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Erstes TV-Duell Harris vs. Trump:Der Kampf um unentschlossene Wähler
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In einem gespaltenen Amerika gibt es nur noch wenige unentschlossene Wähler. Um diese kämpfen Harris und Trump beim TV-Duell - und hoffen, den anderen aus der Reserve zu locken.
Kamala Harris und Donald Trump treffen im TV-Duell aufeinander (Fotocollage)
Quelle: AFP
Wer ist Kamala Harris und wofür steht die Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten politisch? Einer aktuellen Umfrage der "New York Times" zufolge weiß etwa ein Drittel der Wählerinnen und Wähler in den USA diese Frage noch nicht so recht zu beantworten. Die TV-Debatte gegen ihren republikanischen Herausforderer Donald Trump könnte entscheidend zur Antwort beitragen (TV-Duell live bei ZDFheute ab 2:50 Uhr).
Das TV-Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump findet um 21 Uhr Ortszeit am 10. September statt. Bei ZDFheute können Sie die TV-Debatte ab 2:50 Uhr MESZ am 11. September live verfolgen:
- im englischen Original
- mit deutscher Übersetzung
Millionen Menschen werden zuschauen, wenn Trump und Harris erstmals gemeinsam auf einer Bühne stehen. Beide Kandidaten bekommen in Umfragen knapp die Hälfte der Stimmen, es ist ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen, in dem sich viele schon entschieden haben. Aber weil es so knapp ist, kommt es für Unentschlossene auf jedes Detail an. Daher sind die Erwartungen an die Debatte riesig.
Präsidentschaft: Trump oder Harris?
ZDFheute Infografik
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Welche Themen im Vordergrund stehen
Es ist unklar, welche Themen genau besprochen werden, doch an einigen Punkten werden sich Harris und Trump sicherlich abarbeiten. In ihren Wahlkampfreden zeichnen beide ein gegensätzliches Bild von Amerika mit einer ganz anderen Vision für das Land. Regelmäßig kritisieren sie die Bilanz der jeweils anderen Person, vor allem bei den Themen:
- Wirtschaft
- Abtreibung
- Migration
- Kriminalität
In vielen ihrer Reden hat Harris ihre Hand in Richtung der moderaten Wählerschaft ausgestreckt, stellt Einheit ins Zentrum. Sie wird wahrscheinlich vor allem bei den Themen Abtreibung und Schutz der Demokratie in die Offensive gehen, genauso bei den Verfahren gegen Trump. Dazu gehört sicher ein Streit um "Project 2025", das radikale Strategiepapier, das von Trump-Verbündeten geschrieben wurde.
Trump hingegen führt einen Wahlkampf der Angst und Abgrenzung. Er sagt, die Demokraten hätten die Wirtschaft zerstört, er wird Harris im TV-Duell wahrscheinlich für die hohe Inflation verantwortlich machen. Zudem gibt er Harris regelmäßig die Schuld für illegale Migration - ohne zu erwähnen, dass er zuletzt ein Gesetz für mehr Grenzschutz aufgehalten hat.
Debatte vor allem auch ein Charaktertest
Vorab wurde lange über dieses TV-Duell debattiert und um Regeln gestritten. Dass die Mikrophone nun aus bleiben, solange der andere spricht, ist ein Punktsieg für Trump. Harris' Team hatte gehofft, dass sich Trump mit offenen Mikros in Rage reden würde und sie ihm klar Paroli bieten könnte.
- Moderiert wird das Duell von den ABC-News-Journalisten David Muir und Linsey Davis.
- Übertragen wird aus einem Studio ohne Publikum in Philadelphia, der größten Stadt im politisch besonders umkämpften Bundesstaat Pennsylvania.
- Die Debatte dauert 90 Minuten, zwei Werbepausen sind geplant. Während der Debatte wird jeweils das Mikrofon des Präsidentschaftskandidaten stumm geschaltet bleiben, der gerade nicht spricht.
- Harris und Trump müssen frei sprechen: "Requisiten oder vorformulierte Notizen sind auf der Bühne nicht erlaubt", ließ ABC News wissen.
- Harris und Trump erhalten einen Stift, einen Block Papier und eine Flasche Wasser. Es soll keine Eröffnungsstatements geben, die Schlusserklärungen der Kandidaten sollen zwei Minuten dauern. (Quelle: dpa)
In den vergangenen Wochen hatte Trumps Team mehrfach versucht, ihm nahezulegen, sich statt persönlicher Attacken auf politische Inhalte zu konzentrieren - mit mäßigem Erfolg. Harris' Team hingegen ist aggressiver im Wahlkampf und es scheint zunächst einen größeren Fokus auf Emotionen statt auf Inhalte gegeben zu haben.
Die Frage nach dem Verhalten von Trump in seiner siebten und Harris in ihrer ersten Präsidentschaftsdebatte wird sicher auch von der Frage nach Geschlecht und Herkunft geprägt sein. Auch wenn Harris es nicht in den Fokus ihres Wahlkampfes rückt, werden die Kandidaten durch diese Brille bewertet werden.
Harris Wahlkampfstrategie erhöht Druck
Die letzte TV-Debatte hatte für die Demokraten gravierende Folgen. Dass US-Präsident Joe Biden in der Folge im Juli seine Kandidatur zurückgezogen hat, hat den Wahlkampf auf den Kopf gestellt. In Harris' Team bemüht man sich diesmal darum, die Erwartungen herunterzuschrauben. Sie bezeichnet sich im Wahlkampf gerne als Underdog, sagt, sie sei bereit für die Debatte und mahnt, dass Trump "lügen wird".
Die Republikaner hingegen wollen die Erwartungen steigern. Die Demokraten haben bei ihrer Kandidatin erneut auf eine Strategie gesetzt, in der sie relativ wenig unkontrollierte Auftritte hat und selten mit der Presse spricht. Trump wird nicht müde, das immer wieder zu betonen, und das hat zu Folge, dass die Debatte eine größere Bedeutung bekommt.
Wahlkampf in Schlussspurt
Beide Teams hoffen in diesem knappen Rennen auf einen Fehler des politischen Gegners und darauf, dass der virale Moment zu den eigenen Gunsten ausfällt. Denn nach dem TV-Duell geht der Kampf online weiter.
Und während nahezu alle eine Meinung von Trump haben, hat Harris eher die Chance in der Debatte, ihr Profil zu schärfen. Ob den Unentschlossenen gefällt, was sie sehen, könnte der nächste Baustein sein, der die Wahl im November entscheiden kann.
Anna Kleiser ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.
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