Schulter ausgekugelt: Was tun bei einer Schulterluxation
Ausgekugeltes Schultergelenk:Schulterluxation: Wann operiert werden muss
von Bianca Koch
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Ob durch Unfall oder Sport: Eine ausgekugelte Schulter ist extrem schmerzhaft und kann langfristige Folgen haben. Wann eine konservative Behandlung reicht und wann operiert wird.
Bei einem Sturz hat sich Philip Grebe die Schulter ausgekugelt. Wie er behandelt wurde und wie es ihm heute damit geht.03.04.2025 | 4:39 min
Einmal unglücklich gefallen und plötzlich ist die Schulter ausgerenkt. Mediziner sprechen dann von einer Schulterluxation. Sie gehört zu den häufigsten Gelenkverletzungen, vor allem bei jungen, sportlich aktiven Menschen.
Ob konservative Behandlung oder Operation: Mit Geduld, gezieltem Training und einer guten ärztlichen und physiotherapeutischen Betreuung ist eine vollständige Wiederherstellung des Schultergelenks möglich.
Starke Schmerzen und eine Delle sind typische Symptome
Wenn der Oberarmkopf durch eine unglückliche Bewegung aus der Gelenkpfanne gleitet, entsteht plötzlich ein starker Schmerz im Schulterbereich - begleitet von einer deutlich sichtbaren Verformung des Gelenks, dem sogenannten Epaulette-Zeichen.
Die Betroffenen können den Arm nicht mehr aktiv bewegen. Der Gelenkkopf springt in den allermeisten Fällen nach vorne unten heraus. Eine hintere Schulterluxation dagegen sei absolut selten, sagt Marcus Siebert, Orthopäde und Sportmediziner aus Kassel.
Die häufigste Ursache einer Schulterluxation ist ein traumatisches Ereignis, also ein Unfall.
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Dr. Marcus Siebert, Orthopäde
Neben der traumatischen Schulterluxation gibt es die habituelle, immer wiederkehrende Schulterluxation. Risikofaktoren dafür sind Bindegewebserkrankungen wie das Marfan-Syndrom und das Ehlers-Danlos-Syndrom. Die stabilisierende Funktion des Bindegewebes für das Gelenk geht dabei verloren. Ursache ist eine extrem ausgeprägte Elastizität. Auch ungünstige anatomische Verhältnisse können eine Schulterluxation begünstigen.
Wenn plötzlich stechende Schmerzen in der Schulter auftreten, kann der Riss einer Muskelsehne die Ursache sein. In den meisten Fällen führt dann an einer Operation kein Weg vorbei.01.02.2024 | 5:32 min
So wird die ausgekugelte Schulter eingerenkt
Die Patienten bekommen zunächst Medikamente zur Beruhigung und um den Schmerz auszuschalten. Man sollte es unterlassen, vor Ort eine Schulter wieder einzukugeln, warnt Siebert.
Eine Röntgendiagnostik ist essenziell, um Knochenbrüche auszuschließen.
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Dr. Marcus Siebert, Orthopäde
Um die Schulter einzurenken, zieht der Arzt langsam an dem betroffenen Arm und führt dabei eine leichte Drehbewegung durch. Anschließend werden Schulter sowie Ober- und Unterarm mit einer Orthese für ein bis drei Wochen ruhiggestellt.
Außerdem überprüft der Arzt per Magnetresonanztomografie Bänder, Gelenkkapsel und Sehnen auf mögliche Schäden. Häufig findet er eine sogenannte Bankart-Läsion sowie eine Hill-Sachs-Delle. Beides sind typische Verletzungen am Oberarmkopf, die beim Auskugeln entstehen.
Junge Patienten unter 30, die sich die Schulter zum ersten Mal bei einem Unfall ausrenken, werden häufig operiert. Das ist insbesondere dann nötig, wenn das Labrum, der vordere Knorpelring, der die Gelenkpfanne umgibt, beschädigt ist (Bankart-Läsion). Der Eingriff wird in der Regel minimalinvasiv durchgeführt und dauert etwa eine halbe Stunde. Die OP zielt darauf ab, das Gelenk zu stabilisieren.
