Eskalationsmodus in Nahost: Wie steht es um eine Feuerpause?
Bemühungen um Waffenruhe:Nahost: Gespräche hinter den Kulissen?
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Die Lage in Nahost droht zu eskalieren, eine Waffenruhe scheint in weiter Ferne - aber hinter den Kulissen laufen offenbar Gespräche.
Nahezu täglich beschießen sich die libanesische Hisbollah-Miliz und die israelischen Streitkräfte - ein Jahr nach Beginn der Gefechte verschärft sich die Lage weiter: Nach Behördenangaben wurden bei israelischen Angriffen auf den Libanon allein am Dienstag mindestens 36 Menschen getötet. Die Schiiten-Miliz Hisbollah wiederum feuerte nach Angaben des israelischen Militärs rund 180 Raketen vom Libanon auf Israel ab.
Weißes Haus: Telefonat zwischen Biden und Netanjahu
Nach knapp zweimonatiger Funkstille und mit Blick auf einen möglichen Vergeltungsschlag Israels gegen den Iran hat US-Präsident Joe Biden mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu telefoniert. An dem Gespräch nahm auch Vizepräsidentin Kamala Harris teil, wie das Weiße Haus mitteilte.
Nach dem Tod des Hisbollah-Chefs geht Israel weiter gegen die Terrormiliz im Libanon vor. Wie reagiert Iran auf die mögliche Machtverschiebung? ZDFheute live analysiert.30.09.2024 | 32:52 min
Biden und Netanjahu haben in ihrem Gespräch vereinbart, in den kommenden Tagen "in engem Kontakt" zu bleiben. Das gab das Weiße Haus in Washington bekannt. Angesichts der israelischen Militäroffensive im Libanon betonte Biden den Angaben zufolge gegenüber Netanjahu die "Notwendigkeit, den Schaden für Zivilisten so gering wie möglich zu halten, insbesondere in den dicht besiedelten Gebieten von Beirut".
Netanjahu habe sich am Dienstagabend mit Ministern und den Leitern des israelischen Militärs und Geheimdienstes getroffen, um eine Entscheidung über den Umfang und den Zeitpunkt der israelischen Angriffe zu treffen, hieß es unter Berufung auf israelische Beamte. Demnach sollen Israels Vergeltungsmaßnahmen "voraussichtlich erheblich sein" und eine Kombination aus Luftangriffen auf militärische Ziele im Iran und verborgenen Angriffen sein.
Beim Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah ist keine Entspannung in Sicht, beide Seiten verschärften ihre Angriffe. ZDF-Korrespondentin Golineh Atai berichtet aus Beirut.09.10.2024 | 1:22 min
Gespräche mit Iran über Waffenstillstand
Zuvor hatte die israelische Regierung einen Besuch von Verteidigungsminister Joav Galant in den USA noch kurzfristig abgesagt. Laut einem Bericht von Axios wollte Netanjahu die Reise seines Verteidigungsministers nicht genehmigen, solange das Sicherheitskabinett nicht über eine Reaktion auf den iranischen Raketenangriff entschieden und der Regierungschef nicht mit Biden gesprochen habe. Aufgrund der US-Kritik an der israelischen Kriegsführung waren die Beziehungen zwischen Washington und Tel Aviv zuletzt angespannt.
Die mit dem Iran verbündete Hisbollah hatte einen Tag nach dem von der islamistischen Hamas und anderen Extremisten verübten Massaker am 7. Oktober 2023 begonnen, Raketen auf Israel abzufeuern. Das israelische Militär nahm seinerseits immer wieder Stellungen der Schiiten-Miliz unter Beschuss. Zuletzt weitete die Luftwaffe ihre Angriffe erheblich aus. Seit Ausbruch der Gefechte vor einem Jahr wurden laut offiziellen Angaben im Libanon mindestens 2.119 Menschen getötet und 10.019 weitere verletzt. Das Gesundheitsministerium unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Hisbollah-Kämpfern.
Quelle: dpa
Wie der israelische Fernsehsender Channel 12 berichtet, haben die USA und mehrere arabische Staaten geheime Gespräche mit dem Iran über einen Waffenstillstand an allen Fronten aufgenommen. Israel sei gegenwärtig nicht an den Gesprächen beteiligt, aber darüber informiert worden. Der Iran hatte in der vergangenen Woche Israel mit rund 200 Raketen direkt angegriffen.
Nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel hat Israels Präsident Netanjahu mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht. Beim Kampf gegen die Hisbollah ist derweil keine Pause in Sicht. 02.10.2024 | 1:44 min
Die Regierung in Teheran unterstützt die Schiiten-Miliz Hisbollah im Libanon, die Hamas im Gazastreifen und die Huthi-Miliz im Jemen, die ihrerseits immer wieder Israel angreifen. Channel 12 zitierte einen ranghohen israelischen Beamten:
Wie die Agentur Reuters unter Berufung auf libanesische Regierungskreise berichtet, machen hochrangige Hisbollah-Vertreter eine Waffenruhe nicht mehr von einem Ende der Kämpfe im Gazastreifen abhängig. Die Miliz habe ihre Haltung angesichts des massiven Drucks geändert. "Wir werden unser Schicksal nicht an das Schicksal von Gaza binden", zitiert die Agentur den Drusen-Vertreter Walid Jumblatt.
Am Dienstag hatte der stellvertretende Hisbollah-Chef Naim Kassem lediglich erklärt, man unterstütze die politischen Bemühungen um einen Waffenstillstand. Eine formelle Erklärung zu den Bedingungen gab die Gruppe jedoch nicht heraus.
Durch den Hamas-Überfall auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert - das israelische Militär reagiert mit Militäroperationen. Aktuelle News und Hintergründe im Liveblog.