Lichtempfindlichkeit durch Medikamente: So schützen Sie sich
Lichtsensibel durch Medikamente:Wann UV-Licht Nebenwirkungen begünstigt
von Andreas Kürten
|
Millionen Menschen in Deutschland nehmen Medikamente ein. Sonnenlicht kann dann gefährliche Nebenwirkungen hervorrufen. Wie man vorbeugen kann und wie behandelt wird.
Von Antibiotika bis Johanniskraut: Einige pharmazeutische Wirkstoffe können eine phototoxische Reaktion hervorrufen. Mögliche Folgen: Hautrötungen, schwerer Sonnenbrand und Blasenbildungen.08.08.2023 | 4:53 min
Im Sommer ist das Risiko für Nebenwirkungen durch UV-Licht besonders hoch. Denn in dieser Jahreszeit sind die energiereichen UVA- und UVB-Strahlungen der Sonne besonders intensiv. Die Wirkstoffe vieler Medikamente lagern sich auch in die Haut ein - egal, ob sie als Tablette, Kapsel, Spritze und Infusion oder als Salbe und Creme verabreicht werden.
Was ist eine phototoxische Reaktion der Haut?
Bei einigen Substanzen kann es dann durch ein Zusammenspiel zwischen Sonnenlicht und Medikamenten zu sehr unangenehmen Nebenwirkungen kommen: einer photoallergischen oder phototoxischen Reaktion der Haut. Hautarzt Uwe Kirschner weiß, wie solche Wechselwirkungen entstehen:
Was UV-Strahlen überhaupt sind und wie ihr euch vor ihnen schützen könnt. 29.07.2023 | 1:30 min
Folgen phototoxischer und photoallergischer Reaktionen
Bei einer photoallergischen Reaktion werden die Substanzen durch das UV-Licht zur Bildung allergisch wirksamer Antigene angeregt. Dadurch kommt es dann zu einer Sensibilisierung des Immunsystems. Die Folge sind allergische Symptome der Haut wie Hautrötungen und Ekzeme.
Wie häufig solche Reaktionen im Zusammenhang mit Wirkstoffen aus Medikamenten auftreten, ist schwer zu beziffern, da viele Betroffene nicht zum Arzt gehen. Experten schätzen, dass in Deutschland aktuell etwa siebzig bis neunzig verschiedene Wirkstoffe von zugelassenen Medikamenten eine photosensibilisierende Reaktion der Haut auslösen können.
Meist handelt es sich dabei um verschreibungspflichtige Präparate, wie zum Beispiel Antibiotika, Herz-Kreislauf-Medikamente, Diabetes-Präparate oder harntreibende Wirkstoffe.
Antibiotika: Hier kommenvor allem Tetracycline wie Doxycyclin oder Clindamycin oder Chinolone wie Ciprofloxacin in Frage. Häufig handelt es sich um Präparate, die gegen Akne eingesetzt werden.
Herz-Kreislauf-Medikamente: Hier handelt es sichbesonders oft um Präparate, die gegen Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden wie zum Beispiel Amiodaron oder Chinidin oder Captopril.
Diabetes-Präparate: Hier sindzum Beispiel Metformin oder Sulfonyl-Harnstoffe mögliche Auslöser.
Harntreibenden Diuretika: zum Beispiel Hydrochlorothiazid, Furosemid oder Amilorid
Nichtsteroidale Antirheumatika: zum Beispiel Cyclooxygenasehemmer oder Ketoprofen
Allerdings kann auch das frei verkäufliche Johanniskraut als Nebenwirkung eine phototoxische Reaktion hervorrufen.
Weiterführende Informationen zu Wirkstoffen, bei denen Sonnenschutz ratsam ist, finden sich beispielsweise bei Stiftung Warentest.
