Öko-Test prüft Leinsamen: Blausäure und Cadmium entdeckt

    Öko-Test prüft "Superfood":Leinsamen im Test: Nur ein Produkt überzeugt

    Florence-Anne Kälble
    von Florence-Anne Kälble
    |

    Leinsamen gelten als gesunder Ballaststofflieferant, problematisch ist jedoch die Blausäure-Bildung. Öko-Test hat 19 Produkte getestet: Nur eines schneidet mit Bestnote ab.

    Leinsamen auf einem Holzlöffel
    Leinsamen sind beliebt und gelten als sehr gesund. Öko-Test hat 19 Produkte unter die Lupe genommen und dabei giftige Blausäure und andere Stoffe entdeckt.
    Quelle: MEV

    Wegen ihres hohen Ballaststoffgehalts und Quellvermögens gelten Leinsamen als verdauungsfördernd. Sie sollen reich an Omega-3-Fettsäuren und Proteinen sein. Gemeinhin werden sie als Superfood bezeichnet. Öko-Test hat aktuell 19 Produkte unter die Lupe genommen: Testsieger sind die "Crownfield bio Leinsamen geschrotet" von Lidl. Als einziges Produkt erhielten sie die Note "sehr gut". Problematische Stoffe fand das Labor darin nur in Spuren.

    Leinsamen: Giftige Blausäure in allen Produkten

    Die gesundheitsförderlichen Stoffe sind laut Öko-Test in geschroteter Form besser verfügbar als in den ganzen Samen. Jedoch sei das Schroten problematisch. Es setze giftige Blausäure enzymatisch frei. Das Labor wies die Substanz in allen Produkten in unterschiedlichen Mengen nach. Bei 13 der 19 Produkte wurde der Gehalt als "erhöht" eingestuft.

    Das Problem mit der Blausäure



    Essen auf einem Teller
    "Ballaststoffe sind sehr wichtig für die Darmflora", so Andreas Michalsen, Internist und Chefarzt für Klinische Naturheilkunde an der Charité Berlin. Wie eine ballaststoffreiche Ernährung aussehen kann.09.03.2023 | 7:57 min

    Fehlende Warnhinweise bei manchen Produkten

    Öko-Test betonte, dass auf den Verpackungen Verzehrbeschränkungen stehen sollten, wie sie im österreichischen Lebensmittelbuch vorgegeben sind. In Deutschland gebe es diese Kennzeichnungspflicht jedoch nicht. Bei elf Produkten waren die Hinweise zum Erhitzen und zur Verzehrmenge unvollständig oder fehlten ganz. Zudem forderten die Tester, dass wegen der starken Quellfähigkeit der Samen ein Hinweis auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr vorhanden sein sollte. Bei vier Produkten fehlte dieser.

    Mineralölrückstände in Leinsamen gefunden

    Mineralölrückstände in Leinsamen entstammten externen Quellen, so Öko-Test. Bei dem Produkt "Dennree Leinsaat geschrotet" von Estyria (Note "ungenügend") wies das Labor einen mehr als doppelt so hohen Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH/MOSH-Analoge) nach, als der von der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz (LAV) festgelegte Orientierungswert. Die aus ihrer Sicht erhöhten Werte an MOSH/MOSH-Analogen kritisierte Öko-Test in sechs weiteren Produkten.
    Ein Mann hält eine Hand voll Saatgut; im Hintergrund unscharf ein Traktor.
    Dürre, Schädlinge, Bevölkerungsexplosion: Vom Saatgut hängt unser Überleben ab. Wie funktioniert der Saatgutmarkt? Wer profitiert von neuen Züchtungen und hat im Kampf ums Saatgut die Nase vorn?16.02.2024 | 43:20 min
    Auch aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) fand das Labor in Mengen, die den von der EU-Kommission vorgeschlagenen Höchstgehalt überschritten. Gerade MOAH seien problematisch, da sie laut Öko-Test krebserregende Bestandteile enthalten könnten. Es sei aber noch unklar, ob sich MOAH im Körper anreichern könne, so die Tester.

    Leinsamen sind fettreiche Ölsaaten, die besonders anfällig für Fettverderb seien. Eine zunehmende Bitterkeit sei ein Zeichen von Alterung, erläutert Öko-Test. Auswirkungen auf die Gesundheit sind dadurch aber nicht zu befürchten.

    André Dülks entwickelt innovative Hackmaschinen für den Gemüseanbau.
    Vier Millionen Tonnen Pestizide werden jährlich weltweit versprüht. Die Rückstände landen über Obst und Gemüse auf unseren Tellern. Landwirte und auch Städte wollen etwas dagegen tun.22.08.2024 | 29:44 min

    Verbotenes Insektizid entdeckt

    In den "Bio Primo Leinsamen geschrotet" (Note "ungenügend") wurde das als besonders bedenklich eingestufte Insektizid Chlorpyrifos in einer Menge, die den gesetzlichen Grenzwert überschreitet, nachgewiesen. In der EU ist Chlorpyrifos in der Landwirtschaft verboten. Die Charge stamme aus Indien, doch auch diese Ware muss mindestens den EU-Vorgaben für Pestizidrückstände entsprechen, betonte Öko-Test.

    Leinsamen mit Cadmium entdeckt

    In den "K-Bio Leinsamen fein geschrotet" (Note "ausreichend) wurde ein Cadmium-Gehalt nachgewiesen, der den in der EU geltenden Höchstwert zu mehr als der Hälfte ausschöpft. Das Schwermetall Cadmium könne sich in Leinsamen anreichern, gelte als giftig und nierenschädigend.

    Testverfahren von Öko-Test




    Produktrückruf und Verkaufsstopp
    :Rosinen: Öko-Test findet verbotene Pestizide

    Rosinen punkten mit gesunden Nährstoffen. Jedoch zeigt Öko-Test, dass sie auch mit Pestiziden und Schimmelpilzen belastet sein können. Einige Produkte überzeugten trotzdem.
    von Florence-Anne Kälble
    Rosinen

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

    Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

    Weitere Tests von Öko-Test

    Mehr zum Thema Ernährung