Es wird kälter in Deutschland und die Corona-Zahlen steigen.
Quelle: dpa
Der Herbst steht vor der Tür und mit den fallenden Temperaturen steigen die Corona-Zahlen wieder an. Das Robert-Koch-Institut (RKI) rechnet für den Herbst mit einer deutlichen Zunahme der Infektionen.
Lauterbach: Keine staatlichen Maßnahmen
Trotzdem sieht Gesundheitsminister
Karl Lauterbach keinen Grund, Alarm zu schlagen. Da Deutschland in diesem Jahr "sehr viel besser vorbereitet" sei und es inzwischen eine breite Immunität gebe, schließt Lauterbach staatliche Maßnahmen aus.
Der Gesundheitsminister hat sich bereits öffentlichkeitswirksam den neuen Varianten-adaptierten Impfstoff gegen das
Coronavirus verabreichen lassen. Für Menschen aus Risiko-Gruppen empfiehlt Lauterbach den zusätzlichen Schutz der neuen Impfung in Anspruch zu nehmen.
Die Corona-Infektionszahlen sind zwar noch niedrig, dennoch empfiehlt die Stiko eine Impfung für Risikogruppen ab 60 mit Vorerkrankungen. 18.09.2023 | 1:41 min
In Arztpraxen gibt einen neuen Impfstoff, der an die aktuelle Virusvariante angepasst ist:
Welche Covid-Varianten aktuell kursieren und für wen sich eine Impfung lohnt - ein Überblick.
Für wen wird die Impfung empfohlen?
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Personengruppen mit erhöhtem Risiko, sich durch jährliche Auffrischungsimpfungen mit einem Varianten-adaptierten Impfstoff zusätzlich zu schützen. Die Auffrischungsimpfung soll mit einem Mindestabstand von jeweils 12 Monaten zur letzten Infektion oder Impfung und bevorzugt im Herbst erfolgen.
Zu den Personengruppen mit erhöhtem Risiko zählen laut Stiko:
- Alle Personen ab 60 Jahren
- Bewohner*innen in Einrichtungen der Pflege
- Alle Personen ab dem Alter von sechs Monaten mit relevanten Grundkrankheiten
- Personen jeden Alters mit einem erhöhten beruflichen Infektionsrisiko in der medizinischen und pflegerischen Versorgung
- Familienangehörige und enge Kontaktpersonen von Personen, bei denen durch Covid-19-Impfung vermutlich keine schützende Immunantwort erzielt werden kann
Grundsätzlich empfiehlt die Stiko allen gesunden Personen ab 18 Jahren (inklusive Schwangeren) eine Basisimmunität gegen Covid-19 aufzubauen. Diese Basisimmunität entstehe durch mindestens drei Kontakte von SARS-CoV-2-Antigenen mit dem Immunsystem. Zu den Kontakten zählen Impfungen und überstandene Infektionen, wobei mindestens zwei der Kontakte durch Impfungen erfolgt sein sollen.
- Stiko: Gesunde Kinder brauchen keine Corona-Impfung
Wie gefährlich sind die neuen Covid-Varianten Eris (XBB.1.5) und Pirola (BA.2.86)?
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnte die Variante Eris durch ihre hohe Infektionsrate einen Anstieg der Fallzahlen verursachen und eine weltweit dominierende Variante werden. Damit ist Eris eine von drei Varianten, die von der WHO unter erhöhter Beobachtung stehen. Laut Expert*innen bestehe durch die neue Corona-Variante allerdings keinen Grund zur Sorge, die Fälle verliefen auch nicht schwerer als bei bereits bekannten Varianten.
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Da es bisher nur wenige Fälle mit der Variante Pirola gibt, sei laut WHO noch nicht abschätzbar, wie gefährlich Pirola werden könnte, wie ansteckend die Variante ist und ob sie sich überhaupt durchsetzt. Es zeichne sich jedoch ab, dass Pirola im Vergleich zu anderen Subvarianten viel stärker mutiert sei. Die starke Mutation berge ein Risiko, weswegen die WHO Pirola als eine von sieben "Varianten unter Beobachtung" eingestuft hat.
Wo kann ich mich impfen lassen?
Ein Großteil der Dosen wird ab sofort im niedergelassenen ärztlichen Bereich verimpft, das bedeutet bei Hausärzt*innen, entsprechenden Fachärzt*innen und durch Ärztinnen und Ärzte in Pflegeeinrichtungen. Auch bei Betriebsärzt*innen oder in öffentlichen Apotheken können sich Interessierte die Covid-19-Schutzimpfungen verabreichen lassen.
Wie sicher sind die Covid-19-Impfstoffe?
Die Weltgesundheitsorganisation schreibt, dass die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko schwerwiegend durch Covid-19 zu erkranken überwiegen. Schwerwiegende oder länger anhaltende Folgen nach Impfungen seien sehr selten, aber möglich.
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Die WHO empfiehlt, sich bei Atemproblemen, Schmerzen in der Brust, Orientierungslosigkeit und Sprach- oder Beweglichkeitsverlust umgehend an einen Arzt oder eine Ärztin zu wenden. Impfreaktionen, die kurz nach der Impfung auftreten und nur wenige Tage anhalten, seien hingegen Ausdruck einer gewünschten Auseinandersetzung des Körpers mit dem Impfstoff.
Das Paul-Ehrlich-Institut sammelt und bewertet alle Verdachtsfälle zu Nebenwirkungen bei Covid-19-Impfstoffen. Unter dem Begriff "Post-Vac" werden verschiedene länger andauernde Beschwerden nach der Covid-19-Impfung beschrieben, wie sie auch mit Long-/Post-Covid in Verbindung gebracht werden.
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Kann ich mich kostenlos impfen lassen?
Die Kosten für den Impfstoff übernimmt der Bund. Die Corona-Schutzimpfungen sind für alle Bürgerinnen und Bürger kostenlos, unabhängig von ihrem Versicherungsstatus. Die Länder übernehmen gemeinsam mit der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung die Kosten für den Betrieb der Impfzentren. Der Bund trägt die Vergütung für Impfungen in Arztpraxen.
Lohnt es sich, auf die Doppelimpfung zu warten?
Wer sich noch ein bisschen geduldet, wird in diesem Jahr erneut die Möglichkeit haben, sich bei einer Doppelimpfung gleichzeitig gegen die neue Grippe- und die neue Corona-Variante impfen zu lassen. Vorteil dieser Impfung ist, in einem Termin gleich gegen beide Viren geschützt zu werden. Da allerdings durch die doppelte Belastung auf den Körper auch vermehrte Impfreaktionen möglich seien, wird empfohlen, sich von einem Arzt oder einer Ärztin beraten zu lassen.
Ist Corona noch ein Thema? Für Gesundheitsminister Lauterbach schon:
Lauterbach ruft Risikogruppen auf, sich erneut impfen zu lassen. Doch diese Botschaft wollen deutlich weniger hören.
von Dominik Rzepka