Golanhöhen: Widerstand gegen Israels Eindringen in Syrien
Luftangriffe und Patrouillen:Syrien: Widerstand gegen Israels Eindringen
von Golineh Atai
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Mit seinem Vorstoß in Südwest-Syrien bringt Israel zunehmend die Einwohner gegen sich auf. Beobachter warnen, dass die israelische Strategie nach hinten losgehen könnte.
Israel hat seine Militäroperationen tief nach Syrien ausgedehnt. Nach dem Sturz des Assad-Regimes verfolgt Netanjahus Regierung eigene Pläne mit radikalen Mitteln.09.04.2025 | 6:37 min
Kuweya ist ein syrisches Dorf im Dreiländereck zwischen Jordanien, Syrien und Israel. Rund 2.500 Familien leben hier. Die Hochebene strahlt jetzt im Frühling grün. Doch die Menschen leben in Trauer. Miflah Suleiman trauert um seinen Bruder. "Just als wir dachten, nach vierzehn Jahren Krieg und Tod, nach 50 Jahren der Diktatur, hätten wir endlich ein wenig Freiheit gewonnen, passierte ein noch größerer Albtraum", sagt Suleiman.
Die Kleinbauern im Dorf ernteten gerade Zucchini - Frauen, Kinder und Männer -, als rund 15 israelische Soldaten vor ihnen auftauchten und sie von ihren Feldern vertreiben wollten. Panik sei ausgebrochen. Mit ihren Jagdgewehren, mit denen sie den Acker vor Wildtieren schützen, hätten sie sich verteidigt, sagen sie. Sechs junge Männer wurden getötet, die Verletzten tragen noch Splitter der israelischen Geschosse in sich.
Golan-Bewohner in schwieriger Lage
Als Kleinbauer auf dem Golan zu überleben, bedeutet, gegen Dürre und Klimawandel zu kämpfen. Die eigentlich fruchtbare Erde ist steinhart. Der Weizen sieht verkümmert aus.
Jeder ist gestresst hier. Brot, Gas und Diesel sind nach dem Fall des Assad-Regimes noch teurer geworden.
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Sharqi Abu Saifan, Tierarzt und Kleinbauer
Die Menschen sind auf Ackerland angewiesen. Viele verschulden sich für den Anbau und sind bitterarm. Ihr Geduldsfaden riss, als sie wahrnahmen, wie Israels Armee einige Felder zum militärischen Sperrgebiet erklärte. Als israelische Soldaten immer wieder Männer und Kinder zum Verhör festnahmen, in ihren Häusern nach Waffen suchten und auf ihren Patrouillen manchmal die Schafe der Bauern töteten.
Das israelische Militär rückte nach dem Umsturz in Syrien in die Pufferzone vor, die seit Jahrzehnten von den UN überwacht wird. Vor Ort ist die Sorge bei Syrern groß.21.12.2024 | 1:36 min
1967 eroberte Israel zwei Drittel des Golans von Syrien - die meisten Staaten erkannten Israels spätere Annexion nicht an. 1974 legte ein Waffenstillstandsabkommen eine 235 Quadratkilometer große Pufferzone fest, die seitdem von UN-Blauhelmen bewacht wurde. Mit dem Fall des Assad-Regimes drang Israel auf syrisches Staatsgebiet ein und installierte in und außerhalb der Pufferzone mindestens neun Militärstützpunkte.
Tausende israelische Soldaten kontrollieren nun den äußersten Südwesten Syriens. Die UN-Blauhelme sind kaum noch sichtbar. Und die Machthaber in Damaskus, die gerade eine neue syrische Armee aufbauen, machen um die Region einen Bogen.
Die Golanhöhen: Seit langem zählt die internationale Gemeinschaft sie zu Syrien - besetzt sind sie aber von Israel. Nun will die Regierung ihren Einfluss dort sogar noch ausbauen.20.12.2024 | 0:58 min
Begründungen für Israels Eindringen sind vielfältig
Die israelische Begründung für das Eindringen wirkt auf viele Beobachter in Syrien verworren. Mal geht es Israel um die Islamisten in Damaskus. Mal um die Präsenz der Türkei in Syrien. Mal sei man in Sorge um die Schwäche der Regierung in Damaskus. Mal besorgt über deren hypothetische künftige Stärke. Mal werden Hisbollah und Hamas in Syrien als Ziele genannt. Oft geht es nur um "Terroristen".
Pferdezüchter Yassin Tahan, der seine Araberpferde nicht mehr auf deren Weiden grasen lassen darf, lässt das nicht gelten: "Wir sind hundertprozentig sicher, dass es hier keine Hisbollah mehr gibt. Keine iranischen Milizen, keine Extremisten, keinen IS. Wir sind friedliche Menschen. Aber wenn uns die Israelis weiter belästigen, werden wir sie mit Waffen hier hinauswerfen".
Syrien will keinen Konflikt mit Israel
Syriens neue Machthaber haben immer wieder betont, keinen Konflikt mit dem übermächtigen Israel zu suchen. Die Pufferzone und das Abkommen von 1974 sollten auf jeden Fall erhalten bleiben. Hunderte israelische Luftangriffe auf Syriens Militärbasen und die jüngsten Auseinandersetzungen haben den Tonfall in Damaskus mittlerweile verschärft: Es wird internationale Vermittlung gefordert, um Israels "feindlichen Expansionismus" zu stoppen.
Dass Israels Außenministerium für "natürliche Allianzen" mit Syriens Minderheiten wirbt oder Premier Benjamin Netanjahu verspricht, Drusen und Christen im Süden von Damaskus zu schützen, alarmiert viele Syrer: Israels Einmischung könnte Volksgruppen gegeneinander aufbringen.
Nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien sind israelische Truppen immer weiter in syrisches Gebiet eingedrungen. Vor einer Woche wurden dabei in Kuwaja sechs Menschen getötet.31.03.2025 | 1:43 min
Wut der Syrer auf Israel steigt
Mittlerweile ist die Zahl der bei Auseinandersetzungen mit Israels Armee getöteten Syrer auf 15 angestiegen. Die Wut auf Israel entlädt sich während der Begräbnisfeiern und auf einigen Demonstrationen. Unter den Rufen sind hier und da auch Forderungen nach einem Dschihad - einem religiösen Krieg gegen die Invasoren - zu hören.
Wenn die israelische Besatzung hier so bleibt, dann wird dieses Gebiet Extremisten aus aller Welt anziehen.
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Dirar Al-Bashir, ehemaliger Gouverneur der Provinz Quneitra
Der ehemalige Gouverneur der Provinz Quneitra erklärt: "Wir warten hier auf Investitionen, die nicht vorangehen wegen der Lage. Auf keinen Fall wollen wir hier eine neue Konfliktzone. Israels Regierung muss davon überzeugt werden, dass ihr Weg nicht der Weg zum Frieden ist."
Golineh Atai ist Studioleiterin des ZDF-Auslandsstudios Kairo. Sie berichtet unter anderem aus Syrien.
Mit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert. Noch immer sind nicht alle Geiseln frei - Israel fliegt weiter Angriffe auf Gaza.
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