Antibiotika richtig einnehmen: Wie man Resistenzen vermeidet
FAQ
Resistenzen vermeiden:So nehmen Sie Antibiotika richtig ein
von Anne Waltermann
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Antibiotika können Lebensretter sein - aber nur, wenn sie auch richtig eingenommen werden. Wie sie am besten wirken und warum man Antibiotika-Tabletten nicht zerkleinern sollte.
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Wer ein Antibiotikum verschrieben bekommt, macht bei der Einnahme oft Fehler. Das kann die Wirksamkeit beeinträchtigen, zu Nebenwirkungen oder sogar zu gefährlichen Resistenzen führen. Zudem existiert viel Halbwissen über den Einsatz von Antibiotika. Hier gibt es Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wann und wie nehme ich Antibiotika ein?
Wichtig ist, ein Antibiotikum regelmäßig zu nehmen und die vorgeschriebenen Zeitabstände einzuhalten, damit im Körper ein konstanter Wirkstoffspiegel entsteht. Hat man eine Einnahme vergessen, sollte man diese am besten nachholen und den Zeitabstand zur nächsten Tablette angleichen, rät Allgemeinmediziner Nils Vogel.
Sofern nicht anders verordnet, sollten Antibiotika eine Stunde vor dem Essen eingenommen werden. Am besten mit einem viertel Liter Wasser. Dann verbleibt das Medikament weniger lang im Darm, was die Darmflora schont.
Nicht jedem fällt das Schlucken großer Tabletten leicht. Doch beim Zerkleinern von Antibiotika ist Vorsicht geboten. So haben manche Tabletten einen magensaftresistenten Überzug, damit der Wirkstoff erst im Darm freigesetzt wird. Am besten fragen Sie in der Apotheke, ob ein Medikament zerkleinert werden darf.
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Müssen Antibiotika immer bis zur letzten Dosis eingenommen werden?
Meist geht es einem mit dem Antibiotikum nach wenigen Tagen besser. Viele fragen sich dann, ob sie das Medikament noch weiter einnehmen müssen.
Ein Absetzen sollte unbedingt mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Es kann sein, dass Bakterien noch aktiv sind und bei frühzeitigem Absetzen des Medikaments die Infektion wieder aufkeimt. Resistenzen können entstehen und das Antibiotikum verliert seine Wirkung.
Jeder Einsatz von Antibiotika fördert die Bildung von Resistenzen: Empfindliche Bakterien werden abgetötet, andere Erreger überleben, weil sie sich der Wirkung des Medikaments widersetzen können. Sie werden resistent und vermehren sich weiter. Besonders kritisch wird es, wenn die Bakterien unempfindlich gegen verschiedene Antibiotika werden. Dann spricht man von multiresistenten Keimen. Die sind schwer behandelbar und können lebensbedrohlich sein.
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Wie gehe ich mit Antibiotikaresten um?
Manchmal sind in den Packungen mehr Tabletten, als der Patient nehmen soll, erklärt Vogel. Er rät dringend davon ab, überzählige Antibiotika für spätere Erkrankungen aufzuheben.
Antibiotika werden immer gezielt verordnet. Auf keinen Fall sollten sie weitergegeben werden. Es könne zu Allergien kommen oder möglicherweise vorliegende Vorerkrankungen könnten sich sogar verschlimmern, so Vogel. Am besten entsorgt man überzählige Antibiotika. Je nach Wohnort gehören sie in den Restmüll oder müssen zu einer Schadstoffsammelstelle gebracht werden.
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Antibiotika: Kann ich trotzdem Alkohol und Milchprodukte konsumieren?
Milch, Milchprodukte und kalziumhaltiges Mineralwasser können zu einer schlechteren Aufnahme einiger antibiotischer Wirkstoffe im Körper führen. Deshalb sollte man immer zwei Stunden zwischen Medikamenteneinnahme und dem Verzehr von Milch und Milchprodukten einplanen. Auf den Genuss von Alkohol und Grapefruitsaft sollte ganz verzichtet werden. Beides kann Nebenwirkungen der Antibiotika verstärken. Alkohol kann außerdem die Wirksamkeit der Medikamente beeinträchtigen.
Antibiotika können bei Frauen die Scheidenflora beeinträchtigen, was zu einem Scheidenpilz führen kann. Außerdem können die Medikamente die Darmflora in Mitleidenschaft ziehen. Durchfall kann zum Beispiel die Folge sein. Probiotika helfen dann dem Darm sich zu regenerieren. Diese sind in Lebensmitteln wie Joghurt und Sauerkraut enthalten. Manche Antibiotika erhöhen die Lichtempfindlichkeit der Haut und man bekommt schneller einen Sonnenbrand. Gelegentlich kann es sogar zu allergischen Hautausschlägen kommen. Dann ist umgehend ein Arzt zu konsultieren.
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Sind Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich?
Antibiotika können die Zuverlässigkeit der Anti-Baby-Pille beeinträchtigen. Ganz anders verhält es sich bei blutverdünnenden Medikamenten. Deren Wirkung kann durch Antibiotika verstärkt werden. Dagegen können Cholesterinsenker und Mittel gegen überschüssige Magensäure die Wirkung von Antibiotika vermindern.
Zudem gibt es bestimmte Antidepressiva, die nicht mit gewissen Antibiotika kombiniert werden dürfen. Informieren Sie Ihren Arzt unbedingt über die Einnahme aller Arzneimittel, auch wenn Sie diese nur bei Bedarf nehmen, wie etwa Kopfschmerztabletten.
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