Unabhängiger Kandidat Kennedy setzt US-Wahlkampf aus

    Rede in Arizona:Kennedy setzt US-Wahlkampf aus

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    Der unabhängige Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy Jr. hat seine Wahlkampagne im Rennen ums Weiße Haus ausgesetzt. Wem nützt der Schritt - Trump oder Harris?

    Der unabhängige Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy Jr. gibt auf einer Pressekonferenz am Freitag, 23. August 2024, in Phoenix bekannt, dass er seinen Präsidentschaftswahlkampf aussetzen wird.
    Robert F. Kennedy jr. hat seine Wahlkampagne erstmal gestoppt.
    Quelle: AP/Darryl Webb

    Der unabhängige Präsidentschaftsbewerber Robert F. Kennedy Jr. will sich aus den Rennen um besonders umkämpfte US-Staaten zurückziehen. Sein Name werde in sogenannten Swing States vom Wahlzettel gestrichen, erläuterte Kennedy am Freitag vor der Presse. Also da, wo seine "Anwesenheit eine Störung darstellen würde", ergänzte der 70-Jährige.
    Kurz zuvor hatte er bereits seinen Namen vom Wahlzettel im US-Bundesstaat Arizona streichen lassen. "Ich glaube nicht mehr, dass ich eine realistische Chance auf einen Wahlsieg habe", sagte der unabhängige Kandidat. De facto setzt er damit seinen Wahlkampf aus. Der Parteilose betonte in seiner langen Rede, dass er sich nicht komplett aus dem Wahlkampf zurückziehe.
    In den übrigen Staaten könne weiterhin für ihn gestimmt werden - ohne dass dies Trump oder der demokratischen Kandidatin Kamala Harris schaden würde. Ist das so? Ein Überblick.
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    Kennedy-Stimmen könnten entscheidend sein

    Experten zufolge könnten in dem Rennen um die US-Präsidentschaft zwischen Donald Trump und seiner demokratischen Rivalin Kamala Harris die Stimmen von Kennedys Anhängern in einigen Bundesstaaten den Ausschlag geben.
    Während die meisten der 50 Bundesstaaten fest den Republikanern oder den Demokraten zugerechnet werden, sind einige wenige politisch hart umkämpft. Enge Rennen werden besonders in Pennsylvania, Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina und Wisconsin erwartet. 
    Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Vizepräsidentin Kamala Harris spricht während des Parteitags der Demokraten in den USA.
    Auf dem Parteitag der US-Demokraten hat Kamala Harris ihre Präsidentschaftskandidatur angenommen. Am 5. November haben die USA die Wahl zwischen Trump und Harris. 23.08.2024 | 1:47 min
    ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen zufolge hatte der Neffe von John F. Kennedy als unabhängiger Kandidat im US-Wahlkampf ganz bewusst auch Wähler von Trump und zuvor von Joe Biden angesprochen und betont, die beiden seien eigentlich zu alt und hätten kein Zukunftskonzept.
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    Wem hilft Kennedys Ankündigung?

    Kennedy habe vor einiger Zeit noch rund 15 Prozent in den Umfragen erhalten - ist demnach weit abgeschlagen. Nach der Nominierung von Harris bei den Demokraten habe sich in einer bundesweiten Umfrage die Prozentzahl von Kennedy auf sieben Prozent verringert. Harris liege laut jüngster Umfrage einen Prozentpunkt vor Trump. Viele der Unzufriedenen seien offenbar zu Kamala Harris gewechselt.

    Wenn er jetzt aussteigt, dann ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass ein Gutteil dieser Wähler, die sich hinter ihm versammeln wollten, dann tatsächlich zu Donald Trump überläuft.

    Elmar Theveßen, Korrespondent

    Es habe sogar schon Gespräche des Trump-Lagers mit Kennedy gegeben. Es könne sogar sein, dass er von Trump - der am Freitag auch in Arizona sein wird - bereits als ein möglicher Kandidat in Trumps Kabinett dargestellt werde, "um diese Wähler dann noch rüberzuziehen", erläutert Theveßen.
    Elmar Theveßen
    Man habe Kamala Harris immer vorgeworfen, dass "sie keine Visionen habe", so ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen. Auf dem US-Demokraten-Parteitag habe sie "konkrete Dinge angeführt".23.08.2024 | 3:29 min
    Während des Republikanischen Parteitags im Juli postete und löschte Kennedys Sohn schnell ein Video, das ein Telefongespräch zwischen Kennedy und Trump zeigte, in dem der ehemalige Präsident scheinbar versuchte, Kennedy dazu zu bewegen, sich ihm anzuschließen.
    Am Donnerstagabend machte Trumps Wahlkampfteam die ungewöhnliche Ankündigung, dem 78-Jährigen werde sich bei einem Auftritt in Glendale "ein besonderer Gast" anschließen. Wiederum Stunden später sagte Trump bei einem Anruf beim Sender Fox News, er habe keine Ahnung, ob Kennedy ihn unterstützen werde. Er stellte jedoch fest, dass sich beide im selben Bundesstaat befinden werden - und ging noch ein bisschen weiter: "Es ist möglich, dass wir uns morgen treffen und wir werden es diskutieren."

    Kennedy spricht etwa von "juristischem Krieg" gegen Trump

    Robert F. Kennedy Jr. ist der Sohn des früheren Justizministers und Präsidentschaftsbewerbers Robert F. Kennedy, der 1968 wie fünf Jahre zuvor sein Bruder John F. Kennedy bei einem Attentat erschossen wurde.
    Kennedy Jr. war jahrzehntelang selbst Demokrat, entfernte sich in den vergangenen Jahren jedoch zunehmend von der Partei und sagte sich im Oktober 2023 ganz von den Demokraten los, als er seine Präsidentschaftsbewerbung als Parteiloser verkündete. Der erklärte Impfgegner wurde von Demokraten und anderen Mitgliedern seiner Familie wegen der Verbreitung von Verschwörungsmythen und des Kontakts zu extremen Politikern der Rechten häufig kritisiert. 
    Den Demokraten warf Kennedy nun vor, den Wahlkampf mit undemokratischen Mitteln zu seinem sowie Trumps Nachteil zu beeinflussen. "Im Namen der Rettung der Demokratie hat sich die Demokratische Partei daran gemacht sie zu demontieren", behauptete Kennedy und warf der Parteispitze vor, aus fehlendem Vertrauen für ihren eigenen Kandidaten "einen juristischen Krieg" gegen ihn und Trump angezettelt zu haben. Auch gegen die US-Medien teilte Kennedy aus, warf ihnen unfaire Berichterstattung vor und bezeichnete sie als "Sprachrohre der Regierung und Stenografen für die Machtorgane". 
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    Kennedys Geschwister distanzieren sich: Verrat an Werten, die Familie am Herzen liegen

    Kennedy's Schwester veröffentlichte auf X ein Statement der Familie, in dem es heißt: "Wir wollen ein Amerika, das von Hoffnung erfüllt und durch eine gemeinsame Vision einer besseren Zukunft verbunden ist, einer Zukunft, die von individueller Freiheit, wirtschaftlichem Versprechen und nationalem Stolz geprägt ist."
    Auch bekräftigt sie die Unterstützung der Familie für die Demokraten: "Wir glauben an Harris und Walz. Die Entscheidung unseres Bruders Bobby, heute Trump zu unterstützen, ist ein Verrat an den Werten, die unserem Vater und unserer Familie am Herzen liegen. Es ist ein trauriges Ende einer traurigen Geschichte.
    Post von Kennedys Schwester
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    Quelle: AFP, dpa, ZDF

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