Nach dem Angriff auf Israel: Sorge und Trotz im Iran

    Stimmung in Teheran:Was Iraner nach Angriff auf Israel denken

    Phoebe Gaa
    von Phoebe Gaa, Teheran
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    Nach dem Angriff auf Israel ist die Stimmung im Iran gespalten: Regierungsnahe Medien verkaufen die Attacke als Sieg, viele Iraner fürchten sich allerdings vor einem neuen Krieg.

    Iraner tragen ein Modell einer Rakete während einer Feier nach dem Angriff der IRGC auf Israel in Teheran (Iran), aufgenommen am 15.04.2024
    Regierungsanhänger feiern in Teheran den Angriff auf Israel als Sieg. Es gibt jedoch auch sorgenvolle Stimmen.15.04.2024 | 2:44 min
    Wann wird Israel den Angriff des Iran beantworten - und vor allem wie? Wird es einen neuen Krieg geben? Viele Iranerinnen und Iranern fürchten sich davor. Ihnen geht es wie dem Händler Masoud, der im Norden Teherans seine Kunst auf der Straße verkauft: "Ich finde die Attacke und die Verletzung israelischen Territoriums nicht gut", sagte er dem ZDF.

    Ich habe immer diese eine Frage: Was ist der Unterschied zwischen den Menschen in Israel und den Menschen im Iran? Es wäre besser, die Feindschaft beiseitezulegen.

    Masoud, Kunsthändler in Teheran

    Erinnerungen an Iran-Irak-Krieg werden wach

    Zeitungen, die der Regierung nahestehen, verkaufen den Raketen- und Drohnenangriff auch zwei Tage später noch als großen Sieg - auf dem Bazar hingegen erinnern sich viele voller Sorge an frühere Kriege. Eine ältere Frau erzählt, dass ihr Mann während des acht Jahre dauernden Krieges zwischen dem Iran und Irak in der Armee gekämpft habe.

    Aber wofür? Wir haben unsere Jugend und unser Leben geopfert für nichts außer Instabilität und Chaos!

    Ältere Frau in Teheran

    Wieder Verschärfungen der Hijab-Regeln

    Vor allem die Frauen in der Hauptstadt des Iran treibt noch ein weiteres Thema um: Die Regeln zum Tragen des Kopftuches wurden wieder verschärft. Nach den Frau-Leben-Freiheit-Protesten im Herbst 2022 hatten die Behörden es mit den Kopftuchregeln etwas lockerer genommen.
    Eine Teilnehmerin einer Solidaritätsdemonstration mit den Protestierenden im Iran hat sich das Gesicht mit den Farben der iranischen Flagge und mit rotem Blut geschminkt.
    Jina Mahsa Amini wird wegen ihres Kopftuches in Teheran verhaftet und stirbt. Ihr Tod entfacht eine Protestwelle in Iran. Wo steht das Land heute?20.04.2023 | 29:11 min
    Seit Samstag aber wird wieder verstärkt kontrolliert und bestraft. In Arbeit ist zudem ein Gesetz, das bis zu zehn Jahre Gefängnis für unbedeckte Frauenköpfe vorsieht.
    Eine Passantin in Teheran ist darüber entsetzt: "Schrecklich. Was soll ich sagen? Hält sich überhaupt jemand daran? Als ob all unsere Probleme gelöst wären und der Hijab unser einziges Problem wäre." Die Regierung solle sich um die Aufklärung von Unterschlagungen, Korruption und um die Inflation kümmern, schimpft sie weiter.
    Iran: "Führung hält sich bedeckt"
    Man habe in Teheran "die Operation für beendet" erklärt, so ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa in Teheran. Das sei aber "immer verbunden mit einer Drohung."15.04.2024 | 2:29 min

    Experte: Junge Iraner vor allem wütend

    Der Politologe Zadeh Sibakalam meint gegenüber dem ZDF, die Führung des Irans würde neue Demonstrationen fürchten, denn die jungen, gut ausgebildeten Iranerinnen und Iraner seien vor allem eines - wütend.

    Sie sind wütend auf ihre Regierung. Wegen des Hijabs, das ist der erste Grund. Wegen der Wirtschaft, das ist ein anderer. Und wegen der Arbeitslosigkeit, der dritte Grund.

    Zadeh Sibakalam, Politikwissenschaftler

    Nach dem Angriff auf Israel und trotz aller Machtdemonstrationen der Regierung wird klar: Innerhalb der iranischen Gesellschaft brodeln viele Themen. Und die Leute auf der Straße reagieren beinahe trotzig. Eine junge Frau bilanziert: "Sie haben die Macht und sie können jedes Gesetz machen, das sie wollen. Aber ob ich es befolge oder ignoriere, ist meine Sache."

    Nahost-Konflikt
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