Nahost-Konflikt: Warum Russland und Türkei vermitteln wollen

    Interview

    Experte zur Lage in Israel:Warum Russland und Türkei vermitteln wollen

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    Russland und die Türkei versuchen sich nach den Terrorangriffen der Hamas als Vermittler einzubringen. Militärexperte Mölling erklärt, was dahinter steckt und wie die Chancen sind.

    Christian Mölling
    Militärexperte Christian Mölling erklärt die Intentionen verschiedener Länder im Nahost-Konflikt.13.10.2023 | 6:34 min
    Russland hat sich als Vermittler zwischen Israel und der Hamas ins Spiel gebracht. Auch die Türkei sei laut Präsident Recep Tayyip Erdogan bereit zu vermitteln.
    Militärexperte Christian Mölling ordnet die Aussagen im ZDF ein und erklärt, welche Rolle Saudi-Arabien und der Iran in dem Nahost-Konflikt spielen. Das sagt Mölling...

    ... zu Russland als Vermittler

    Russland versuche damit insbesondere westliche Gesellschaften "zu instrumentalisieren und sich als Friedensengel darzustellen".

    Was natürlich ein absoluter Wahnsinn ist vor dem Hintergrund dessen, was der russische Angriffskrieg in den letzten Monaten in der Ukraine dargestellt hat.

    Christian Mölling, Militärexperte

    Dass sich Russland ins Spiel bringt, zeige aber auch, dass der Ukraine-Krieg und der Konflikt im Nahen Osten für Russland und den Iran miteinander verbunden sind, so Mölling. "Denn beide Staaten kooperieren, unterstützen sich", erklärt er.
    "Das ist quasi eine Facette eines größeren Konflikts, in denen Staaten wie der Iran und Russland, also quasi Terrorregime, versuchen, die Ordnung zu destabilisieren und damit ihre Interessen weiter durchzusetzen. Und dafür ist Gewalt ein legitimes Mittel."
    ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf im Schaltgespräch
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    ... zu den Chancen der Türkei bei Verhandlungen mit der Hamas

    Militärexperte Mölling geht davon aus, dass die Türkei Kontakte zur Hamas beziehungsweise zu einzelnen Gruppen der Hamas hat. Allerdings sei schwer einzuschätzen, wie gut diese seien. Außerdem müssten sie "ja etwas anzubieten haben".

    Was ist das, was entweder die Hamas oder einzelne Akteure in der Hamas dafür bekommen, dass Geiseln freigelassen werden?

    Christian Mölling, Militärexperte

    Denn die Hamas hätte ihr Ziel bereits erreicht: "Das ist nämlich Schrecken auszusenden, Israelis zu töten." Deshalb sei es die Frage, so Mölling, was Ankara "hier mit in die Waagschale werfen kann oder aber auch indirekt über andere Kanäle Vorteile für die Hamas oder auch die Hisbollah tatsächlich anbieten kann."
    Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)

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    ... über die Unterstützung des Irans für die radikal-islamische Hamas

    "Dass der Iran hinter der Hamas steht - also sie aktiv unterstützt mit Geld, mit Ausbildung und all diesen Dingen - das darf man als gesichert annehmen", macht Mölling deutlich.

    Das bedeutet nicht, dass man automatisch darauf schließen kann, dass der Iran jetzt genau diesen Terrorangriff der Hamas am letzten Wochenende befohlen hat oder ihn direkt aktiv unterstützt hat.

    Christian Mölling, Militärexperte

    Es liege aber nahe, dass "der Iran da aber deutlich mitgeholfen hat, weil es eine sehr komplexe Operation gewesen ist, die die Hamas da durchgeführt hat". Denn die Hamas sei eigentlich eher dafür bekannt, dass sie mit "Sprengstoffgürteln hantiert".
    Außerdem sei der Iran wahrscheinlich nicht glücklich über die Bemühungen der US-Amerikaner gewesen, einen Friedensprozess zwischen den Israelis und arabischen Staaten wiederaufleben zu lassen. "Denn hier geht es letztendlich auch um die Frage der Vorherrschaft von Iran oder Saudi Arabien in der arabischen Welt."

    Deswegen liegt es nahe, dass man auch die Hamas instrumentalisiert hat, um tatsächlich diese Fortschritte zu torpedieren. Ob das nun passiert, ist immer noch eine Entscheidung, die die arabischen Staaten selber treffen können.

    Christian Mölling, Militärexperte

    ... über die Folgen einer möglichen Bodenoffensive

    Laut Mölling steigt mit einer Bodenoffensive das Risiko eines Flächenbrandes in der Region. "Es gibt aber keinen Automatismus. Hier sind überall Akteure, die entscheiden können, was als nächstes passiert." Das gelte auch für die Terrororganisation Hisbollah, die von Syrien und dem Iran unterstützt wird.

    Sie werden natürlich möglicherweise gedrängt vom Iran, sich hier einzuschalten.

    Christian Mölling, Militärexperte

    Für die US-Amerikaner gehe die größte Gefahr vom Iran aus, so Mölling. Deswegen hätten sie ihre Flugzeugträger im Mittelmeer verlegt.
    "Die Flugzeugträger, die wir hier jetzt im östlichen Teil des Mittelmeers sehen, sind ein klares Signal an Teheran, dass es enorme Kosten verursachen würde für Teheran, wenn man sich hier weiter aktiv in diesen Konflikt einmischt und versucht, hier die Machtbalance im Mittleren Osten zu verändern."

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