Frankreich kämpft mit massiver Zunahme von Antisemitismus

    Macron sucht Balance:Frankreich ringt um Umgang mit Antisemitismus

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    Seit Beginn des Gaza-Kriegs mehren sich antisemitische Vorfälle in Frankreich. Die Parteien gehen unterschiedlich mit der Lage um - Präsident Macron versucht einen Balanceakt.

    Die Bandbreite reicht von judenfeindlichen Farbschmierereien über Beleidigungen bis hin zu handfesten Bedrohungen: In Frankreich hat der Gaza-Krieg zu einer massiven Zunahme antisemitischer Vorfälle geführt.
    Mehr als 1.200 antisemitische Vorfälle wurden binnen fünf Wochen registriert, dreimal so viel wie im gesamten Vorjahr. Hunderte Ermittlungsverfahren wurden eingeleitet.

    Frankreich hat höchste Zahl jüdischer Einwohner in Europa

    In dem Land mit der höchsten Zahl von jüdischen Einwohnern in Europa sorgt das für Empörung, Zehntausende demonstrierten am Wochenende gegen Antisemitismus. Zugleich aber ist im Land der Islam die zweitwichtigste Religion nach dem Katholizismus - und Frankreich auch das Land mit den meisten Muslimen in Europa.
    Frankreich: Sorge vor Antisemitismus
    Seit den Terror-Angriffen auf Israel ab es in Frankreichs Solidaritätsbekundungen mit Israel aber auch illegale palästinensische Demos in Marseille.12.10.2023 | 1:39 min
    Dazu zählen insbesondere auch Einwohner mit Wurzeln in muslimischen Ländern, die die Lage der Palästinenser oft besonders tangiert. Wie in Deutschland gab es etliche pro-palästinensische Kundgebungen. Auch vor diesem Hintergrund balanciert die Regierung in Paris ihren Kurs angesichts des Gaza-Kriegs besonders vorsichtig aus.

    Präsident Macron wegen Zeitpunkt von Israel-Besuch in der Kritik

    Präsident Emmanuel Macron, dem oft eine "Sowohl-als-auch-Politik" nachgesagt wird, die verschiedene Positionen zugleich abzudecken versucht, probt sich seit der Attacke der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober in einem Spagat: Klar Position für Israel beziehen, was etwa das Recht auf Selbstverteidigung und Sicherheit angeht - und zugleich Belange der Palästinenser unterstützen, wie den Wunsch nach einem eigenen Staat.
    Angekreidet wurde Macron in Frankreich, dass er recht spät erst nach etlichen anderen Spitzenpolitikern zu einem Solidaritätsbesuch nach Israel reiste. Dann warf er Israel ein "undifferenziertes Bombardement" in Gaza mit unnötigem Leid unter Zivilisten vor und forderte eine Waffenruhe - Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wies die Vorwürfe Macrons umgehend zurück.

    Mehr als 100.000 demonstrieren gegen Antisemitismus

    Der Antisemitismus-Welle stellten sich am Sonntag in Paris mehr als 100.000 Menschen entgegen. Sie erfuhren breite politische Unterstützung. Nicht ohne Grund, denn Antisemitismus ist in Frankreich seit Jahren ein wachsendes Problem.
    So wanderte nach einem schweren antisemitischen Anschlag 2012 in Frankreich eine zunehmende Zahl von Juden nach Israel aus. Für Erschütterung sorgte 2018 in Paris auch der Mord an der Holocaust-Überlebenden Mireille Knoll aus antisemitischen Motiven.

    Parteien gehen unterschiedlich mit Kundgebung um

    Auf der Pariser Kundgebung sorgte unterdessen für Augenreiben, welche Parteien mitmarschierten - und welche nicht. So reihte sich die rechtsnationale Politikerin Marine Le Pen mit weiteren Vertretern des rechten Rassemblement National (RN) in die Kundgebung ein.
    Frankreich: Juden und Muslime in Sacelles
    Die größte jüdische Gemeinde und die größte muslimische Gemeinde Europas treffen in Frankreich aufeinander. Ganz besonders eng in Sarcelles vor den Toren von Paris.09.11.2023 | 2:09 min
    Die französische Linkspartei blieb der Demonstration aus Protest gegen die rechten Teilnehmer fern - der führende Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon hatte zuvor aber auch von einer Versammlung von "bedingungslosen Unterstützern des Massakers", das sich aus seiner Sicht in Gaza abspielt, gesprochen. Kommunisten, Sozialisten und Grüne reihten sich allerdings in den Marsch gegen Antisemitismus ein.

    Macron blieb Demo gegen Antisemitismus fern

    Für Unverständnis bei vielen sorgte unterdessen, dass zwar Ex-Präsidenten wie François Hollande und Nicolas Sarkozy bei der Demonstration präsent waren, nicht aber der aktuelle Präsident Macron.
    Vor der Kundgebung wandte Macron sich in einem offenen Brief zum Thema Antisemitismus an die Franzosen - parallel dazu erschien aber in der britischen BBC ein Interview mit ihm mit kräftiger Kritik an Israels Vorgehen im Gazastreifen.

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    Quelle: Michael Evers, dpa

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