Start am Freitag: Was die neue Bundesliga-Saison bringt

Vielen kam es wie eine Erlösung vor: Zwölf lange Jahre hat es gedauert, bis die Vormachtstellung des FC Bayern in der Fußball-Bundesliga gebrochen ist. Was Borussia Dortmund im Vorjahr nicht schaffte, vollbrachte Bayer Leverkusen: den Rekordmeister zu entthronen.

Die Werkself schnappte sich mit riesigem Vorsprung erstmals die Schale - erstmals in der Bundesliga-Geschichte blieb ein Team sogar ohne Niederlage. Aber bröckelt die bayerische Hegemonie wirklich?

Es gibt gute Gründe, dass der von Xabi Alonso orchestrierte Erfolg keine Eintagsfliege bleiben muss. Der Trainer ist genau wie Stratege Granit Xhaka oder Virtuose Florian Wirtz in Leverkusen geblieben. Für einen Einbruch der Werkself, die sich gerade beim Supercup noch einen Titel einverleibte, spricht wenig.

Der verbale Affront von Geschäftsführer Fernando Carro ist trotz der Entschuldigung in Richtung Max Eberl der beste Beleg, wie kampfeslustig der Doublesieger ist. Gleichzeitig hat Eberl ja versprochen:

Rudi Völler, früher das Gesicht unter dem Bayer-Kreuz, heute Sportdirektor der Nationalmannschaft, glaubt an einen spannenden Meisterschaftskampf: "Leverkusen muss man erstmal schlagen. Nicht nur Bayern, sondern auch Dortmund, Leipzig und Stuttgart könnten um den Titel mitkämpfen."

Der FC Bayern hat nacheinander Hansi Flick, Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel als Cheftrainer verschlissen. Die Suche nach dem passenden Fußballlehrer glich teilweise einer Posse. Bis eben nach einer Vielzahl an Absagen doch noch Vincent Kompany anheuerte, der trotz der Prägung unter Pep Guardiola als Spieler bei Manchester City reichlich unerfahren für den Job wirkt. Aber vielleicht ist das ja auch Vorteil des erst 38 Jahren alten Belgiers.

Sogar noch mal drei Jahre jünger ist Nuri Sahin, dessen Berufung bei Borussia Dortmund ebenso ein Wagnis bedeutet. Vergangene Saison schnupperte der ehemalige Meisterspieler von Jürgen Klopp als Assistent hinein, nun wird er gleich ins kalte Wasser geworfen.

Einen Neuanfang will auch Bo Svensson bei Union Berlin bewerkstelligen, der gleich mal bei seinem Ex-Verein FSV Mainz 05 beginnt. Oder Julian Schuster, der beim SC Freiburg in die riesigen Fußstapfen von Christian Streich tritt.

Und wer kennt eigentlich Peter Zeidler? Der neue Trainer des VfL Bochum arbeitete früher als Assistent von Ralf Rangnick, nun versucht er sich mit 62 Jahren erstmals als Bundesliga-Coach. Der Revierverein kämpft wohl erneut um den Klassenerhalt - einziges Ziel auch der Neulinge Holstein Kiel und FC St. Pauli.

Die vergangene Saison bescherte dem deutschen Profifußball einen Rekordzuspruch. Dass im Oberhaus künftig 15 statt zehn Partien am Sonntag um 19.30 Uhr angesetzt werden, findet nicht jeder Stadionbesucher gut.

Ohnehin hat die Fanvereinigung "Unsere Kurve" einige Kritikpunkte identifiziert. Im Forderungskatalog stehen: kein "Weiter so" mit dem VAR, legale Pyrotechnik ermöglichen, frühzeitige Terminierung der Spiele, sozialverträgliche Ticketpreise sowie Datenschutz einhalten.

Jost Peter, Vorsitzender von "Unsere Kurve", sagt:

Markus Krösche, Sportvorstand von Eintracht Frankfurt, schlug schon vor, das Handspiel vom VAR-Eingriff ganz auszunehmen.

Beim Abbrennen von Pyrotechnik ist aufgrund der Gesetzeslage (noch) keine Lösung in Sicht, laut DFL können die Spiele nicht bereits jetzt für eine ganze Halbserie terminiert werden.

Die Fanvereinigung sieht ein: Die Bundesliga ermöglicht im internationalen Vergleich noch den längsten Planungsvorlauf. Insgesamt zeichnet sich (noch) kein Streitthema ab, bei dem wieder Fanproteste wie beim Investoreneinstieg aufkommen, so dass wochenlang massenweise Tennisbälle den Spielbetrieb störten.