Ex-Diplomat: Arabische Staaten wollen heimlich Israels Sieg

    Hoffen auf Sieg Israels:Ex-Diplomat: Arabische Staaten gegen Hamas

    Oliver Klein
    von Oliver Klein
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    Viele arabische Staaten hoffen insgeheim, dass Israel die Hamas besiegt, geben das aber nicht zu. Das sagt der Ex-Diplomat Dennis B. Ross in der "New York Times". Warum ist das so?

    Raketen über dem Gazastreifen, vom Süden Israels aus gesehen, 31.10.2023.
    Raketen über dem Gazastreifen - Frieden mit der Hamas ist nicht möglich, so der Ex-Diplomat Dennis B. Ross.
    Quelle: Reuters

    Nur wenige arabische Staaten haben öffentlich das Hamas-Massaker mit mehr als 1.400 Toten in Israel kritisiert. Das Außenministerium der Vereinigten Arabischen Emirate zeigte sich unmittelbar nach dem Angriff zwar "entsetzt" über die Geiselnahme israelischer Zivilisten. Die meisten arabischen Staaten gaben aber der israelischen Regierung selbst die Schuld für den Gewaltausbruch - zumindest offiziell.
    Doch hinter den Kulissen werden offenbar andere Töne angeschlagen: Insgeheim wünschen sich etliche arabische Staaten den Untergang der Terrororganisation Hamas. Das schreibt der renommierte frühere US-Diplomat Dennis B. Ross in einem Gastbeitrag für die "New York Times". Darin berichtet er von Gesprächen mit Vertretern arabischer Staaten, zu denen er immer noch Kontakt hält:

    In den letzten zwei Wochen sprach ich mit arabischen Beamten in der gesamten Region, die ich seit langem kenne. Jeder einzelne sagte mir, dass die Hamas in Gaza zerstört werden müsse.

    Dennis B. Ross, ehemaliger US-Diplomat

    Arabische Staaten ringen um Vorherrschaft in der Region

    Die Hintergründe sind vielschichtig, dabei geht es wohl auch um Einfluss und die Vorherrschaft in der Nahost-Region: Iran unterstützt und finanziert seit Jahren die Hamas. Doch die Beziehungen mancher arabischer Staaten zu Iran sind angespannt, wie etwa die der Vereinigten Arabischen Emirate oder Saudi Arabiens.
    Demgegenüber gab es zuletzt eine Annäherung zwischen Saudi-Arabien und Israel - diese Friedensverhandlungen seien auch ein Grund für den Terrorangriff der Hamas Anfang Oktober, erklärt der Islamexperte Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik im ZDF heute journal. Die Annäherung beider Länder liegt nun erst mal auf Eis.

    Der US-Diplomat Dennis Ross spricht während eines Schabbat-Gottesdienstes im Emanu-El-Tempel in New York am 13.10.2023.
    Quelle: AFP

    ...ist ein ehemaliger US-Diplomat, der insbesondere als Unterhändler im Nahost-Friedensprozess in den 1990er Jahren bekannt wurde. Ross schreibt regelmäßig in amerikanischen und internationalen Zeitschriften zu israelisch-palästinensischen Beziehungen. Heute ist er Berater am Washington Institute for Near East Policy und lehrt an der Georgetown University.

    Übersteht die Hamas den Krieg gegen Irans Erzfeind Israel, wäre das auch ein Sieg für Iran im Kampf um die Vorherrschaft in der Region - die anderen Länder würden in die Defensive geraten, so Ross. Darum hofften diese, dass die Hamas den Krieg verliert.

    Arabische Vertreter sagen ihre Meinung nicht öffentlich

    Diese Ansicht würden seine Gesprächspartner aber nur in privaten Gesprächen und nicht öffentlich vertreten, so Ross. Der Grund: Den arabischen Regierungen sei klar, dass sich ihre eigenen Bürger empören über die Opfer, die israelische Vergeltungsschläge mit sich bringen - darum müssten sie "den Eindruck erwecken, dass sie zumindest rhetorisch für die Palästinenser eintreten".
    Dieser "Instinkt, auf das Gefühl der Menschen auf der Straße einzugehen", zeige sich besonders bei der Explosion am Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza: Mehrere arabische Länder gaben sofort Israel die Schuld für die vielen Toten - obwohl Israel bestritt, das Krankenhaus bombardiert zu haben und einiges dafür spricht, dass die Explosion in Wahrheit von einer fehlgeleiteten palästinensischen Rakete ausgelöst wurde.

    Israel muss hohen Preis zahlen

    Dennoch seien Menschen in der gesamten Region "bereit zu glauben, dass dies absichtlich geschah", so Ross. Selbst die Vereinigten Arabischen Emirate verurteilten offiziell "den israelischen Angriff auf das Al-Ahli-Krankenhaus".
    Eine Bodenoffensive gegen die Hamas, das Bekämpfen ihrer militärischen Infrastruktur und ihrer Anführer, sei eine riesige Herausforderung für Israel, erklärt der Nahost-Kenner Ross - sie sei aber der einzig gangbare Weg. Es gebe für Israel und die gesamte Region keine Alternative zu einem vollständigen Sieg über die Hamas, so Ross.
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    Ross: Kein Frieden mit Hamas möglich

    Viele israelische Soldaten würden ihr Leben verlieren, dazu werde es noch mehr palästinensische Opfer geben - dies sei eine Tragödie, die die Hamas selbst verursacht habe, indem sie Krankenhäuser, Moscheen und Schulen als Militärbasen nutze. Die Stimmung in den arabischen Ländern würde so noch weiter aufgeheizt, analysiert Ross.
    Aber: Bleibe die Hamas in Gaza an der Macht, gebe es keine Aussicht auf Frieden zwischen Israel und den Palästinensern, so Ross. "In diesem Krieg gibt es nur einen Weg vorwärts."

    Wenn die Hamas die Kontrolle behält, wäre das nicht nur ein Untergang für Gaza, sondern auch für einen Großteil des restlichen Nahen Ostens.

    Dennis B. Ross, ehemaliger US-Diplomat

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