Ist Corona noch ein Thema? Für Gesundheitsminister Lauterbach schon. Er ruft Risikogruppen auf, sich erneut impfen zu lassen. Doch diese Botschaft wollen deutlich weniger hören.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sich am Montag erneut gegen Corona impfen lassen.
Wie sich die Zeiten ändern. Ende 2020 oder 2021 war es noch ein Ereignis, wenn sich ein Gesundheitsminister in der Bundespressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage äußert, vielleicht noch mit Virologe Christian Drosten an der Seite. Live-Übertragungen im Fernsehen, Eilmeldungen, die versammelte Hauptstadtpresse anwesend.
Und jetzt? Jetzt steht Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor dem Bundeswehrkrankenhaus in Berlin. Im Hintergrund ein Bauzaun, nur eine Handvoll Journalisten ist gekommen. Ein Statement, drei Nachfragen - und nach neun Minuten ist alles vorbei. Die Bühne für Lauterbach ist klein geworden. Sehr klein.
Lauterbach ruft zur Corona-Impfung auf
Man kann dem Gesundheitsminister nicht vorwerfen, dass er für das Thema nicht brennen würde. Sein Thema, das ihn ins Amt gespült hat. Er sagt Sätze wie früher und warnt:
Die Stiko hält an ihren bisherigen Impfempfehlungen fest. Seit diesem Montag ist ein angepasster Impfstoff verfügbar. Diesen empfiehlt die nur bestimmten Gruppen:
Menschen ab 60
Bewohner in Pflegeeinrichtungen
Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen ab einem Alter von sechs Monaten
Pflege- und Gesundheitspersonal
Angehörige von Risikopatienten
War man kürzlich infiziert, so bedeutet das in der Regel bereits eine Auffrischung der Immunität, eine extra Impfung ist dann nicht nötig. Laut Stiko sollen in der Regel mindestens zwölf Monate seit der letzten Impfung oder Infektion vergangen sein.
Für gesunde Erwachsene gilt weiterhin: Wer zweimal gegen Corona geimpft sowie geboostert oder infiziert wurde, hat aus Stiko-Sicht eine Basisimmunität aufgebaut und muss erst einmal keinen weiteren Booster einplanen.
Sollte ich mich nochmal gegen Corona impfen lassen? Welche Impfstoffe gibt es? Und droht im Herbst eine neue Corona-Welle? Die wichtigsten Fragen im Überblick.
FAQ
RKI: Mit Symptomen zu Hause bleiben
Laut dem kommissarischen Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade, nehmen Atemwegserkrankungen in Deutschland seit einigen Wochen wieder zu, wenn auch insgesamt auf niedrigem Niveau.
Von all den Menschen, die im Moment wegen einer Atemwegserkrankung zum Arzt gehen, sind laut RKI 17 Prozent an Corona erkrankt. Von denjenigen, die wegen einer schweren Atemwegserkrankung ins Krankenhaus eingeliefert werden, haben derzeit neun Prozent Corona. Diese Zahlen sind laut Schaade wichtiger als die sogenannte 7-Tage-Inzidenz, die derzeit bei neun liegt.
Wer Symptome einer solchen Atemwegserkrankung habe, solle drei bis fünf Tage zu Hause bleiben. Auch das freiwillige Tragen einer Maske könnte empfehlenswert sein.
"Die Viren sind nicht weg", deshalb "können wir froh sein, dass wir einen sehr wirksamen, angepassten Impfstoff haben", so Janosch Dahmen, gesundheitspolitischer Sprecher, Bündnis 90/Die Grünen.18.09.2023 | 5:03 min
Lauterbach empfiehlt freiwilliges Maskentragen
Staatlich verordnet soll eine Maskenpflicht laut Gesundheitsminister Lauterbach aber nicht werden. Es gebe eine breite Immunität in der Bevölkerung. Deswegen brauche es auch keine Corona-Maßnahmen mehr, sagt Lauterbach. Und schiebt nach: "Nach allem, was wir bisher wissen." Eine kleine Hintertür lässt sich Lauterbach offen, denn:
Lauterbach empfiehlt etwa Risikogruppen das freiwillige Tragen von Masken "in Räumen mit vielen Personen". Da blitzt der Mahner wieder durch. Es ist einfach seine Rolle - auch ohne Eilmeldungen und Liveticker.