Anspannung in arabischen Ländern: "Entweder Israel oder wir"

    Anspannung in arabischen Ländern:"Entweder Israel oder wir"

    Golineh Atai
    von Golineh Atai
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    Nach den Terrorangriffen der Hamas und den israelischen Luftschlägen auf Gaza ist die Spannung in Nahost mit Händen zu greifen. Israels arabische Nachbarn positionieren sich.

    Proteste
    Welche Länder haben ein Interesse an der Eskalation und profitieren von einem Krieg in Nahost? Welche Rolle spielt der Iran, Syrien oder der Libanon?11.10.2023 | 6:04 min
    "Wir müssen das beenden. Entweder Israel oder wir. Wir sterben so oder so. Auch hier im Libanon. Das ist kein Leben. Wir haben keine Jobs, können unsere Kinder nicht zur Schule schicken, können uns keine Behandlung im Krankenhaus leisten", sagt Hossam, ein Falafelverkäufer im Süden Beiruts. Er habe nichts mehr zu verlieren und warte auf den Befehl zum Krieg.
    Ein israelischer Raketenangriff erhellt den Nachthimmel über dem Gazastreifen.
    Israel reagiert auf die Terror-Angriffe vom Wochenende mit Luftangriffen auf den Gazastreifen. Es laufe "ein groß angelegter Angriff" gegen zur Hamas gehörende Ziele. 12.10.2023 | 1:40 min
    Zur aktuellen Lage in Israel und dem Gazastreifen:

    Hisbollah kontrolliert Teile des Libanon

    In Dahiye gehören der bewaffnete Kampf gegen Israel und die "Befreiung Jerusalems" zum Leben - er ist "unsere Ideologie", wie eine Einwohnerin sagt. Dahiye wird von der Hisbollah kontrolliert - eine Partei und Miliz, die 1982, nach der israelischen Invasion, von schiitischen Geistlichen gegründet wurde - mit iranischer Hilfe. Die Hizbollah hat bis zum Abzug der Israelis im Jahr 2000 einen Guerilla-Krieg gegen sie gekämpft.
    Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)

    ZDFheute Infografik

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    Heute gilt die Gruppierung als Staat im Staate, einige Länder stufen sie als Terrororganisation ein. Sie ist Kernstück der schiitisch-iranischen "Achse des Widerstands gegen Israel", die sich von Teheran über Bagdad bis Damaskus und Beirut erstreckt. "Von Gaza bis Beirut - wir sind ein Volk", rufen die Anhänger der Hisbollah-Miliz.

    Hisbollah, Hamas und Iran an einem Tisch

    Zeitgleich im Süden Libanons: Die Hisbollah wirft Raketen auf Israel. In Beirut beobachten der Journalist Mounir Rabih und seine Kollegen von der liberalen Tageszeitung L´Orient Le Jour die Lage. Sie sind überzeugt: Der Terrorangriff der Hamas sei in Beirut geplant worden.
    Die Treffen der letzten Monate - zwischen dem Generalsekretär der Hisbollah-Miliz Hassan Nasrallah und zwei Hamas-Führern, später zwischen Hamas, Hisbollah und dem Chef der iranischen Revolutionsgarden Ismail Qaani - hätten die Weichen gesetzt. "Sie haben sich definitiv koordiniert, sich gegenseitig geholfen. Sie haben über eine vereinte Front, ein vereintes Schlachtfeld gesprochen und ein gemeinsames militärisches Kommandozentrum", meint Rabih.
    Und der Iran? Er habe sich mindestens mitschuldig gemacht. "Iran ist gewiss das Land, das diese Achse des Widerstands anführt. Das all die Fraktionen dieser Achse fördert und unterstützt und liefert, was sie brauchen. Logistisch und politisch macht der Iran das."

    Pro-iranische Milizen im Irak

    Mit Genugtuung beobachten auch die pro-iranische Milizen im Irak den Hamas-Kriegszug. Er sei ein Moment des Triumphs - und habe die Annäherungen zwischen einigen arabischen Staaten und Israel aufgehalten.
    Hayder Allamy von der Al-Nujabaa-Bewegung - eine von zahlreichen pro-iranischen Milizen im Land - ist zufrieden, dass der Hamas-Angriff die "schändlichen Pläne" Saudi-Arabiens, seine Beziehungen mit Israel zu normalisieren, aufgehalten habe. Er droht mit einer Intervention: "Sollten die USA auf Seiten Israels den Kampf aufnehmen, werden wir in Palästina darauf antworten. Nicht nur das - alle US-Militärbasen in Irak und Syrien werden unsere Antwort zu spüren bekommen".
    Joe Biden
    Die USA sind der mächtigste Verbündeter Israels. Ein großes Ziel von Biden: die Aussöhnung von Israel und Saudi-Arabien. Die Eskalation hat weltweite Folgen.11.10.2023 | 11:33 min

    Nervosität in Ägypten

    In der ganzen Region verändert der Krieg in Israel die geopolitischen Koordinaten. In Ägypten - dem einzigen arabischen Land mit einer Grenze zu Gaza - ist die Nervosität des Sicherheitsapparats spürbar. Wie in vielen Ländern steht die Mehrheit der Bevölkerung auf der Seite der Palästinenser. Aber kaum jemand in Kairo traut sich, darüber zu sprechen.
    Ägyptens Militärregime - längst im Frieden mit Israel - will öffentliche Kritik an Israel dämpfen, fürchtet Chaos und Gewalt auf seinen Straßen. Kurz nach dem Hamas-Angriff erschoss ein Polizist in Alexandria zwei israelische Touristen und einen ägyptischen Reiseführer.
    Die zweite Sorge gilt der nationalen Sicherheit. Denn Israels Bombardierungen könnten eine Massenflucht der Palästinenser aus Gaza hinaus und in den Sinai hinein auslösen - und so Fakten schaffen. Ägypten will die Hoheit über seine Grenze nicht verlieren.
    Golineh Atai ist Leiterin des ZDF-Studios in Kairo / Ägypten.

    Nahost-Konflikt
    :Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost

    Durch den Hamas-Überfall auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert - das israelische Militär reagiert mit Militäroperationen. Aktuelle News und Hintergründe im Liveblog.
    Menschen und Retter tragen den bedeckten Körper eines Gefangenen, der aus den Trümmern eines Hauses gezogen wurde, aufgenommen am 18.11.2024
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    Aktuelle Nachrichten zum Nahost-Konflikt