Hype oder Hoffnung?:Neue Wege in der Therapie von Parkinson
von Andreas Kürten
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Weltweit sind Millionen Menschen an Morbus Parkinson erkrankt. Heilung gibt es bislang nicht. Aber Hoffnung. Wie Gen- und Zelltherapie die Behandlung in Zukunft verändern könnten.
2018 bekommt Gunther Wilmes die Diagnose Parkinson. Der 59-jährige versucht, aktiv seiner Erkrankung entgegenzuwirken und hofft, auf Heilung in der Zukunft.11.04.2024 | 5:15 min
Parkinson ist die häufigste neurodegenerative Erkrankung. Ablagerungen von Eiweißen führen zum Absterben von Nervenzellen im Gehirn, die Dopamin produzieren. Der Botenstoff ist wichtig für die Steuerung von Körperbewegungen.
Durch den Mangel kommt es oft zu einem unkontrollierten Zittern (Tremor) der Hand und einer Muskelsteifigkeit (Rigor). Weitere Symptome sind eine eingeschränkte Feinmotorik, Tagesmüdigkeit, reduzierte Belastbarkeit, Sprachstörungen und Konzentrationsschwäche bis hin zu Demenz.
Die Diagnose erfolgt mit neurologischen Tests und bildgebenden Verfahren. Damit wird auch der Verlauf der Erkrankung beurteilt. Verschlechtere sich der Muskeltonus oder tritt ein Zittern auf, könne man eine Tremor-Analyse durchführen, erklärt Bettina Müller, Neurologin aus Frankfurt.
Männer haben ein 50 Prozent höheres Risiko, an Parkinson zu erkranken als Frauen. Bei den meisten Betroffenen zeigen sich erste Symptome um das 60. Lebensjahr. Sie können sich mit der Zeit verschlimmern und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
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Mangel an Dopamin ausgleichen
Parkinson-Patienten werden mit einer Dopamin-Ersatztherapie behandelt. Eine wichtige Rolle spielen hier verschiedene Medikamente mit dem Wirkstoff Levodopa (L-Dopa), aber auch sogenannte Dopaminagonisten.
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Interview
Symptome können dadurch gelindert und ein Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt werden. Die Ursache von Parkinson, das Absterben der Nervenzellen, wird damit aber nicht bekämpft.
Bei vielen Patienten verkürzt sich im Laufe der Jahre die Wirkdauer der Medikamente, andere sprechen nicht mehr so gut darauf an. Weitere Medikamente können dann erforderlich werden. Alternativ kann eine tiefe Hirnstimulation in Betracht gezogen werden.
Bewegung: Aktivität, Sport und Koordinationsübungen helfen, die Muskulatur zu erhalten sowie Gleichgewicht und Feinmotorik zu trainieren und zu stabilisieren.
Ernährung: Bestimmte Eiweiße, die in Fleisch und Milch enthalten sind, können die Aufnahme von Levodopa stören. Erkrankte sollten außerdem auf wenig Zucker und wenig gesättigte Fettsäuren achten.
Selbsthilfe: Viele Gruppen in Deutschland bieten Betroffenen und Angehörigen Austausch, Kontakt und Hilfe für das Leben und den Umgang mit der Parkinson-Erkrankung.
Antikörper gegen Parkinson
Verantwortlich für das Absterben von Nervenzellen in der sogenannten Substantia nigra ist das Protein Alpha-Synuclein, das sich dort übermäßig anlagert. In Studien, zuletzt in zwei klinischen Phase-2-Studien 2022, wurde versucht, diese Ablagerungen mit einer zielgerichteten Antikörper-Therapie zu reduzieren. Die Ergebnisse waren mit Blick auf Symptome und Krankheitsverlauf enttäuschend.
Die Therapie führte bei den Studienteilnehmern zu keiner Besserung. Weitere Versuche mit einer veränderten Dosierung der Antikörper sollen folgen. Einige Experten vermuten, dass der Ansatz, Ablagerungen zu reduzieren, zu kurz greift. Demnach müsste der Hebel früher angesetzt werden, damit Ablagerungen im Gehirn gar nicht erst entstehen.
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Abgestorbene Nervenzellen ersetzen
Weitere Versuche, Parkinson zu heilen, werden im Bereich der Stammzellentherapie unternommen. Hier wird seit den 90-er Jahren und aktuell vor allem in Schweden, USA und Kanada versucht, Dopamin produzierende Neuronen aus Stammzellen zu züchten. Ziel ist es, abgestorbene Nervenzellen und deren Dopaminproduktion durch Zelltransplantation zu ersetzen. Erste Ergebnisse sind vielversprechend. Das Verfahren ist aber noch nicht in einer Phase, die eine Heilung von Parkinson in Aussicht stellt.
Ein anderer Weg könnte die Gentherapie sein. Hier werden aktuell verschiedene Möglichkeiten geprüft, zum Beispiel Gene für bestimmte Enzyme in das Gehirn zu injizieren, die die Nervenzellen anregen, Dopamin zu produzieren.
Ein anderer Ansatz: Dopamin produzierende Nervenzellen im Gehirn wieder wachsen zu lassen. Mithilfe der Gentherapie und einem Protein könnte es auch gelingen, schädliche Abläufe in den Nervenzellen zu stoppen. Noch recht neu ist der Ansatz, lebende Nervenzellen genetisch direkt zu verändern und in Dopamin produzierende Zellen umzuwandeln.
Mit Blick auf die Zukunft ist Einiges in Bewegung. Das führt auch zu vielen Fragen von Seiten der Patienten, sagt Neurologin Bettina Müller. Einige seien gut informiert, die meisten aber müsse sie vertrösten, dass es aktuell noch keine Heilung gebe.
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