Welt-Parkinson-Tag: Früherkennung durch neuen Bluttest
Bluttest zur Früherkennung:Parkinson vor den ersten Symptomen aufspüren
von Corinna Klee
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Parkinson erkennen, bevor er erste Symptome zeigt. Könnte das bald möglich sein? Welche Perspektiven ein neuer Bluttest im Hinblick auf eine frühe Diagnose und Behandlung bietet.
Die Zahl der Parkinson-Erkrankungen nimmt zu. Obwohl die Krankheit nicht heilbar ist, können moderne Therapien und Technologien den Verlauf gut verlangsamen.11.04.2025 | 1:35 min
Parkinson entwickelt sich oft unbemerkt - über viele Jahre. Symptome treten erst auf, wenn etwa 60 bis 80 Prozent der Nervenzellen in einer bestimmten Region des Gehirns, der Substantia nigra, zerstört sind.
Ein neuer Bluttest soll künftig die Früherkennung der Krankheit ermöglichen. Bestimmte Biomarker im Blut spielen dabei eine wichtige Rolle. Damit könnte Parkinson schon vor dem Auftreten erster Symptome behandelt werden. Für Betroffene wäre das eine neue Perspektive.
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Warum eine frühe Diagnose wichtig ist
Die Behandlung zielt derzeit darauf ab, mit Medikamenten die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. "Es gibt keine Heilung. Das Fortschreiten der Erkrankung lässt sich nicht aufhalten", erklärt Brit Mollenhauer, Neurologin an der Paracelsus-Elena Klinik Kassel, die auch zu Parkinson forscht. Das liege daran, dass man die Krankheit zu spät diagnostiziere und zu spät mit einer Behandlung starte.
Das Ziel ist es, Risiko-Personen Medikamente anzubieten, die Parkinson verhindern.
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Prof. Dr. Brit Mollenhauer, Paracelsus-Elena Klinik Kassel
Eine frühe Diagnose ermögliche laut der Parkinson-Expertin eine rechtzeitige Therapie - noch bevor erste Symptome auftreten.
Bei Morbus Parkinson liegt eine Fehlfaltung des Proteins Alpha-Synuclein vor. Es verklumpt und sammelt sich in den Nervenzellen an. Dadurch wird die normale Funktion dieser Zellen gestört, sie sterben schließlich ab.
Dies betrifft insbesondere die Substantia nigra, eine Gehirnregion, die für die Produktion von Dopamin verantwortlich ist. Es kommt zu einem Mangel von Dopamin, einem Botenstoff, der im Gehirn für die Steuerung von Bewegungen, aber auch für emotionale und geistige Funktionen wichtig ist. Durch den Dopamin-Mangel kommt es zu Symptomen wie Zittern, Muskelsteifheit und verlangsamten Bewegungen.
Morbus Parkinson ist nach Morbus Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. In Deutschland leben derzeit etwa 400.000 Betroffene. Die Zahl steigt stetig.
Weltweit sind Millionen Menschen an Morbus Parkinson erkrankt. Heilung gibt es bislang nicht. Aber Hoffnung. Wie Gen- und Zelltherapie die Behandlung in Zukunft verändern könnten.
von Andreas Kürten
mit Video
Welche Anzeichen früh auf Parkinson hinweisen
Die ersten Anzeichen von Parkinson sind oft unspezifisch und werden nicht direkt mit der Krankheit in Verbindung gebracht. Sie treten viele Jahre vor dem Ausbruch auf. Dazu gehören Riechstörungen sowie eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung.
Werden selbst starke Gerüche wie Kaffee, Bananen oder eingelegte Gurken schlechter oder gar nicht mehr wahrgenommen, sollte das neurologisch abgeklärt werden. Denn der neurodegenerative Prozess bei Parkinson beginnt in den frühen Stadien oft im sogenannten Riechkolben und in den angrenzenden Hirnregionen, die für den Geruchssinn verantwortlich sind.
