Armee-Sprecher Shalicar im ZDF:"Humanitäre Katastrophe auch in Israel"
von Katharina Schuster
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Acht Millionen Israelis lebten unter ständigem Beschuss aus Gaza, sagt der Sprecher der israelischen Armee, Shalicar. Raketen würden weiter aus ziviler Infrastruktur abgefeuert.
"Auch in Israel findet eine humanitäre Katastrophe statt, über die nicht geredet wird", sagt Arye Shalicar, Sprecher der israelischen Armee dem ZDF. Etwa acht Millionen Israelis stünden unter anhaltendem Raketenbeschuss, davon lebten 500.000 nicht in ihren eigenen Wohnungen.
Sie führten ein Leben "in ständiger Angst", stellt Shalicar, der in Deutschland geboren ist, fest.
Am 7. Oktober hatten Terroristen der Hamas und anderer Gruppen bei Massakern und Angriffen im israelischen Grenzgebiet rund 1.200 Menschen getötet und zahlreiche Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Die israelischen Streitkräfte flogen daraufhin Luftangriffe und rückten mit Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein.
"Ausweitung der Bodenoffensive" - was heißt das genau?
Israel setzt nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober seinen Militäreinsatz in Gaza fort. Zum einen kämpfen die israelischen Streitkräfte nach wie vor im nördlichen Teil des Gazastreifens, wo sich auch Gaza-Stadt befindet. Dort liege die "Hochburg der Terrororganisation Hamas". Die Terroristen agierten dort auch aus Krankenhäusern, stellt der israelische Armee-Sprecher Shalicar fest.
Nach Angaben des israelischen Militärs ist Israel kurz davor, das militärische System der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe Hamas im nördlichen Gazastreifen zu zerstören.
Zum anderen forderte die israelische Armee die Menschen in Gaza auf, auch vier Städte im Süden zu verlassen. Israels Offensive am Boden konzentriert sich bislang auf den nördlichen Teil des Gazastreifens. Experten gehen aber von einer möglichen Ausweitung der Einsätze auch im Süden aus.
Quelle: Copyright Bernd Lammel
... ist deutsch-persisch-israelischer Politologe und Sprecher der israelischen Streitkräfte.
Shalicar ist Sohn iranischer Juden, die 1970 vor dem Antisemitismus aus ihrer Heimat nach Deutschland flohen. Er lebte und studierte in Berlin.
2001 wanderte er nach Israel aus und trat dort seinen Wehrdienst an. Er lebt heute bei Jerusalem.
2021 wurde sein autobiographischer Roman "Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude. Die Geschichte eines Deutsch-Iraners, der Israeli wurde" unter dem Titel "Ein nasser Hund" mit Doguhan Kabadayi als Soheil verfilmt.
Wohin sollen die Menschen in Gaza fliehen?
Die Menschen sollten in den Süden Gazas fliehen, sagt Shalicar. "Und zwar in eine ganz bestimmte Region im Süden und die Region heißt Al-Mawasi." Dort befinde sich ein Lager, in dem es Medizin, Wasser und Hilfsgüter gebe. Auch die UN seien vor Ort.
Im Interview mit dem ZDF erklärt Israels Armeesprecher Shalicar das umstrittene Vorgehen seiner Streitkräfte im Gazastreifen. Als Begründung nannte Shalicar die Struktur der Hamas und ihre "kleinen Terrorzentralen" in zivilen Einrichtungen.
So würden zum Beispiel in einem Krankenhauskomplex von mehreren Dutzend Gebäuden zwei oder drei als Terrorzentralen genutzt, dabei über mehrere Stockwerke verteilt, auch unterirdisch, schildert Shalicar die Lage. "Und das natürlich nicht in einem Krankenhaus, sondern in vielen."
In den vergangenen Wochen seien aus dem Küstengebiet rund 10.000 Raketen auf Israel abgefeuert worden. "Von wo wurden diese Raketen abgeschossen? Es gibt im Gazastreifen nicht eine einzige Militärkaserne", sagt Shalicar.
Die Geschosse würden nach wie vor aus zivilen Infrastrukturen wie Krankenhäusern, Moscheen und Schulen abgefeuert.
Was sind die Ziele Israels?
Ziel Israels sei es nicht, den Gazastreifen unbewohnbar zu machen, sagt Shalicar im ZDF-Interview. Seine Streitkräfte hätten andere Interessen:
1. "Der eine Punkt ist, dass die Hamas für dieses Massaker natürlich den Preis bezahlt und dort nach diesem Krieg nicht mehr regiert." Das heißt: Die Terrorinfrastruktur müsse zerstört werden.
Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)
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2. Zweites Ziel sei es, die mehr als 230 Geiseln, die sich in den Terrortunneln der Hamas befänden, zu befreien. Hätte die Hamas "heute schon alle 230 Geiseln freigelassen, dann wären wir heute schon in einer ganz anderen Situation", sagt Shalicar.
Die Verantwortung für zivile Opfer trage daher allein die Terrororganisation, so Shalicar.
Das Interview führte ZDF-Moderator Christian Sievers.
Durch den Hamas-Überfall auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert - das israelische Militär reagiert mit Militäroperationen. Aktuelle News und Hintergründe im Liveblog.