Nahost-Konflikt: Israel kann sich Feuerpause "kaum erlauben"

    Interview

    Militäranalyst Remmel:Israel kann sich Feuerpause "kaum erlauben"

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    Die Rufe nach einer Waffenruhe im Nahost-Konflikt werden lauter, doch Israel winkt weiter ab. Ein Militäranalyst erklärt, wer von einer Feuerpause profitieren würde und warum.

    "Um unvorstellbares Leid zu mildern, […] wiederhole ich meinen Appell für eine sofortige humanitäre Waffenruhe": UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat am Dienstag im Weltsicherheitsrat seine Forderung nach einer Feuerpause im Nahost-Konflikt bekräftigt. Mit seinem Anliegen ist er nicht allein: Auch verschiedene EU-Politiker und Hilfsorganisationen fordern das temporäre Niederlegen der Waffen für humanitäre Zwecke.
    Israel lehnt eine Waffenpause weiterhin vehement ab. Die Welt müsse die militärische Offensive unterstützen, sagte Außenminister Eli Cohen. Auch Deutschland und die USA stellen sich hinter Israels Nein zur Waffenpause. "Israel hat das Recht, sich zu verteidigen. Sie haben noch viel zu tun, um die Hamas-Führung zu verfolgen", sagte etwa der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Militäranalyst Hendrik Remmel erklärt bei ZDFheute live, wie die Chancen für eine Waffenruhe stehen.
    Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Hendrik Remmel dazu, …

    … warum die Hamas von einer Feuerpause profitieren würde

    "Mit hoher Wahrscheinlichkeit" gehe es der islamistischen Terrororganisation Hamas darum, "dass sie die Bewegungsfreiheit im Gazastreifen zurückerlangen". Eine Waffenpause bedeute, es gebe keine israelischen Luft- und Artillerieschläge als Reaktion auf die Massaker am 7. Oktober mehr.

    Das heißt, die Hamas kann sich in dieser Phase wieder frei bewegen.

    Hendrik Remmel, Militärexperte

    Dadurch könnte die Hamas ihre durch die israelischen Schläge aufgegebenen Stellungen zurückgewinnen, so Remmel. Außerdem könnten zerstörte "Verteidigungsstellungen" wieder repariert und befestigt werden.
    Diese Stellungen, schätzt Remmel, habe die Hamas neun Jahre lang vorbereitet. "Sie wird Tunnelsysteme sowohl für defensive als auch für offensive Aktivitäten nutzen. Sie wird Hinterhalte vorbereitet haben, sie wird Sprengfallen vorbereitet haben."

    … in welchem Dilemma die israelische Führung steckt

    Die Hamas würde dem Militärexperten zufolge demnach von einer Waffenpause im Gazastreifen ganz klar profitieren. "Israel würde dadurch die Initiative verlieren und der Hamas einen gewissen Vorteil verschaffen, um sich wieder zu reorganisieren."

    Aus rein militärischen Gesichtspunkten kann Israel sich es kaum erlauben, diese Feuerpause einzugehen.

    Hendrik Remmel, Militärexperte

    Gleichzeitig erkennt Remmel den Zwiespalt, indem sich die israelische Führung befinde. Israel müsse einen "harten Abwägungsprozess durchführen". Er spricht den internationalen Druck und die Forderungen, zivile Opfer zu vermeiden, an. Da sei Israel auf "der strategischen Ebene in einem durchaus starkem Dilemma".

    Und in diesem Abwägungsprozess scheint sich Israel und vor allem die israelische Regierung zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu befinden.

    Hendrik Remmel, Militärexperte

    … was die angekündigte Bodenoffensive Israels verzögern könnte

    Jenes Dilemma und der Zustand, dass sich noch immer viele israelische Geiseln in den Händen der Hamas befinden, könnte auch ein Grund sein, warum die angekündigte Bodenoffensive offiziell noch nicht gestartet sei, erklärt Hendrik Remmel.
    Was diese betrifft, sagt Remmel, müsse man verstehen, dass "der Beginn einer vermeintlichen Bodenoffensive weder groß verkündet wird" noch "zwangsläufig klare Anzeichen" dafür zu sehen sein müssten.

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    Quelle: ZDF

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