Einführung der Kapitänsregel: "Wie bei der Kindererziehung"
Kapitänsregel auch in Bundesliga:Schiri-Chef: "Wie bei der Kindererziehung"
von Frank Hellmann
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Vorbild EM 2024: Nun wird auch in der Bundesliga klar geregelt, wer mit dem Schiedsrichter sprechen darf. Der neue Schiri-Chef Knut Kircher verspricht sich viel davon.
Soll nicht mehr vorkommen: Rudelbildung wie hier beim Spiel zwischen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen..
Quelle: dpa
Knut Kircher war vermutlich einer der wenigen Sportinteressierten, die sich an den vergangenen Wochenenden nicht durchgängig vom Olympia-Programm haben berauschen lassen.
Sondern: Der neue Geschäftsführer Sport und Kommunikation der DFB Schiedsrichter GmbH hat die Übertragungen der 2. Fußball-Bundesliga verfolgt. Um auszuspähen, ob die Anwendung der neuen "Kapitänsregelung" funktioniert. Diese Regel gestattet, dass nur einer mit dem Schiedsrichter sprechen darf: Der Spielführer oder - falls dieser Torwart ist - der Stellvertreter.
Als Vorbild dient die EM in Deutschland, als die Referees auf Geheiß der UEFA diese Bestimmung umgesetzt haben. Eine Blaupause, findet der neue Schiri-Chef:
Schiedsrichter sollen Verstöße konsequent ahnden
Der ehemalige Spitzenreferee, für Lutz Michael Fröhlich an die Führung der deutschen Schiedsrichter-Elite gerückt, sagt aber auch klipp und klar: "Ich habe ein Bild und ein Ziel vor Augen. Das ist wie bei der Kindererziehung: Du gibst klare Orientierung, indem du klare Leitplanken aufstellst."
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Der 55-Jährige macht klar, dass "nicht mit zweierlei Maß" gemessen werden soll: "Wir gehen sehr konsequent an die Sache heran." Wenn also wie früher im Rudel gemeckert wird, gibt es Gelb. Nicht gleich für alle, aber mindestens für einen.
"Extrem begrüßt" wird die neue Regelung auch von den Profiklubs, wie Sportvorstand Markus Krösche von Eintracht Frankfurt in seiner Funktion als Mitglied der DFL-Kommission Fußball bestätigt:
Die Bundesliga-Profis würden das "im Großen und Ganzen auch gut finden", gleichwohl werde am Anfang wohl "die eine oder andere Gelbe Karte" mehr auf dem Konto landen, glaubt Krösche.
Generelles Ziel ist es, die Netto-Spielzeit (zuletzt 58:30 Minuten) weiter zu erhöhen. Fußball taugt ja nur dann als Unterhaltungsfaktor, wenn der Ball rollt. Es müsse im Interesse aller sein, das Spiel "flüssiger, besser und attraktiver zu machen".
Einen verstärkten Fokus sollen deutsche Schiedsrichter auf die Einhaltung der Sechs-Sekunden-Regel der Torhüter legen. Es könne nicht sein, dass die Keeper den Ball immer 25 bis 30 Sekunden in den Händen halten, wie es Knut Kircher beobachtet hat.
Um das zu unterbinden, sei eine Kommunikation vor einem Spiel nötig, machte der Schiri-Chef deutlich. Daher seien die Referees nicht angehalten, die Einhaltung tatsächlich sekundengenau mit der Stoppuhr zu überprüfen, sondern vor allem präventiv tätig zu werden.
Es besteht kein Gesprächsverbot
Als Kircher über die Neuerungen zur Saison 2024/2025 auf dem DFB-Campus sprach, kam deutlich rüber, dass der neue Schiri-Chef großen Wert auf ein kommunikatives Miteinander legt. Deshalb wollte er mal klargestellt haben:
Aber das Bedrängen der Schiedsrichter nach jeder Entscheidung stört immens. Sportarten wie Handball, Basketball, Hockey oder Rugby haben es nicht erst bei den Olympischen Spielen in Paris wieder vorgemacht, dass die Akteure in anderen Sportarten gebührend Abstand von der Person halten, die über die Einhaltung der Regeln wacht.
Bundesliga ist Vorbild für Amateure
Kircher möchte, dass es in der Bundesliga gleich gut läuft: "Wir sind im Schaufenster, wir sind Vorbilder, das geht runter bis zu den Amateuren." Da gilt die "Kapitänsregelung" nämlich auch ab sofort. Der DFB hat deshalb ein Lehrvideo erstellt, um den Unparteiischen an der Basis die Umsetzung zu vereinfachen.
In letzter Instanz hegt der zuständige DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann sogar die Hoffnung, über diese Regel sogar die Zahl der Gewaltvorfälle zu senken, denn Auslöser seien fast immer Rudelbildungen gewesen. Das wäre ja mehr als nur ein netter Nebeneffekt.
Quelle: ZDF
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