Versteckter Alkohol in Lebensmitteln: Das sollten Sie wissen
Häufiger enthalten als gedacht:Wo Alkohol in Lebensmitteln versteckt ist
von Jennifer Gesslein
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Die Zutatenliste von Produkten wird meist auf Allergieauslöser, Milchbestandteile oder Zucker gecheckt, die sind auch oft fett gedruckt. Alkohol aber ist nur schwer zu entdecken.
Ein Experiment zeigt: Die Verarbeitung von Alkohol in Lebensmitteln ist für Verbraucher nur schwer zu erkennen.15.11.2024 | 4:21 min
Ein Milchbrötchen als Frühstück, eine fertige Bio-Tomatensuppe zum Mittagessen und als Nachtisch ein kleines Schokotörtchen: Hätten Sie vermutet, dass in diesen Lebensmitteln Alkohol stecken kann? Produkte, die durchaus auf jedem Speiseplan stehen könnten - auch auf dem von Kindern.
Deshalb werde Alkohol oft gar nicht oder erst durch einen intensiven Geruch mit dem Öffnen der Verpackung wahrgenommen, erklärt Marlene Bär, Lebensmittelexpertin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
PLU-Code, GTIN, Los-Nummer - noch nie gehört? Das sind Zahlen- und Buchstabenkombinationen auf Lebensmittelverpackungen. Hinter ihnen stecken jede Menge nützliche Informationen.
von Agnes Heitmann
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Warum Alkohol in Lebensmitteln verwendet wird
Bei Backwaren wird Alkohol als Konservierungsmittel verwendet. So werden Produkte entweder selbst oder die Innenseite ihrer Verpackung mit Alkohol besprüht, um sie haltbar zu machen.
Alkohol wird auch als Aroma eingesetzt, beispielsweise in Tiramisu oder Weinbrandessig. Aber auch bei Fertiggerichten mit Bratensoße, in Zwiebel-, Gulasch- oder auch Tomatensuppen verwenden Lebensmittelhersteller Alkohol als Aromastoff.
Um ein Verklumpen oder Verkleben von Lebensmitteln zu verhindern, wird Alkohol zudem häufig als Trennmittel eingesetzt.
Alkohol kann sich auf der Zutatenliste auch hinter anderen Namen verstecken. Stehen die folgenden Begriffe in der Zutatenliste, enthält das Produkt Alkohol:
Ethanol oder Äthanol
Ethylalkohol oder Äthylalkohol
Amaretto, Whiskey, Weinbrand, Marsala und andere alkoholische Getränkebezeichnungen
Der eine mag es herzhaft, die andere lieber süß: Welches Lebensmittel uns schmeckt, hängt von vielen Faktoren ab. Dabei treffen wir oft schon vor dem ersten Bissen Entscheidungen.14.06.2023 | 43:02 min
Regularien von Alkohol in Lebensmitteln
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft schreibt auf seiner Webseite, dass grundsätzlich alle Zutaten, die in einem vorverpackten Lebensmittel enthalten sind, anzugeben seien. Weiter heißt es, dass auch Zusatzstoffe und Aromen aufgeführt werden müssen. Regeln für die Angaben des Alkoholgehalts eines Produktes gibt es allerdings nur bei Getränken.
Zusatzstoffe werden mit E-Nummern angegeben. So steht die Nummer E334 für Weinsäure und E1519 für Benzylalkohol. Alkohol als Zusatzstoff werde von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) geprüft, so Marlene Bär. Wird dieser Zusatzstoff zugelassen, gilt er als Träger von Aromen und befindet sich unter 0,2 Volumenprozent Alkohol. Diese Menge sei weder gesundheitsschädlich noch wahrnehmbar, so die Lebensmittelexpertin.
In vielen verarbeiteten Produkten versteckt sich Zucker. Ökotrophologin Dr. Brigitte Bäuerlein klärt, wie viel Zucker ein Erwachsener täglich verzehren sollte und woran man ihn erkennen kann.28.04.2023 | 7:02 min
Alkoholfreie Getränke, die nicht alkoholfrei sind
Anders als bei Lebensmitteln gibt es für Getränke eine Kennzeichnungspflicht für Alkohol, allerdings erst ab 1,2 Volumenprozent. Deshalb kann auch alkoholfreies Bier und alkoholfreier Wein Alkohol enthalten - und zwar bis zu 0,5 Volumenprozent.
Anders ist das bei Getränken, die mit 0,0 Volumenprozent Alkohol gekennzeichnet sind. Sie enthalten tatsächlich keinen Alkohol. Vor allem Schwangeren, Stillenden und auch trockenen Alkoholikern wird geraten, Getränke mit 0,0 Volumenprozent Alkohol zu wählen.
In Lebensmitteln entsteht auf ganz natürliche Weise Alkohol. So kann Sauerkraut durch die Fermentierung, Brot durch die Hefegärung, Bananen durch ihren Reifungsprozess oder auch Apfelsaft und Kefir durch Gärung Alkohol enthalten. Hier übersteigt der Alkoholgehalt allerdings selten den Wert von 0,3 Volumenprozent und wird daher als gesundheitlich unbedenklich eingestuft.
Manche Nahrungsmittel können für schwangere Frauen und vor allem für das Baby gefährlich werden. Daher ist es wichtig, ein paar entscheidende Regeln zu kennen und zu beachten.
von Christina-Maria Pfersdorf
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Warum versteckter Alkohol problematisch ist
Viele Lebensmittel enthalten nur wenig Alkohol. Er ist daher meist am Ende der Zutatenliste zu finden. Wird er bereits geschmacklich oder am Geruch wahrgenommen, kann das vor allem bei Kindern und auch für trockene Alkoholiker problematisch sein.
Auch Schwangere und stillende Mütter sollten versuchen, auf Alkohol als Zutat zum Schutz des Kindes in jeder Form zu verzichten.
Immer mehr trinken bewusst Bier ohne Alkohol. In den letzten Jahren hat sich der Absatz fast verdoppelt. In München gibt es jetzt den ersten alkoholfreien Biergarten. Auch bei Wein- und Sektsorten steigt die Nachfrage.27.07.2024 | 4:50 min
Alkohol in Lebensmitteln meiden
Um Alkohol in Lebensmitteln zu vermeiden, ist es wichtig, die Zutatenliste genau zu prüfen, die Begrifflichkeiten zu kennen und auch bei unverpackten Lebensmitteln etwa beim Bäcker oder in Restaurants nachzufragen.
Für alle, die gern selbst beim Kochen, zum Beispiel Braten- oder Tomatensoßen, mit einem Schuss Wein verfeinern, rät Marlene Bär mal ein Stück dunkle Schokolade statt Wein zu verwenden. Die gibt ein besonderes Aroma und macht die Soße schön würzig.
In Deutschland sind schätzungsweise 1,6 Millionen Menschen an Alkoholsucht erkrankt. Viele Betroffene merken das erst, wenn es schon zu spät ist. Was dann zu tun ist.
von Olaf Schwabe
mit Video
Quelle: ZDF
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