Trump will Robert F. Kennedy Jr. als Gesundheitsminister
Was plant Robert F. Kennedy Jr.?:Trump will Impfgegner als Gesundheitsminister
von Nils Metzger
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Im Wahlkampf unterstützte er Trump, nun soll der Impfgegner Robert F. Kennedy Jr. die Kontrolle über US-Gesundheitsbehörden bekommen. Was hat er mit dem Gesundheitssystem vor?
Er war bei der Präsidentschaftswahl zunächst als unabhängiger Präsidentschaftskandidat ins Rennen gegangen, bevor er ausstieg und Trump unterstützte.
Quelle: AFP
Robert F. Kennedy Jr. ist am Ziel angekommen. Nach Jahrzehnten als politischer Außenseiter steht der alternative Gesundheitsaktivist, Umweltanwalt und Großkonzernkritiker davor, die Kontrolle über das US-Gesundheitssystem zu bekommen.
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Am späten Donnerstagabend kündigte Donald Trump in den sozialen Medien an, den 70-Jährigen, der oft nur RFK Jr. genannt wird, zum Chef des Gesundheitsministeriums machen zu wollen.
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Unmittelbar nach der Trump-Wahl hatte Kennedy bereits Entlassungen bei der Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde FDA in Aussicht gestellt. Sie ist dem Gesundheitsministerium unterstellt.
"Es gibt ganze Abteilungen wie die Ernährungsabteilung der FDA, die gehen müssen", sagte er dem US-Sender MSNBC vergangenen Mittwoch. Trump habe ihm die Aufgabe gegeben, innerhalb von zwei Jahren das Aufkommen chronischer Erkrankungen insbesondere unter Kindern messbar zu verbessern.
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Striktere Regulation von Nahrungsinhaltsstoffen
In mehreren Kampagnenvideos nannte Kennedy auch Pläne zum Verbot verschiedener künstlicher Nahrungsinhaltstoffe wie dem gelben Farbstoff Tartrazin hervor. Dieser Inhaltsstoff ist auch in Deutschland umstritten, 1990 wurde die Zulassung stark eingeschränkt, später aber im Rahmen einer EU-Regulation wieder erlaubt - mit festen Obergrenzen für verschiedene Lebensmittel.
Tatsächlich gibt es zu vielen Inhaltsstoffen und deren Gesundheitswirkung kontroverse wissenschaftliche Diskussionen und meist eine komplexe Studienlage. Kennedy hingegen formuliert in Videos und Interviews meist maximal unterkomplex. Ein Tartrazin-Verbot solle etwa direkt zu einer Abnahme von ADHS-Fällen und anderen weitreichenden Verbesserungen bei der Gesundheit aller Amerikaner führen. Die nuancierte Studienlage zu dem Thema vereinfacht er oft radikal.
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Kennedy merkt zurecht an, dass die US-Bevölkerung vergleichsweise ungesund lebt und übermäßig von chronischen Krankheiten betroffen ist. Manche striktere Regulation könnte positive Effekte haben - ungeachtet davon besteht aber die Gefahr, dass unter Kennedy Populismus und Pseudowissenschaft bei Gesundheitsthemen eine größere Verbreitung finden werden. Die angekündigten Entlassungswellen dürften sich da durch fehlende Expertise doppelt auswirken.
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Kennedy hat Pandemie-Bekämpfung erschwert
Ein Punkt, bei dem Kennedys Kritik an der hinter anderen Industrieländern zurückbleibenden US-Lebenserwartung sogar zynisch wird, ist die Corona-Pandemie. Sie und die anhaltende Opioid-Epidemie seien zentrale Gründe für den regelrechten Einbruch der Lebenserwartung in den Jahren 2020 und 2021 gewesen, schreibt das Fachportal "Harvard Health Publishing". Arme und Minderheiten seien davon besonders stark betroffen.
Während der Covid-19-Pandemie trug Kennedy entscheidend zur Verbreitung von Verschwörungserzählungen über Anthony Fauci und andere Experten bei. Er befeuerte haltlose Anschuldigungen einer "Plandemie".
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Seit Jahren tritt Kennedy vor radikalen Impfgegnern auf, war aktiv bei der Organisation "Children’s Health Defense", die eine der zentralen Quellen für Impf-Desinformation in den USA ist. Er bezeichnete die Impfung von Kindern als "kriminell" und brachte sie mit Autismus in Verbindung.
Zwar sagte Kennedy vergangene Woche dem Sender NPR: "Wir werden niemandem Impfstoffe wegnehmen." Er wolle die Sicherheit von Impfstoffen verbessern, diese habe ihm zufolge "riesige Defizite". Die pauschale Forderung nach umfangreicheren Studien ist jedoch häufig ein Standardargument von Impfkritikern, um Zweifel zu säen. Schon jetzt sind in Europa wie den USA umfangreiche Zulassungs- und Qualitätskontrollen für Impfstoffe vorhanden.
Im "Project 2025" hat ein Bündnis konservativer Gruppen Politik-Entwürfe für die anstehende Trump-Präsidentschaft umrissen. Zur Gesundheitspolitik heißt es dort: "Das Gesundheitsministerium muss dazu zurückkehren, der Gesundheit aller Amerikaner zu dienen (…) und uns nicht mit sozialer Manipulation ärmer und kranker (…) zu machen."
Die "Autonomie über den eigenen Körper, fundiert in biologischen Realitäten, nicht Ideologie" solle ein Leitbild sein. Gemeint sind damit aber vor allem Eltern, die ihre Kinder nicht impfen lassen möchten - und explizit nicht die Gesundheitsversorgung von Transmenschen oder Frauen mit Abtreibungswunsch. Hier fordern Initiativen wie "Project 2025" ein weitgehendes Verbot.
Der Einfluss von "Big Pharma" auf Behörden und Institute solle begrenzt werden - das ist auch eine Kernforderung Kennedys. Was solchen Plänen im Weg stehen könnte: Die Wünsche anderer einflussreicher Trump-Geldgeber, die staatliche Regulation insgesamt zurückschrauben wollen und Konzernen mehr freie Hand geben wollen.
Vor allem Hersteller von teuren Markenmedikamenten drängen darauf, dass durch die Biden-Administration eingeführte Preisregulation wieder zurückgefahren wird. Und auch das "Project 2025" will diese Preisvorgaben des öffentlichen Gesundheitssystems Medicare zugunsten eines freien Marktes zusammenstreichen. Kosten für Endkunden dürften so massiv steigen.
Die von Kennedy geforderte Regulierung muss überwacht werden, um Wirkung zu entfalten. Das Project 2025 wie auch weite Teile der Republikaner fordern hingegen eine Reduzierung der Gesundheitsausgaben, was auch Budgets von Aufsichtsbehörden wie der FDA treffen würde. Eine Untersuchung des Fachmagazins "Science" hatte gezeigt, dass die FDA während der ersten Trump-Amtszeit deutlich weniger Warnbriefe wegen Verstößen an Unternehmen verschickt hatte als unter Obama.
Unter Experten hat die Aussicht auf Kennedys mögliche Rolle im US-Gesundheitswesen Entsetzen ausgelöst. Jerome Adams, Oberster Sanitätsinspekteur während Trumps erster Amtszeit, sagte bereits bei einer Fachtagung Ende Oktober:
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