Schwerpunkt
Analyse
Erstes TV-Duell im Wahljahr:So haben sich Trump und Biden geschlagen
von Benjamin Daniel, Washington D.C.
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Aufgrund neuer Regeln lief die Debatte zwischen Biden und Trump auf den ersten Blick gesitteter ab, als man es aus 2020 erinnert. Doch beide Seiten waren aufgeladener als je zuvor.
In den USA geht der Kampf um das Weiße Haus in die heiße Phase. Donald Trump ging zum verbalen Angriff über, Joe Biden hatte dem wenig entgegenzusetzen.28.06.2024 | 1:59 min
Ab der ersten Sendesekunde war klar: In der CNN-Arena wird in den folgenden zwei Stunden die Luft brennen. Gleich beim ersten Thema - Inflation - warf Donald Trump seinem Konkurrenten wirtschaftspolitisches Versagen vor.
Joe Biden entgegnete, dass sein Amtsvorgänger ihm ein Trümmerfeld hinterlassen habe, das er erst mal habe aufräumen müssen.
Trump mit besserem Start, Biden fängt sich später
Der Ton für den Abend war also gleich gesetzt, auch, wenn man angesichts der neuen Regeln weniger direkte Konfrontation hätte erwarten können - beispielsweise wurde stets das Mikrofon jenes Kandidaten, der nicht an der Reihe war, stummgeschaltet.
"Beide Kandidaten haben sich schlecht geschlagen. Joe Biden wirkte schwächer, als ich ihn je bei einem Live-Auftritt gesehen habe. Donald Trump war aggressiv und hat gelogen", so ZDF-Korrespondentin Claudia Bates.28.06.2024 | 2:29 min
Trump hatte den besseren Start, Biden wirkte anfangs nicht sehr agil, klang heiser, geriet ins Stocken. Er fing sich aber im Verlauf der Debatte.
- Durch einen Münzwurf wurde entschieden, wer auf welcher Seite der Bühne steht – und wer das letzte Wort bekommt. Biden steht rechts, Trump bekommt das Schlusswort.
- Anders als beim letzten TV-Duell 2020 gibt es kein Publikum im Studio.
- Das Mikrofon des Kandidaten, der gerade nicht an der Reihe ist, wird stummgeschaltet. So soll verhindert werden, dass sich Trump und Biden gegenseitig ins Wort fallen.
- Auf der Bühne sind keine Requisiten oder vorab angefertigte Notizen erlaubt. Biden und Trump bekommen lediglich einen Stift, einen Notizblock und eine Flasche Wasser.
Biden verspricht Rückkehr zu landesweitem Abtreibungsrecht
Die Moderator*innen Dana Bash und Jake Tapper sprachen in ihren Fragen alle großen Wahlkampf-Themen an - die Abtreibungs-Debatte gleich zu Beginn. Unter anderem die von Trump ernannten Richter*innen am US-Supreme Court hatten ja vor gut zwei Jahren mit dafür gesorgt, dass das bundesweite Recht auf Abtreibung gekippt wurde.
- Nach Urteil in Arizona: Abtreibung setzt Republikaner unter Druck
Die Mehrheit der Amerikanerinnen und Amerikaner ist jedoch für ein Abtreibungsrecht. Und so fand Biden deutliche Worte, während er Trump in die Augen sah:
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Trump: "Schlimmste Migrationskrise unserer Geschichte"
Für Biden hingegen wurde es besonders beim Thema "Einwanderung" unbequem. Die Republikaner werfen seiner Regierung vor, viel zu wenig gegen illegale Migration unternommen zu haben.
Trump attackierte Biden mit den Worten: "Wir hatten die sicherste Grenze aller Zeiten. Er hat entschieden, Terroristen und Kriminelle aus der ganzen Welt in unser Land zu lassen. Er hat die Grenze einfach auf gemacht. Jetzt haben wir die schlimmste Migrationskrise unserer Geschichte."
Was der Republikaner da sage, sei schlicht Schwachsinn konterte der US-Präsident.
Selten waren die Kandiderenden so unbeliebt
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Kapitolsturm 2021: Trump weicht Fragen aus
Im Folgenden ging es neben dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dem Krieg zwischen der Hamas und Israel auch um den Angriff auf das Kapitol am 6. Januar 2021. Der Frage, was Trump zu den Menschen sage, die der Meinung seien, er habe den Aufruhr angestiftet und damit seinen Amtseid gebrochen, wich er aus.
Biden beschrieb daraufhin nochmal, wie Trump am 6. Januar 2021 stundenlang einfach zugesehen habe, wie die Gewalt eskalierte: "Er hat verdammt nochmal gar nichts dagegen gemacht", so der Demokrat.
Im Januar 2021 stürmten radikale Anhänger des damaligen US-Präsidenten Trump das Kapitol in Washington. Fünf Menschen starben. Welche Rolle hat Trump bei diesem Angriff gespielt?28.07.2021 | 2:37 min
Keiner von beiden geht auf Bedenken zum Alter ein
Angesprochen auf ihr hohes Alter, brüstete Trump sich mit seinen angeblich hervorragenden kognitiven Tests und seinen Golf-Fertigkeiten. Biden forderte ihn daraufhin scherzend auf, eine Partie gegen ihn zu spielen.
Keiner von beiden ging jedoch ernsthaft auf Bedenken ein, dass sie gegebenenfalls nicht fit genug seien, das wichtigste Amt der freien Welt auszuüben.
Zuschauer erleben eine hitzige Debatte
Trotz der regelmäßigen Stummschaltung der Mikrofone und dem fehlenden Studio-Publikum haben die Zuschauer*innen eine hitzige Debatte erlebt. Trump attackierte seinen Konkurrenten gewohnt aggressiv.
Dass Joe Biden mindestens genauso angriffslustig und scharf im Ton auftrat - unter anderem bezeichnete er Trump als Trottel, Verlierer und Lügner - hat eher ein wenig überrascht.
Man darf gespannt sein, welche Lehren die Kontrahenten aus dem Abend ziehen. Spätestens bei der nächsten öffentliche Auseinandersetzung der beiden werden die Wähler*innen es wohl erfahren. Voraussichtlich wird die nächste TV-Debatte im September stattfinden.
Man darf gespannt sein, welche Lehren die Kontrahenten aus dem Abend ziehen. Spätestens bei der nächsten öffentliche Auseinandersetzung der beiden werden die Wähler*innen es wohl erfahren. Voraussichtlich wird die nächste TV-Debatte im September stattfinden.
Benjamin Daniel ist Korrespondent im ZDF-Studio in Washington D.C.
Quelle: mit Material von dpa, AP, AFP, Reuters
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