Krank bei Olympia: Mihambo und Lyles - Sport trotz Corona?
FAQ
Krank zur Olympia-Medaille:Mihambo und Lyles: Sport trotz Corona?
von Katja Belousova
|
Erst gab es Olympia-Medaillen, danach den Rollstuhl: Die Fälle von Malaika Mihambo und Noah Lyles werfen die Frage auf, welche Auswirkungen Corona auf Sportler hat.
Malaika Mihambo und Noah Lyles gaben am Donnerstagabend alles für ihre Olympia-Medaillen - auch ihre Gesundheit. Erst gab es Bronze für den Sprinter aus den USA und Silber für die deutsche Weitspringerin, danach Tränen und Atemnot. Beide Sportler*innen mussten am Abend nach ihren Wettkämpfen im Rollstuhl aus dem Stade de France gefahren werden.
Mihambo hatte noch immer mit den Folgen einer vergangenen Corona-Infektion zu kämpfen. "Nach der Ehrenrunde habe ich wirklich keine Luft bekommen, es war zu viel", berichtete Mihambo.
Seit Corona meine Lungen erwischt hat, brauche ich mehr Zeit zur Erholung. Mir fehlt die Luft nach dem Wettkampf.
„
Malaika Mihambo, Weitspringerin
Der 100-Meter-Olympiasieger Lyles ging sogar mit einer aktiven Corona-Infektion an den 200-Meter-Start. Beim 27-Jährigen war die Infektion am Dienstag festgestellt worden.
Was sagen die Sportverbände?
Der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) gab nach dem Wettkampf Entwarnung. "Sie ist stabil, sie wird gerade behandelt", erklärte der leitende DLV-Verbandsarzt Andrew Lichtenthal später. "Sie hat mit der Lunge Probleme gehabt aufgrund ihrer ursprünglichen Covid-Infektion und hat heute, natürlich aufgrund des Wettkampfs, den Hustenstiller nicht genommen und hat wohl einen Hustenanfall gehabt."
Der US-Verband hatte Noah Lyles, der zudem an Asthma leidet, eine Freigabe erteilt und war seit dem positiven Test einem Corona-Protokoll gefolgt. "Unser oberstes Ziel ist es, die Sicherheit der US-Athleten zu gewährleisten und gleichzeitig ihr Recht zu wahren, an Wettkämpfen teilzunehmen", teilte der US-Leichtathletikverband am Donnerstagabend mit.
Wir respektieren seine Entscheidung und werden seinen Zustand weiterhin genau beobachten.
„
Leichtathletikverband der USA
Beim Interview mit Reportern trug Lyles am Abend eine Corona-Maske. Direkt nach dem Rennen war aber zu sehen, wie Lyles seine Konkurrenten nach dem Rennen umarmte und die Hände schüttelte - ohne Schutzmaßnahmen.
In einem atemberaubenden Finallauf setzt sich der US-Amerikaner Noah Lyles gegen seine Konkurrenten durch. Mit fünf Tausendstel gewinnt er vor Kishane Thompson und Fred Kerley.05.08.2024 | 1:49 min
Wie schätzen Sportmediziner diese Fälle ein?
"Bei allem Respekt für die Arbeit der Ärzte beim US-Leichtathletikverband ist der Fall Lyles ungewöhnlich und aus der Ferne schwer nachvollziehbar", erklärt der Sportmediziner Hans-Georg Predel von der Deutschen Sporthochschule Köln.
Mit einem positiven Corona-Test und einer akuten Erkrankung lassen wir einen Athleten nicht starten.
„
Prof. Dr. Hans-Georg Predel, Sportmediziner aus Köln
Es gehe nicht nur um den Schutz des betroffenen Athleten, sondern auch um den Schutz der anderen Athleten. "Bei Malaika Mihambo haben wir ja gesehen, welche Auswirkungen hochintensive Kurzzeittsprints selbst auf eine bereits überstandene Corona-Infektion haben können" sagt Predel. Die Athletin hätte nach dem Wettkampf eine bronchiale Überempfindlichkeit gezeigt, die so wohl nicht im Vorfeld erwartet wurde.
Und Sportmedizinerin Nicole Müller von der Uniklinik Bonn ergänzt: "Das Zeichen, das gestern Abend von diesen beiden Fällen ausging, ist äußerst zweifelhaft - vor allem an den Sportnachwuchs. Leistungssport zu machen, obwohl man so krank ist, sollte nicht der Maßstab sein."
Was ist beim Sport nach einer Corona-Infektion zu beachten?
