Kritik am vollen Kalender: Fußballer am Limit

    Kritik am vollen Kalender:Sind Fußballer bald am Limit?

    von Frank Hellmann
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    Selbst ohne WM und EM wartet die neue Fußball-Saison mit einer Rekordzahl an Spielen auf. Neuerdings kritisiert auch der Ehrenpräsident des FC Bayern den vollen Kalender.

    Champions-League-Finale, 2024, Borussia Dortmund - Real Madrid: Emre Can wird behandelt
    Mehr Verletzungen, dafür schwindende Attraktivität, das befürchten Kritiker angesichts des vollen Terminkalenders. Hier wird der Dortmunder Emre Can im Champions-League-Finale 2024 behandelt.
    Quelle: Imago / Ulrich Hufnagel

    Der Übergang ist gewissermaßen fließend. Kaum räumt der olympische Sport die große Bühne, drängt wieder der Fußball ins öffentliche Interesse. Viele Fans warten sehnsüchtig darauf, dass endlich auch die Bundesligisten starten, die traditionell ihr erstes Pflichtspiel der Saison im DFB-Pokal bestreiten (Freitag, 20.45 Uhr SSV Ulm - FC Bayern in ZDF-Livestream).
    Champions-League-Pokal steht im Stadion
    Ab der kommenden Saison wird die Champions League nach einem neuen Modus ausgetragen. Die UEFA verspricht mehr Spannung, Kritiker befürchten mehr Verletzungen und Ungleichheit.09.05.2024 | 15:39 min
    Doch in die Vorfreude mischen sich auch Sorgen. Dass es nämlich zu viel werden könnte. Denn ab dieser Saison werden die Champions und Europa League im Ligen-Modus ausgetragen. In der Champions League sind dann 189 statt 125 Spiele nötig. Finalisten könnten - wenn sie nach der Liga-Phase Playoff spielen - am Ende auf 17 Begegnungen kommen. Im alten Modus war es 13.

    Auch Nationalmannschaften haben keine Ruhe

    Auch die Abstellungsfenster der Nationalmannschaft sind vollgestopft mit Pflichtspielen, weil zuerst die UEFA ihre Nations League durchzieht (sechs Spieltage von September bis November, Deutschland in der Gruppe mit Ungarn. Niederlande und Bosnien). Dann erst beginnt im Frühjahr 2025 die Qualifikation für die auf 48 Teams ausgeweitete WM 2026.
    Und zu guter Letzt muss im Sommer 2025 (15. Juni bis 13. Juli) in den USA erstmals noch eine Klub-WM 2025 mit 32 Mannschaften und 63 Partien ausgetragen werden. Das betrifft in Deutschland zwar nur den FC Bayern und den BVB, aber die EM muss eigentlich Alarmsignale genug geliefert haben: Kaum einer der Topstars konnte glänzen.
    Insbesondere England, Frankreich, Portugal und Belgien mit einer Vielzahl von Topspielern bei den großen Klubs in Europa wirkten ermattet, teils auch überspielt. Die Spielergewerkschaft Fifpro hatte vor dem Champions-League-Finale in London wiederholt davor gewarnt, dass die Belastungsgrenze erreicht sei.
    Vinicius Junior (Real Madrid) schießt das Tor zum 2:0 gegen Borussia Dortmund.
    Einmal Pfosten und immer wieder Courtois: Borussia Dortmund schnuppert gegen Real Madrid mehrfach an der Führung. In der Schlussphase trumpfen dann die Königlichen eiskalt auf.01.06.2024 | 7:45 min
    Das Champions-League-Finale 2024
    Jetzt postete Ruben Dias, der portugiesische Nationalspieler von Manchester City, seinen prall gefüllten Terminkalender mit dem Hinweis: "Wenn Du für City spielst...": Englische Wochen im Grunde von August 2024 bis Juli 2025.

    Jürgen Klopp spricht vom Wahnsinn

    Vor einigen Tagen erst hatte auch Jürgen Klopp den internationalen Fußballkalender als "völligen Wahnsinn" bezeichnet. "Wie kann sich der Fußball am besten weiterentwickeln? Die besten Spieler müssen genug Zeit haben zu regenerieren", urteilte Fußballlehrer, der sich im Moment eine Auszeit gönnt. Den Kultcoach vom FC Liverpool hat das Hamsterrad ans Limit geführt.
    Deutsche Fußball-Liga (DFL) stört vor allem, dass sie beim Rahmenterminkalender kein Mitspracherecht mehr besitzt. Bundesliga und DFB-Pokal sind seit Jahrzehnten unverändert. Neue Wettwerbe sind innerhalb Deutschlands nicht hinzugekommen (sieht man vom Supercup einmal ab), drumherum aber schon.

    Deutsche Fußball-Liga moniert fehlende Mitsprache

    "Die nationalen Ligen müssen geschützt werden, wir sehen zunehmend Auswirkungen auf den Spielplan und die Wirtschaftlichkeit", betont DFL-Geschäftsführer Marc Lenz. Es werde deutlich schwieriger, eine komplette Saison zu planen.
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    Uli Hoeneß poltert gegen den Terminplan

    Der prominenteste Kritiker ist neuerdings Uli Hoeneß. "Diese Anhäufung muss gestoppt werden. So geht das nicht weiter. Was einige Funktionäre der FIFA und der UEFA da vorhaben, ist der Wahnsinn", schimpfte der Ehrenpräsident des FC Bayern kürzlich bei einem Sponsorentermin.

    Das führt nicht dazu, dass der Sport besser wird, sondern schlechter, dass die Spieler noch mehr verletzt sind, weniger leistungsfähig sind, und am Ende wird auch das Interesse nachlassen.

    FC Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß

    Ein Bayern-Nationalspieler könnte am Ende auf 76 Pflichtspiele kommen. Doch insbesondere die Verbände verfolgen noch die Gleichung, dass mehr Spiele auch mehr Geld bringen.
    Übrigens nicht nur auf Kosten der Spieler, sondern auch zu Lasten anderer Sportarten, die bei der Omnipräsenz des Fußballs nur noch selten durchdringen.

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