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"The Apprentice" kommt ins Kino:Diesen Film wollte Donald Trump stoppen
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The Apprentice startet in den Kinos. Der Film blickt auf Trumps Weg zur Macht und die Beziehung zu seinem Mentor Cohn. Warum das dem Ex-Präsidenten gar nicht schmeckt.
Im Film "The Apprentice" hat Ivana Trump anfangs mehr Macht in ihrer Beziehung als Donald Trump.
Quelle: AP
Angreifen, angreifen, angreifen - nichts zugeben, alles leugnen: Was stark nach Donald Trump klingt, soll ursprünglich das Leitmotto seines Mentors Roy Cohn gewesen sein. Der streitbare Anwalt machte Trump zu dem, was er heute ist, lehrte ihn, die Grenzen des Gesetzes zu testen und sich als Immobilienmogul zu etablieren.
Dieser verhängnisvollen Freundschaft widmet der iranische Regisseur Ali Abbasi nun einen Film. "The Apprentice - The Trump Story" (deutsch: "Der Lehrling") feiert am 17. Oktober Premiere in den deutschen Kinos und ist der erste Spielfilm, der sich mit dem Leben des ehemaligen Präsidenten auseinandersetzt. Auch Trumps Ehe mit seiner ersten Frau Ivana steht im Fokus. In den USA läuft der Film bereits seit dem 11. Oktober.
Achtung: Dieser Artikel enthält Spoiler zum Kinofilm "The Apprentice".
Trump selbst gefällt das - keine vier Wochen vor der Wahl - überhaupt nicht. Im Film wird die Hauptfigur als Vergewaltiger, Lügner und Rassist gezeigt. Nicht verwunderlich also, dass der Präsidentschaftsbewerber die Ausstrahlung in den USA stoppen wollte - allerdings erfolglos.
Warum Trump den Film verhindern wollte
Auf seiner Plattform Truth Social bezeichnete der Republikaner Trump den Film als "Fake" und kritisierte ihn als "billige, verleumderische und politisch ekelhafte Hetzjagd", kurz vor der US-Wahl. Im Interview mit CNN reagierte Drehbuchautor Gabriel Sherman auf die Vorwürfe: "Ich arbeite seit sieben Jahren an diesem Film. Nur durch Zufall haben wir letztes Jahr die Finanzierung bekommen, lange bevor Trump wieder kandidierte."
Mit "The Apprentice" wolle Sherman zeigen, wie der junge Trump durch die ikonische, aber auch berüchtigte Figur, Roy Cohn, geformt wurde. Cohn habe Trump drei Lektionen gelehrt, die er heute noch anwende: angreifen, leugnen und niemals Niederlagen zugeben. Sherman sieht Parallelen zum Sturm auf das Kapitol im Januar 2021.
Als ich das Drehbuch schrieb, war das lange vor dem 6. Januar. Und was tat er bei der Wahl 2020? Er behauptete den Sieg. Dieses Spielbuch, das Roy Cohn Trump beigebracht hat, erklärt wirklich, wie er zu dem wurde, der er heute ist.
Gabriel Sherman, Drehbuchautor
Was in "The Apprentice" gezeigt wird
Ihre Freundschaft soll im "Le Club", einem Privatklub in New York begonnen haben. Im Film trifft Trump (gespielt von Sebastian Stan) dort in den 1970er Jahren auf den wesentlich älteren, skrupellosen Anwalt Cohn (gespielt von Jeremy Strong). Dieser wird Mentor und Vaterfigur für den Ende 20-Jährigen, hilft ihm beim Aufbau seines Immobilien-Imperiums - bis Trump den an Aids erkrankten Cohn schließlich fallen lässt, so die Erzählung des Films.
Die besondere Beziehung der beiden Männer soll es auch im realen Leben gegeben haben. "Wo ist mein Roy Cohn?", soll Trump oft im Oval Office geschrien haben. Auch wenn Cohn es bestritt, ist bekannt, dass er tatsächlich AIDS hatte.
Jeremy Strong (links) und Sebastian Stan in einer Szene aus "The Apprentice".
Quelle: AP
Besonders schockierend ist eine Szene, die sich in Trumps Privatleben abgespielt haben soll, in der er seine erste Ehefrau Ivana Trump vergewaltigt. Tatsächlich spielten diese Vorwürfe in Trumps Scheidungsprozess 1989 eine Rolle, wurden jedoch später von Ivana Trump zurückgenommen. 2015 sagte sie gegenüber ABC News: "Ich habe dies als Vergewaltigung bezeichnet, aber ich möchte nicht, dass meine Worte in einem wörtlichen oder kriminellen Sinne interpretiert werden."
Eine endgültige Klärung bleibt aus, da Ivana Trump 2022 nach einem Treppensturz verstarb.
Einfluss auf US-Wahlkampf noch nicht klar
Investigativ ist der Film nicht. Der Regisseur will viel mehr als Trump das US-System kritisieren. "Das ist wirklich kein Film über Donald Trump. Das ist ein Film über ein System", sagte Ali Abbasi bei der Vorstellung des Films in Cannes. Während die Schatten der Vergangenheit über die Gegenwart schwingen, lädt "The Apprentice" dazu ein, über die moralischen Implikationen von Macht und Ambition nachzudenken.
So adaptiert der Film letztlich nur, was bereits seit Jahren durch journalistische Recherche bekannt ist. Obwohl er diese Informationen womöglich einem größeren Publikum zugänglich macht, bleibt deshalb abzuwarten, ob "The Apprentice" Einfluss auf den US-Wahlkampf bis zur Wahl am 5. November haben wird.
Katharina Schuster ist Redakteurin im ZDF-Studio in Washington D.C.
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