Viele Menschen leiden unter einem Verlust des Geruchssinns, insbesondere als Folge einer Corona-Infektion. Ein Riechtraining kann helfen, die Regeneration zu beschleunigen.17.03.2025 | 2:46 min
Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung tritt während einer Schlafphase auf, die durch intensive Augenbewegungen (rapid eye movement) charakterisiert ist. "Betroffene träumen aktiv und führen Bewegungen aus, die normalerweise durch Muskelentspannung unterdrückt werden", erklärt Brit Mollenhauer.
Ungefähr 80 der Patienten mit einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung entwickeln Parkinson, aber man kann nicht genau sagen, wann.
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Prof. Dr. Brit Mollenhauer, Neurologin
Hellhörig solle man werden, wenn man lebhaft träumt, oft mit aggressivem Inhalt. Weitere Frühwarnzeichen können depressive Verstimmungen, eine Veränderung der Handschrift sowie Darmträgheit sein. Meist ist es eine Kombination verschiedener Anzeichen.
Die genauen Ursachen von Morbus Parkinson sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt allerdings mehrere Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung erhöhen können. Einer der wichtigsten Faktoren ist das Alter: Mit zunehmendem Lebensalter steigt das Risiko an Parkinson zu erkranken deutlich an. Das gilt insbesondere ab dem 60. Lebensjahr.
Auch Umweltfaktoren wie Pestizide oder Schwermetalle sind mit einem erhöhten Risiko für Parkinson verbunden. Langjähriger Kontakt zu toxischen Substanzen, etwa in der Landwirtschaft oder Industrie, wurde als Ursache für die Schädigung des Nervensystems anerkannt. So hat der ärztliche Sachverständigenbeirat Berufskrankheiten eine Einstufung vom "Parkinson-Syndrom durch Pestizide" als Berufskrankheit empfohlen.
Wissenschaftler haben festgestellt: Pestizide können Auslöser für Parkinson sein. Die Erkrankung kann bei Landwirten und Gärtnern deshalb als Berufskrankheit anerkannt werden.08.04.2025 | 8:40 min
Neuer Bluttest soll Risiko für Parkinson früh anzeigen
Eine Arbeitsgruppe der Universitätsmedizin Göttingen und der Paracelsus-Elena Klinik Kassel hat einen Bluttest entwickelt, der ein erhöhtes Risiko für Parkinson bereits Jahre vor dem Auftreten erster Symptome erkennen soll.
Der Test ist im Rahmen von Studien derzeit in der Erprobung. Die ersten Ergebnisse seien vielversprechend, sagt Michael Bartl von der Universitätsmedizin Göttingen, der das Verfahren mitentwickelt hat.
Der Test ermöglicht es, die Parkinson Krankheit in einem Stadium zu diagnostizieren, in dem sie von außen noch nicht sichtbar ist.
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Dr. Michael Bartl, Assistenzarzt Neurologie, Universitätsmedizin Göttingen
Auch in klinischen Untersuchungen könne die Krankheit zu diesem Zeitpunkt noch nicht festgestellt werden, so Michael Bartl weiter.
Der Nachweis basiert auf der Analyse spezifischer Eiweiße im Blut, sogenannten Biomarkern, die direkt mit der Krankheit in Verbindung stehen. Den Forschern zufolge wurden dabei Unterschiede in 23 Proteinen festgestellt. Anhand von acht dieser Proteine konnte bei 79 Prozent der Risikopersonen mit einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung eine Parkinson-Erkrankung bis zu sieben Jahre im Voraus prognostiziert werden.
Das Testverfahren wird derzeit für die klinische Anwendung weiterentwickelt. Im Gegensatz zu Verfahren wie der Untersuchung des Nervenwassers (Lumbalpunktion) wäre ein Bluttest zur Früherkennung künftig weniger belastend und risikoärmer.
Um die Parkinson-Krankheit aufzuhalten, wird in Tübingen an einer Antikörper-Therapie geforscht. Was sich Neurologin Kathrin Brockmann von einem neuen Medikament verspricht.
Interview
Quelle: dpa
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