Skoliose: Diagnose und Behandlung von Übungen bis Operation

    Korsett, Physiotherapie oder OP:Wie eine Skoliose behandelt werden kann

    von Olaf Schwabe
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    Eine Skoliose, bei der die Wirbelsäule verkrümmt ist, betrifft vor allem Kinder und Jugendliche. Manchmal ist die Fehlstellung so stark, dass nur noch eine Operation helfen kann.

    Zwei Röntgenbilder von Wirbelsäulen nebeneinander.
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    Die Diagnose Skoliose erfolgt in der Regel im Jugendalter. Die Betroffenen - vor allem Mädchen - haben nicht selten größere Einschränkungen im Alltag, da die Behandlung langwierig sein kann. Etwa zwei Prozent aller Kinder zwischen zehn und 16 Jahren sind davon betroffen.
    Bei der Skoliose handelt es sich um eine Fehlstellung der Wirbelsäule. Sie ist verkrümmt und in sich verdreht. Meist ist eine Skoliose nur schwach ausgeprägt, doch es gibt auch schwere Verläufe, sagt Christof Birkenmaier vom Skoliosezentrum des Artemed Klinikums München Süd.

    In ausgeprägten Fällen kann es zu einer Beeinträchtigung von Lungenfunktion, Herzfunktion und der Nahrungsaufnahme kommen.

    Prof. Dr. Christof Birkenmaier, Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Chirurgie

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    Skoliose: Ursachen und Symptome

    Bei Kindern und Jugendlichen ist die Ursache in den meisten Fällen unbekannt. Ärzte gehen davon aus, dass die Fehlstellung durch eine unterschiedliche Wachstumsgeschwindigkeit der Wirbelkörper entsteht. Seltenere Ursachen sind zum Beispiel Knochenbrüche, Osteoporose, Tumoren oder Beinlängendifferenzen.
    Typische Zeichen einer Skoliose sind ein Schiefstand der Schulter und der Taille. Beim Vorbeugen des Rumpfes zeigt sich zudem eine Wölbung am Rücken. Die Verkrümmung der Wirbelsäule wird in vier Schweregrade unterteilt. Dazu wird jeweils am obersten sowie am untersten Wirbelkörper der Verkrümmung eine Gerade gezogen. Der Winkel zwischen den Geraden gibt den sogenannten Cobb-Winkel an.

    Eine Verkrümmung der Wirbelsäule mit einem Winkel unter zehn Grad ist per Definition noch keine Skoliose und muss auch nicht behandelt werden.

    Erst bei einer leichten Skoliose mit einem Cobb-Winkel von zehn bis 20 Grad ist eine Physiotherapie zu empfehlen, die speziell für Skoliosepatienten entwickelt wurde. Sie beinhaltet besondere Streck, Haltungs-, und Kräftigungsübungen für den Rücken. Außerdem muss der weitere Verlauf regelmäßig kontrolliert werden.

    Bei einem Cobb-Winkel von 20 bis 40 Grad ist das Tragen eines Rückenkorsetts erforderlich, bis das Wachstum abgeschlossen ist oder um die Zeit bis zu einer Operation zu überbrücken.

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    Welche Rolle die Knochenreife spielt

    Durch eine spezielle Analyse der Beckenknochen kann die Skelettreife ermittelt werden. Dabei gibt das Risser-Stadium an, wie lange noch mit einem Knochenwachstum zu rechnen ist. Gemeinsam mit dem Cobb-Winkel kann der weitere Verlauf einer Skoliose dann mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vorhergesagt werden.

    Wenn die Kurven ein bestimmtes Maß überschreiten, also wir sagen 60 Grad, dann wissen wir, dass sie in aller Regel nicht aufhören schlechter zu werden.

    Prof. Dr. Christof Birkenmaier, Wirbelsäulenchirurg

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    Wann bei Skoliose operieren?

    Für Betroffene mit einem Cobb-Winkel von über 40 Grad und einem noch bestehenden Wachstum wird eine Operation empfohlen. Dies gilt auch für Patienten, die schon ausgewachsen sind und deren Cobb-Winkel bei 60 Grad oder darüber liegt. Das klassische Verfahren ist die Versteifung der betroffenen Wirbel.

    Eine Einsteifung der Wirbelsäule macht man nicht gern bei Kindern und Jugendlichen.

    Prof. Dr. Christof Birkenmaier, Skoliosezentrum, Artemed Klinikum München Süd

    Der Nachteil dieser Methode ist eine Bewegungseinschränkung, die ein Leben lang besteht.

    Bei Kindern unter dem zehnten Lebensjahr kann noch keine versteifende Operation der Wirbelsäule vorgenommen werden. Diese würde das Wachstum behindern und könnte sogar zu einer gefährlichen Störung des Lungenwachstums führen.

    In den letzten Jahrzehnten wurden deswegen verschiedene mitwachsende Verfahren entwickelt, mit denen eine Korrektur der Verkrümmung und das gleichzeitige Wachstum der Wirbelsäule erreicht werden kann.

    Bei diesen "wachstumslenkenden Systemen" werden auseinanderziehbare Metallstäbe mit der Wirbelsäule verbunden. Diese können zum Beispiel mit einem Magneten von außen (Magnetically Controlled Growing Rods-Verfahren) verlängert werden. Weitere Operationen zur Längenanpassung der Stäbe, wie dies früher bei anderen Stabverfahren der Fall war, sind nicht mehr notwendig. Am Ende der Behandlung werden die Stäbe durch "normale" Stäbe ersetzt, sodass das Verfahren letztendlich zu einer Versteifung der Wirbel führt.

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    Vertebral Body Tethering

    Ein relativ neues Verfahren, das nicht zu einer Versteifung führt, ist das Vertebral Body Tethering. Dabei werden die betroffenen Wirbel mit einem extrem belastbaren Seil aus Kunststoff verbunden, das so fest gespannt wird, dass sich der Cobb-Winkel verkleinert. Durch das weitere Wachstum bekommt die Wirbelsäule automatisch Zug, sodass die Wirbel weiter gerade gezogen werden.
    Nachteil des Verfahrens: Es besteht die Möglichkeit einer Überkorrektur. Zudem können die Kunststoffseile reißen. Das Verfahren ist nur geeignet, wenn das Wirbelsäulenwachstum noch nicht abgeschlossen ist.

    Operation: Risiken und Prognose

    Neben allgemeinen Operationsrisiken wie Blutungen und Infektionen kann es bei Operationen an der Wirbelsäule zu Schädigungen von Nerven oder Brüchen der Wirbelkörper kommen. Beim Vertebral Body Tethering kommt hinzu, dass der Zugang zur Wirbelsäule durch den Bauchraum und vorbei an der Lunge führt, sodass diese bei dem Eingriff verletzt werden kann.
    Die Prognose bei einer Skoliose ist individuell unterschiedlich. In den meisten Fällen gilt jedoch: Je höher der Krümmungswinkel und je geringer das Wachstum bis dahin vorangeschritten ist, umso mehr wird die Krümmung der Wirbelsäule zunehmen.

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