Luftreinigung: Mit Nasa-Technik gegen Viren und Bakterien
Neue Generation Luftreiniger:Mit Nasa-Technik gegen Viren und Bakterien
von Sven Rieken
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In den USA setzt sich eine von der Nasa geprüfte Luftreinigungs-Technik durch. Sie soll fast alle Viren und Bakterien in der Luft abtöten, so der Hersteller. Was dahinter steckt.
Eine bahnbrechende Technologie der Nasa: Mit der "ActivePure"-Technik werden 99,9 Prozent aller Viren in Räumen beseitigt.09.01.2025 | 2:27 min
Diese Geschichte beginnt irgendwo in Norddeutschland in einem von mehreren Kindergärten einer Kleinstadt. Im zweiten Winter nach Corona stellte ein Geschäftsmann aus der Gegend Belüftungsgeräte in die Räume der Kita. Auf denen ist ein Aufkleber der Nasa zu sehen: "zertifizierte Weltraumtechnologie".
Die Geräte, so groß wie ein PC-Gehäuse, standen unscheinbar in der Ecke und außer ein wenig blauem Licht war nichts zu sehen. Nur ein schwacher Luftstrom ging von ihnen aus. Dieser Luftstrom aber hat es in sich.
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Geheimnis: Die sogenannte Photokatalytische Oxidation
Im Inneren der Geräte erzeugen UV-Strahlen, die auf Titandioxid treffen, radikale Moleküle. Am bekanntesten ist dabei wohl Wasserstoffperoxid, das schon zu Großmutters Zeiten zur Desinfektion in der Küche zum Einsatz kam. Diese freien Radikale docken an alles an, was in der Luft auf Molekül-Ebene herumschwebt, also auch Viren, Bakterien oder Schimmelsporen.
Bei diesem Aufeinandertreffen ziehen die nicht aktiven Viren und Bakterien den Kürzeren und sterben ab. Je nach Konzentration in der Luft braucht es dafür viele freie Radikale oder zumindest kontinuierlich Nachschub, denn nach knapp 15 Minuten ist es vorbei mit dem Aktivismus der Saubermänner.
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Erstmals kein giftiges Ozon als Nebenprodukt
Bislang scheiterten alle Versuche, mit dieser Technik Krankheitsausbrüche zu bekämpfen, an dem UV-Licht und seiner Wirkung auf den Luftsauerstoff. Bei anderen Verfahren entstand als Nebenprodukt bei der Oxidation immer Ozon, das nicht nur für Krankheitserreger, sondern auch für die Menschen im Raum giftig ist.
Das Geheimnis hinter dem Know-how, das die Nasa mitentwickelt hat, ist eine speziell beschichtete Wabenstruktur im Inneren der Lüfter, die keine Ozon-Bildung zulässt. So kommen nur die guten Radikale aus den Lüftungsschlitzen.
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Luftstrom mit Geschwindigkeit von 200 Metern pro Sekunde
Diese guten Radikale "werden dann einfach in die Raumluft abgegeben", erläutert Lüftungsexperte Uwe Jansen von der Firma Enitek aus der Nähe von Stuttgart, "und verteilen sich nach dem Gesetz der Gase mit bis zu 200 Metern die Sekunde."
Es beseitige damit alles, so Jansen im ZDFheute-Interview, aktiv in der Luft, was da nicht hin gehöre.
NFL setzt Technologie gegen Ringelflechte ein
In den USA ist die "Active Pure"-Technologie schon in vielen Lebensbereichen aktiv. In den Umkleidekabinen der National Football League sind die Lüfter nahezu flächendeckend zu finden. Dort ist laut Prof. Johannes Knobloch, Mikrobiologe vom Uniklinikum in Hamburg Eppendorf, "die Ringelflechte sehr verbreitet. Die Erreger sitzen in der Regel auf Oberflächen und können von den Sauerstoffradikalen tatsächlich bekämpft werden." In Deutschland sei die Krankheit eher selten in Umkleidekabinen zu finden, erklärt Knobloch.
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"Active Pure" gegen Tröpfcheninfektion machtlos
Überhaupt würde Knobloch die "Active Pure"-Technologie nicht als einzige Maßnahme gegen Ansteckungen empfehlen. Die meisten Ansteckungen, so erläutert der Chef-Krankenhaushygieniker von Hamburgs größter Klinik, passierten nämlich auf sehr kurzer Distanz per Tröpfcheninfektion - da wären auch die radikalen Moleküle machtlos.
Bei der Desinfektion von Oberflächen oder aber bei Krankheitserregern, die sich länger in der Luft aufhielten, könne das System schon helfen, so Knobloch. Ein Baustein von vielen eben.
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Kindergarten musste nicht schließen
Eine neue Studie aus den USA lässt allerdings auch Mediziner hierzulande aufhorchen: In zwei Kliniken in Texas kam die Technologie nahezu flächendeckend zum Einsatz. Dort seien - laut Studie - sogar die sehr resistenten MRSA-Krankenhauskeime um mehr als 70 Prozent auf Oberflächen zurück gegangenen. Knobloch vom UKE merkt dazu zwar an, dass die Ursprungswerte eigentlich viel zu hoch waren, dass aber auch nur eine 50-prozentige Bekämpfung von Keimen schon ein beachtlicher Schritt wäre.
Wie zum Beweis war der eine Kindergarten in der norddeutschen Kleinstadt mit den Lüftern der einzige von fünf, der in besagtem Winter nicht wegen zu vieler Krankheitsfälle schließen musste. Wo das war, bleibt ein Geheimnis - der Bürgermeister der Gemeinde hätte sonst Bedenken, dass die Stadt auf eigene Kosten alle anderen Kitas ebenfalls mit der Weltraumtechnik ausstatten müsste.
Quelle: ZDF
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