Der jetzt Festgenommene soll den Haupttäter (im Bild) in seinem Vorhaben beeinflusst und bestärkt haben. (Archiv)
Quelle: imago/Thomas Frey
Nach einem tödlichen Brandanschlag auf eine
Flüchtlingsunterkunft in Saarlouis vor mehr als 30 Jahren hat die Bundesanwaltschaft einen zweiten Verdächtigen festnehmen lassen.
Der 54-Jährige stehe in dringendem Verdacht der Beihilfe zum Mord und Beihilfe zu versuchtem Mord zum Nachteil von 20 Menschen, teilte die oberste deutsche Anklagebehörde am heutigen Dienstag weiter mit. Der saarländische Flüchtlingsrat begrüßte die Festnahme als positives Signal.
Verdächtiger im Saarland festgenommen
Der Verdächtige war zuvor im Saarland festgenommen worden, erläuterte eine Sprecherin. Der von nationalsozialistischen und
rassistischen Überzeugungen geprägte 54-Jährige habe damals eine hohe Stellung in der regionalen Skinhead-Szene gehabt.
Dazu gehört habe auch ein derzeit wegen des Anschlags in Koblenz vor Gericht stehender 51 Jahre alter Mann. Kurz vor der Tat in der Nacht zum 19. September 1991 habe der nun Festgenommene gemeinsam mit ihm und anderen rechtsextremistischen Gesinnungsgenossen eine Gaststätte in Saarlouis besucht.
Samuel Yeboah verbrannte in Flüchtlingsunterkunft
Dort habe er unter anderem gesagt: "Hier müsste auch mal sowas brennen oder passieren." Durch diese Aussage sei der 51-Jährige beeinflusst und bestärkt worden, die Tat zu begehen.
"Er betrat das Gebäude, goss im Treppenhaus des Erdgeschosses aus einem Kunststoffkanister Benzin aus und entzündete es", so die Bundesanwaltschaft.
Damals war der 27-jährige Asylbewerber Samuel Yeboah aus dem westafrikanischen Ghana verbrannt. Außerdem brachen sich zwei Hausbewohner Knochen beim Sprung aus einem Fenster. 18 weitere Bewohner konnten sich damals unverletzt ins Freie retten.
Bei dem Anschlag auf die Unterkunft im September 1991 starb der 27-jährige Ghanaer Samuel Yeboah.
Quelle: Landespräsidium Saarland
Flüchtlingsrat begrüßt weitere Festnahme
Seit November vergangenen Jahres läuft vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts (OLG) Koblenz ein Prozess gegen den 51-Jährigen wegen des Anschlags. Er hatte zwar eingeräumt, dabei gewesen zu sein. Die Idee dazu sei aber von einem Bekannten aus der damaligen rechten Szene gekommen. Dieser habe den Brand gelegt.
Im Zusammenhang mit dem Fall war nach Worten der Sprecherin der Bundesanwaltschaft in der vergangenen Woche auch die Wohnung eines dritten Verdächtigen durchsucht worden. Weitere Details dazu nannte sie nicht. Der 54-Jährige sollte noch am Dienstag dem Haftrichter vorgeführt werden.
Der saarländischen Flüchtlingsrat lobte die Festnahme. "Es ist ein positives Zeichen, dass aus den Erkenntnissen des Koblenzer Prozesses Konsequenzen gezogen werden", sagte Flüchtlingsrats-Mitglied Ursula Quack der Katholischen Nachrichten-Agentur. Der nun Festgenommene sei seit Jahrzehnten als Führungsperson in der regionalen Neonazi-Szene bekannt. Aufnahmen aus Telefonüberwachungen des Festgenommenen, die im Koblenzer Prozess abgespielt worden seien, hätten eine "sehr menschenverachtende Gesinnung" erkennen lassen.
Quelle: dpa, KNA