitige Rückzahlung verringert sich die Restschuld, was dann die Zinszahlungen über die gesamte Laufzeit senkt. Je früher die Sondertilgung also erfolgt, desto größer ist der Zinsvorteil, da die Zinsen auf den noch offenen Kreditbetrag berechnet werden.

In manchen Fällen kann es sinnvoller sein, das frei verfügbare Kapital in eine breitere Investitionsstrategie zu lenken. Für risikobereite Anleger*innen bieten Aktienmärkte und Investmentfonds Alternativen zur Sondertilgung. Insbesondere bei niedrigen Zinsen können diese Anlageformen höhere Renditen bringen als die Einsparung bei der Tilgung. Eine langfristige, diversifizierte Anlagestrategie hilft dabei, das Risiko zu streuen.

Für konservative Anleger*innen bieten Tagesgeld- und Festgeldkonten eine sichere, wenn auch meist renditeschwächere Alternative. Auch klassische Altersvorsorgeprodukte, oft staatlich gefördert, können je nach Lebenssituation sinnvoll sein.

"Viele greifen auf die Sondertilgung zurück, da es sich für viele auch lohnt. Dabei geht es auch um das Gefühl, möglichst früh schuldenfrei zu sein", schätzt Experte Weigt die Lage ein. Aber finanzmathematisch sei das laut Weigt nicht immer der klügste Weg. Er empfiehlt, die eigene Situation zu betrachten und sich individuell beraten zu lassen, bevor man sich für eine Option entscheidet.

Auch Online-Rechner können dabei helfen, die verschiedenen Szenarien zu verstehen und die Auswirkungen auf die persönliche finanzielle Situation zu erfassen. Wichtig ist, dass man die persönlichen Ziele, die eigene Risikobereitschaft und eine langfristige Finanzplanung in den Entscheidungsprozess einfließen lässt.