Was bei lichtbedingten Hautreaktionen zu tun ist
Wer Medikamente zu sich nimmt und ungewöhnliche Reaktionen der Haut bemerkt, kann sich zunächst über den Beipackzettel informieren, ob dort Reaktionen der Haut als mögliche Nebenwirkung beschrieben werden. Im Zweifel sollte man Rücksprache mit dem Arzt halten und prüfen, ob gegebenenfalls Alternativen zur Behandlung in Frage kommen können.
Juckende Bläschen und Pusteln nach dem Sonnenbad: In Mitteleuropa leidet fast jeder Fünfte an polymorpher Lichtdermatose. Wie man eine Sonnenallergie behandelt und vorbeugen kann.
von Bianca Koch
mit Video
Medikamente und Sonne: Das sollten Sie beachten
Es gibt eine Reihe von Kriterien, die über die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer lichtbedingten Hautreaktion entscheiden:
Besonders entscheidend ist die Hautfarbe: Gefährdet sind vor allem die so genannten Hauttypen 1 und 2.
Hautarzt Kirschner erläutert: "Menschen mit hellen Augen, blonden Haaren reagieren sehr viel leichter und schneller." Auch Patienten, die aus verschiedenen Substanzklassen phototoxische Medikamente zu sich nehmen, hätten eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine solche Nebenwirkung.
Ökotrophologin Brigitte Bäuerlein macht einen vitaminreichen Drink, der die Haut von innen heraus vor Sonneneinstrahlung schützen soll. Lassen Sie sich diesen Drink schmecken, für effektiven Sonnenschutz ist eine Sonnencreme aber unerlässlich.26.06.2023 | 8:44 min
Was hilft bei einer phototoxischen Reaktion?
Die Behandlung ist ähnlich wie bei anderen Hautschädigungen durch UV-Licht: Es kommen anti-entzündliche und den Juckreiz senkende Medikamente zum Einsatz. Oft helfen so genannte Lokal-Steroide zum Auftragen auf die Haut, also Kortison-Cremes oder Salben. Auch Präparate mit dem Wirkstoff Fenistil, der eine antiallergische Wirkung hat, können zum Einsatz kommen.
Wenn bei einer phototoxischen Reaktion offene Blasen oder oberflächliche Wunden entstanden sind, werden diese entsprechend verbunden und gekühlt. Außerdem wird gegebenenfalls mit entzündungshemmenden Medikamenten oder Antibiotika versucht, eine so genannte Super-Infektion mit anderen Erregern zu verhindern. Bei einer photoallergischen Reaktion kommt gegebenenfalls auch eine Therapie mit Antihistaminika zum Einsatz.
Sonnenbrillen sollten in erster Linie die Augen vor gefährlichen UV-Strahlen schützen. Aber wie erkenne ich eine gute Sonnenbrille und worauf kommt es bei Gläsern und Form an?
von Laren Müller
mit Video
Vorbeugung durch Sonnenschutz
Viele Betroffene sind auf ihre meist verschreibungspflichtigen Medikamente angewiesen. Dementsprechend wird ein besonders guter Schutz gegen UV-Strahlung wichtig:
Bei manchen Sonnenpflegeprodukten ist Vorsicht geboten, weil sie ebenfalls eine phototoxische oder photoallergische Reaktion hervorrufen können. Daher geprüfte Präparate mit Schutz gegen UVA- und UVB-Strahlung und hohem Lichtschutzfaktor auftragen, am besten schon zu Hause vor dem Gang nach draußen.
Dies zählt zu den wichtigsten Maßnahmen, um eine Photosensibilisierung zu vermeiden. An sonnigen Tagen daher möglichst Plätze im Schatten aufsuchen und die Mittagssonne meiden. Auch Solarien sollte man meiden.
Besonders kritische Körperstellen wie Arme, Brust, Hals und Dekollté sollte man mit UV-undurchlässigen Kleidungstücken bedecken und möglichst eine Kopfbedeckung tragen. Wichtig: Dünne Kleidung und auch Glasscheiben halten meist keine UVA-Strahlung ab. Hautreaktionen sind insofern auch hinter einem Fenster möglich.