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Faktencheck
"Auf einmal schwarz":Trumps Lügen über Kamala Harris' Herkunft
von Oliver Klein
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Harris habe sich immer als indisch beschrieben, nun wolle sie "als schwarz bekannt sein", behauptet Trump. Doch Harris sieht sich seit Jahrzehnten als Schwarze. Eine Spurensuche.
Die umstrittenen Aussagen Trumps im Video: Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat seine Kontrahentin Kamala Harris bei einem Auftritt in Chicago scharf angegriffen.
01.08.2024 | 1:51 min
Die Stimmung mit Donald Trump auf der Bühne beim Verband Schwarzer Journalisten in Chicago ist von Anfang an gereizt. "Mir wurde noch nie eine Frage auf so schreckliche Art und Weise gestellt", greift er gleich zu Beginn des Interviews die Journalistin an. Sie hatte Trump gefragt, warum schwarze Wählerinnen und Wähler ihm vertrauen sollten. Aus dem Publikum hört man Lachen und Zwischenrufe. "Sind Sie von ABC? Weil ich denke, dass das ein Fake-News-Sender ist", sagt Trump.
Dann wird Trump gefragt, ob er glaube, dass Kamala Harris nur deshalb wohl seine Kontrahentin wird, weil sie eine schwarze Frau ist. Seine Antwort: Harris sei "die ganze Zeit indisch" gewesen.
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Harris sieht sich seit Jahrzehnten als Schwarze
Die Aussage ist nicht nur eine rassistische Beleidigung - sie ist eine Lüge. US-Vizepräsidentin Kamala Harris, deren Vater aus Jamaika und deren verstorbene Mutter aus Indien stammt, identifizierte sich über Jahrzehnte als Schwarze. Darüber sprach sie sehr offen, während sie gleichzeitig auch immer auch ihre südasiatische Herkunft würdigte. Dafür gibt es zahlreiche Belege:
Harris besuchte die Howard University, die älteste, historisch schwarze Universität der USA. Dort war sie Mitglied einer historisch schwarzen Schwesternschaft. Danach studierte sie an der University of California, Hastings College of the Law, wo sie zur Präsidentin der Vereinigung schwarzer Jurastudenten gewählt wurde. Die Universität erwähnt das unter anderem im Jahr 2016 auf ihrer Webseite, als sie Harris zur Wahl als Senatorin gratuliert.
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1989 war Kamala Harris als Studentin der juristischen Fakultät bei einer Demonstration gegen Rassismus auf dem Campus, zuvor hatte es dort einen rassistischen Zwischenfall gegeben. Harris hielt eine Ansprache, bei der sie sich selbst explizit als schwarze, von Rassimus betroffene Studentin, identifizierte: Sie hoffe, dass durch diese Kundgebung andere Studierende endlich merken, "womit wir uns ständig auseinandersetzen müssen". Festgehalten ist diese Begebenheit im Archiv der ehemaligen Unizeitung "Hastings Law News".
Harris erste schwarze Bezirksstaatsanwältin in Kalifornien
In einem Profil in der Publikation "AsianWeek" aus dem Jahr 2003, als sie für das Amt des Bezirksstaatsanwalts von San Francisco kandidierte, beschrieb Harris sowohl ihre südasiatische als auch ihre schwarze Identität. Sie erwähnte ihren Vater als "schwarzen Mann" und sagte: "Ich bin mit einer starken indischen Kultur aufgewachsen, aber ich wurde in einer schwarzen Gemeinschaft erzogen."
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Im Jahr 2005 wird Harris in der offiziellen Online-Biografie als Bezirksstaatsanwältin von San Francisco erwähnt als "die erste afroamerikanische Frau in Kalifornien, die dieses Amt innehatte". 2017 hielt sie eine Rede bei einer Veranstaltung, in der sie zum Ausdruck brachte, wie dankbar sie ist, "die zweite schwarze Frau" zu sein, die jemals in den US-Senat gewählt wurde.
Weißes Haus: Trumps Äußerungen "abstoßend"
In ihren Memoiren von 2019 beschreibt Harris, wie ihre Mutter stolz darauf war, sie und ihre Schwester Maya als "schwarze Mädchen" großzuziehen. Sie schrieb, dass ihre Mutter sehr wohl wusste, dass die Gesellschaft sie als schwarz wahrnehmen würde, und sie darauf vorbereitet war.
Alle diese Beispiele belegen: Dass Kamala Harris sich als schwarze Frau identifiziert und auch so wahrgenommen wird, ist kein Ergebnis einer plötzlichen Wandlung, wie Trump behauptet.
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Harris verurteilte kurz darauf bei einem Auftritt im texanischen Houston die Aussagen ihres Kontrahenten als Versuch, die Spaltungen im Land anzuheizen. "Wir verdienen einen Anführer, der begreift, dass unsere Unterschiede uns nicht trennen, dass sie eine wesentliche Quelle unserer Stärke sind", sage sie.
Schärfer reagierte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre: Sie nannte Trumps Äußerungen "abstoßend" und "beleidigend". "Niemand hat das Recht, jemandem vorzuschreiben, wer er ist, wie er sich identifiziert", sagte Jean-Pierre.
Quelle: mit Material von AFP
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