Der Sieg Donald Trumps sei das größte politische Comeback in der amerikanischen Geschichte, sagt J.D. Vance. Jetzt werde das größte wirtschaftliche Comeback folgen.06.11.2024 | 0:43 min
Als
Donald Trump in West Palm Beach den Sieg bei der
US-Präsidentenwahl für sich reklamiert, steht auch der künftige US-Vize J.D. Vance auf der Bühne.
James David Vance, wie der 40-Jährige mit vollem Namen heißt, spricht "vom größten politischen Comeback in der Geschichte der USA". Trump und er würden nun das größte wirtschaftliche Comeback in der US-Geschichte anführen, verkündet er.
Mit Vance steht ein erzkonservativer Hardliner an Trumps Seite. Der 40-Jährige, der sich aus armen Verhältnissen in Ohio nach oben kämpfte und mit dem Bestseller "Hillbilly-Elegie" bekannt wurde, hat eine Kehrtwende hinter sich, was sein Verhältnis zu Trump angeht: 2016 hatte er über Trump noch entsetzt geschrieben, dieser werde womöglich "Amerikas Hitler" werden. Bei anderen Gelegenheiten schimpfte er Trump einen "Idioten".
Donald Trump hat sich zum Sieger der US-Präsidentschaftswahl erklärt. "Es ist ein politischer Sieg, wie ihn unser Land noch nie erlebt hat", sagte Trump bei einem Auftritt.06.11.2024 | 10:40 min
Die Kehrtwenden des J.D. Vance
Als es für ihn aber darum ging, Senator in seinem Heimatstaat Ohio zu werden, wandelte sich Vance zum glühenden Unterstützer des
Republikaners, auch sein Verhältnis zur Religion änderte sich radikal.
Verstand sich der protestantisch erzogene Vance als Jura-Student an der Elite-Uni Yale noch als Atheist, trat er 2019 - nach seiner Rückkehr nach Ohio - zum Katholizismus über. Etwa zur gleichen Zeit entdeckte er seine Bewunderung für den damaligen Präsidenten Trump, bei dem er sich bald öffentlich entschuldigen sollte. Seither verteidigt der rhetorisch versierte Anwalt Trump auf allen Kanälen.
Dass Trump bei seiner zweiten Amtszeit ruhiger als im Wahlkampf wird, zweifelt Politikwissenschaftler Martin Thunert an. Er erwartet keine Altersmilde vom künftigen US-Präsidenten.06.11.2024 | 1:54 min
Er habe die Überzeugung gewonnen, dass "der Katholizismus wahr ist", begründete er diesen Schritt damals. Die katholische Soziallehre überzeuge ihn und sei für ihn die Basis eines idealen Staates. Daran wird sich Vance wohl messen lassen müssen, wenn
Trump im Januar ins Weiße Haus zurückkehrt.
US-Wahl: Ergebnisse im Überblick (Electoral College + Karte)
ZDFheute Infografik
Ein Klick für den Datenschutz
Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den
Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Vom Underdog zur Yale Law School
Vance wuchs als "Hinterwäldler" ("Hillbilly") mit irisch-schottischen Wurzeln im Osten Kentuckys und in Ohio auf. Dort erlebte er in jungen Jahren den Niedergang einer ganzen Region durch den Verlust alter Industrien. Seine eigene Familie zerbrach daran. Armut, Drogen, häusliche Gewalt waren Teil seiner Lebenswelt.
"Das Fazit ist, dass trotz aller Anstrengungen, die unternommen wurden, die Demokraten es nicht geschafft haben", so die Einschätzung von ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen.06.11.2024 | 4:41 min
Dank der strengen Großmutter, die sich kümmerte, schaffte es der Underdog aus den Appalachen bis auf die Yale Law School und später dann ins Silicon Valley, wo er als Investmentmanager reich wurde. Unter anderem arbeitete er für den einflussreichen Investor Peter Thiel, der ihm 2022 mit 15 Millionen Dollar bei seiner Kandidatur für den Senatorenposten half.
"Hillbilly Elegy" - das Buch zur rechten Zeit
Für Schlagzeilen sorgte Vance mit seinem Bestseller "Hillbilly Elegy", einer Mischung aus persönlicher Geschichte über seine Herkunft aus dem Rostgürtel und Forschungsergebnissen über die Probleme der weißen Unterschicht. Darin liefert er eine schlüssige Erklärung dafür, weshalb viele abgehängte Wähler sich für den Rechtspopulismus entschieden haben. Das Buch erschien passend zum Aufstieg Trumps 2016, der nach einer Erklärung suchte. Vance lieferte sie als gerngesehener Gesprächspartner der Medien auf allen Kanälen.
"Es gilt jetzt etwas mehr Dschungel-Recht, das Recht des Stärkeren und die Traditionen werden nur noch beschworen, aber nicht mehr gelebt", lautet das Fazit von Claus Kleber.06.11.2024 | 1:33 min
Handelsprotektionismus, Abschottung gegen Einwanderer und "America first" - ein Kurs, der bei der weißen Arbeiterschaft auf Resonanz stößt, dürfte Vance in Konflikt mit seiner Kirche bringen, die dafür wirbt, "Ausländer willkommen zu heißen".
Trumps "Bulldogge"
Auch in Sachen Abtreibung ist Streit programmiert. Hier vollzog Vance eine weitere bemerkenswerte Wende. Im November 2023 unterlag er bei einem wichtigen Referendum in Ohio. Die Wähler entschieden sich dafür, ein Recht auf Abtreibung in der Verfassung zu verankern. Vance sprach von "einem Schlag in die Magengrube". Später passte er seine Positionen denen Trumps an. Er nahm Abstand von Plänen für striktere bundesweite Abtreibungsregeln und will dies den Bundesstaaten überlassen.
"Es scheint, so wie es im Moment aussieht, dass Trump auch sehr viele weiße Frauen gewinnen konnte", so ZDF-Reporterin Sonnewald. Auch viele "Latino-Männer" hätten ihn gewählt.06.11.2024 | 2:10 min
Kritiker aus den Reihen der Kirche werfen ihm deshalb Prinzipienlosigkeit vor. Doch für Trump zählt in erster Linie eines: Loyalität. Und darauf dürfte er sich bei Vance verlassen können. Das wurde etwa nach dem Trump-Attentat im Juli deutlich: Anstatt zu Einigkeit im Land aufzurufen, gab Vance
US-Präsident Biden die Schuld für die Attacke.
Auf X schrieb Vance, die Wahlkampagne des Demokraten ziele darauf ab, Trump als Faschisten darzustellen, der gestoppt werden müsse. US-Medien bezeichnen Vance daher als "Bulldogge", also einen Vize, der für Trump in die Bresche springt - komme, was wolle.
Ex-Präsident Donald Trump kehrt ins Weiße Haus zurück. Er sicherte sich eine Mehrheit in den Bundesstaaten und setzte sich damit gegen seine Konkurrentin Kamala Harris durch.
Katharina Schuster, Carsten Hauptmeier, Washington D.C. / Mainz
Quelle: KNA, dpa, Reuters