"Wir wissen, dass bei einer Corona-Infektion alle Organe mehr oder weniger mitbeteiligt sein können, auch das Herz. Das heißt, das Virus oder die eigene Reaktion des Körpers auf dieses Virus kann das Herz in seiner Funktion beeinträchtigen. Dann können Herzrhythmusstörungen auftreten", erklärte Martin Halle, Sportkardiologe vom Klinikum rechts der Isar an der TU München.
Deswegen sei es wichtig, dass man sowohl die Phase der Infektion, die wenige Tage anhält, als auch die zweite Phase, also die Reaktion des eigenen Körpers, abwartet, bevor man wieder mit dem Sport anfängt.
Wichtigste Voraussetzung für die Rückkehr ins Training ist, dass die Symptome der Corona-Infektion vollständig abgeklungen sind und Betroffene sich wieder fit fühlen.
„
Prof. Dr. Martin Halle, Sportkardiologe aus München
Warum kann krank trainieren gefährlich sein?
Werden Infektionen mit Corona- oder Grippeviren nicht richtig auskuriert - etwa weil man zu früh wieder mit dem Sport beginnt - kann es zu Komplikationen kommen.
"Sport bei Infekten kann lebensgefährlich sein. Wenn man zu früh wieder ins Training zurückkehrt oder einen Wettkampf bestreitet, können sich Krankheitserreger im Herzmuskel einnisten, zu einer Herzmuskelentzündung und im schlimmsten Fall zum Herzstillstand führen", zitiert das Österreichische Institut für Sportmedizin den Sportarzt Jürgen Scharhag in einer Mitteilung.
Auch nach leichten Erkältungen mit Husten, Schnupfen oder Heiserkeit sollten Sportlerinnen und Sportler nicht direkt mit voller Intensität ins Training zurückkehren. Experten raten nur mit geringer körperlicher Belastung zu beginnen.
Keine Symptome, aber Corona positiv: mindestens 3 Tage strikte Sportpause
Leichte Symptome wie Husten oder Fieber: mindestens 7 bis 10 Tage Trainingspause
Befall der Lunge wie Lungenentzündung: minimum 3 Wochen Verzicht auf körperlicher Belastung
Befall des Herzens, Herzmuskelentzündung: drei Monate Sportpause und kardiologischen Rat einholen
Quelle: Prof. Martin Halle, TU München
Dabei sollten Schmerzen, die nicht durch eine Muskel-Belastung entstehen, ernst genommen werden, erklärte der Sportkardiologe und Mannschaftsarzt des Fußballvereins Mainz 05, Sören Schuchow-Thonke.
Wichtige Warnsignale sind Brustschmerzen, Luftnot oder Herzstolpern.
„
Sören Schuchow-Thonke, Sportkardiologe aus Mainz
Sollte das auftreten, rät der Experte dazu, medizinischen Rat einzuholen.
Wie man wieder in den Trainingsrhythmus findet und warum Pausen beim Sport manchmal notwendig sind05.07.2024 | 4:44 min
Um dir eine optimale Website der ZDFmediathek, ZDFheute und ZDFtivi präsentieren zu können, setzen wir Cookies und vergleichbare Techniken ein. Einige der eingesetzten Techniken sind unbedingt erforderlich für unser Angebot. Mit deiner Zustimmung dürfen wir und unsere Dienstleister darüber hinaus Informationen auf deinem Gerät speichern und/oder abrufen. Dabei geben wir deine Daten ohne deine Einwilligung nicht an Dritte weiter, die nicht unsere direkten Dienstleister sind. Wir verwenden deine Daten auch nicht zu kommerziellen Zwecken.
Zustimmungspflichtige Datenverarbeitung • Personalisierung: Die Speicherung von bestimmten Interaktionen ermöglicht uns, dein Erlebnis im Angebot des ZDF an dich anzupassen und Personalisierungsfunktionen anzubieten. Dabei personalisieren wir ausschließlich auf Basis deiner Nutzung der ZDFmediathek, der ZDFheute und ZDFtivi. Daten von Dritten werden von uns nicht verwendet. • Social Media und externe Drittsysteme: Wir nutzen Social-Media-Tools und Dienste von anderen Anbietern. Unter anderem um das Teilen von Inhalten zu ermöglichen.
Du kannst entscheiden, für welche Zwecke wir deine Daten speichern und verarbeiten dürfen. Dies betrifft nur dein aktuell genutztes Gerät. Mit "Zustimmen" erklärst du deine Zustimmung zu unserer Datenverarbeitung, für die wir deine Einwilligung benötigen. Oder du legst unter "Einstellungen/Ablehnen" fest, welchen Zwecken du deine Zustimmung gibst und welchen nicht. Deine Datenschutzeinstellungen kannst du jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in deinen Einstellungen widerrufen oder ändern.