Bei älteren Patienten entscheidet oft die Stabilität der Muskulatur rund um das Schultergelenk, die Rotatorenmanschette, darüber, ob eine OP notwendig ist. Ist eine Sehne gerissen, muss fast immer operiert werden. Wiederkehrende Schulterluxationen durch Bindegewebsschwäche werden nach Möglichkeit konservativ stabilisiert und nur selten operiert.
Auch bei älteren Menschen zeigt Krafttraining gute Effekte. Worauf es dabei ankommt und wie man mit einfachen Übungen Muskeln aufbauen kann.25.10.2023 | 6:02 min
Schritt für Schritt zurück zur Beweglichkeit
In der Physiotherapie gibt es kaum Unterschiede zwischen Patienten, die nur eingerenkt und Patienten, die operiert wurden. In den ersten Tagen steht Schonung im Vordergrund. Es folgt der schrittweise Wiederaufbau der Beweglichkeit mit Pendelübungen im schmerzfreien Bereich und mit Lymphdrainage.
Nach drei Wochen kann die Muskelkräftigung starten, um der Schulter ihre Stabilität zurückzugeben. Die Rotatorenmanschette spielt dabei eine zentrale Rolle. Regelmäßiges Training mit einem Fitness-Band und einer elastischen Trainingsstange sorgt für eine gezielte Stärkung.
Essen, trinken, kämmen: Bei all dem spielt das Schultergelenk eine entscheidende Rolle. Doch was tun, wenn es so schwer geschädigt ist, dass Alltagsbewegungen unmöglich werden?
von Anja Braunwarth
mit Video
Gelenkverschleiß als Spätfolge von Schulterluxation
Wird eine Schulterluxation nicht richtig behandelt oder erfolgt der Muskelaufbau nicht konsequent, kann es zu einer dauerhaften Instabilität des Gelenks kommen. Dadurch springt die Schulter auch bei geringen Belastungen immer wieder heraus. Häufig komme es dann zu einem frühzeitigen Gelenkverschleiß, erklärt Siebert.
Jedes Mal wenn das Gelenk auskugelt, gibt es Knorpelschäden.
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Dr. Marcus Siebert, Orthopäde
Regelmäßiges Training mit Eigenübungen daheim sei deshalb wichtig, um weitere Luxationen zu vermeiden, so der Experte. Viele Rückschläge entstehen, weil Patienten zu schnell zu intensiv trainieren und die Schmerzen zurückkehren.
Ein kräftiges Muskelkorsett ist der beste Schutz vor erneuten Luxationen. Wer regelmäßig trainiert, verringert das Risiko erheblich.
Mit speziellen Tests können Kraft, Beweglichkeit und Stabilität beurteilt werden. Die meisten Patienten erreichen nach etwa zwölf Wochen wieder die volle Funktionalität im Alltag.
Die Rückkehr zu Sportarten mit hoher Schulterbelastung wie Tennis oder Handball kann länger dauern. Auch Leistungssport ist nach einer Schulterluxation wieder möglich - unabhängig davon, ob operiert wurde oder nicht.
Selbstdisziplin, Geduld und Konsequenz sind beim Rehabilitationstraining entscheidend, damit der gesamte Schultergürtel nicht immer instabiler wird. Dauerhafte Schmerzen oder Einschränkungen in der Beweglichkeit des Schultergelenks lassen sich so vermeiden.
Mit zunehmendem Alter leiden viele an Arthrose, dem Verschleiß der Gelenke. Von Hyaluronsäure bis Eigenbluttherapie: Einige Mittel versprechen Hilfe. Was bringen sie wirklich?
von Anja Braunwarth
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Quelle: dpa
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