Turbulenzen im Herz:Herzrhythmusstörungen: Das sollten Sie wissen
Auch junge Menschen können Herzrhythmusstörungen haben. Oft sind sie harmlos, selten lebensbedrohlich - anders als bei Älteren. Was tun, wenn das Herz aus dem Takt kommt?
Kammerflimmern, die gefährlichste Form der Herzrhythmusstörung
Kammerflimmern führt zwangsläufig zum Tode, wenn nicht behandelt wird, also wenn nicht ein Elektroschock durchgeführt wird.
Dr. Andreas Balzereit, Kardiologe vom Klinikum Wolfsburg
So unterscheiden sich Vorhof- und Kammerflimmern
- Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. In Deutschland sind etwa 1,5 bis 2 Millionen Menschen davon betroffen.
- Beim Vorhofflimmern kommt es zu einer übermäßigen Aktivität der Vorhofmuskulatur. Sie geht nicht in die Herzkammern über. Denn: Der AV-Knoten, der sogenannte Überleitungsknoten, verhindert das Übertreten des Flimmerns in die Herzkammern. Er wirkt also als eine Art "Frequenzbremse".
- Das Herz schlägt bei einem Vorhofflimmern bis zu 160 mal pro Minute. Die Folgen sind beschleunigter Puls, Luftnot bei Belastung, geringere körperliche Leistung, Schwindel, Schmerzen in der Brust.
- Vorhofflimmern führt nicht unmittelbar zum Tod. Es können sich jedoch Gerinnsel bilden, die Schlaganfälle oder lebensgefährliche Embolien und Herzinfarkte auslösen können.
- Vorhofflimmern kann medikamentös mit Gerinnungshemmern, Antiarrhythmika und Betablockern sowie in manchen Fällen mit Ablationen (Verödung im Vorhof) gut behandelt werden. In manchen Fällen werden Herzschrittmacher eingesetzt.
- An einem plötzlichen Herztod versterben in Deutschland etwa 65.000 Menschen pro Jahr. Kammerflimmern ist dafür mit Abstand die häufigste Ursache.
- Kammerflimmern findet unmittelbar in den Herzkammern statt. Ohne äußerlichen elektrischen Impuls (Defibrillator-Schock) kann das Kammerflimmern nicht unterbrochen werden. Es kommt zum Herzstillstand.
- Im Gegensatz zum Vorhofflimmern ist die Herzfrequenz beim Kammerflimmern mehr als doppelt so schnell. Es können Herzfrequenzen von über 350 Schlägen pro Minute vorkommen. Dabei können folgende Symptome auftreten: stark beschleunigter Puls, Krampfanfälle und Bewusstlosigkeit sowie eine Minderdurchblutung der Organe.
- Unbehandelt führt Kammerflimmern zum Tod. Bei Überlebenden erhöht sich das Risiko eines erneuten Kammerflimmerns um etwa 30 bis 45 Prozent.
- Kammerflimmern kann mit Gerinnungshemmern, Antiarrhythmika und Betablockern sowie Ablationen behandelt werden. Zusätzlich wird in nahezu jedem Fall ein ICD (Implantable Cardioverter Defibrillator), ein Defibrillator, implantiert.
von Susanne Gentsch
Herzrhythmusstörungen bei jungen Menschen
Da ist es eben so, dass junge Menschen Rhythmusstörungen häufig entweder auf dem Boden von angeborenen Herzfehlern haben (…) oder was wir zunehmend im Fokus haben, weil es eben auch immer besser untersucht werden kann, sind genetische Veränderungen.
Dr. Andreas Balzereit
Was Sie über Herzrhythmusstörungen wissen müssen
- Die meisten Herzrhythmusstörungen sind ungefährlich, jeder Mensch hat Extraschläge im Herzrhythmus.
- Lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen sind selten. Sie treten vor allem in Verbindung mit Vorerkrankungen des Herzens auf.
- Anzeichen sind u.a. Schwindel, ein unregelmäßiger, zu langsamer oder beschleunigter Puls, Luftnot bei Belastung und zunehmende Leistungsschwäche. Sie sollten ärztlich abgeklärt werden.
- Gibt es ein familiäres Risiko für Herzerkrankungen, sollte ab dem 40. Lebensjahr neben den hausärztlichen Gesundheitschecks auch ein Kardiologe aufgesucht werden, um mögliche Herzerkrankungen frühzeitig zu erkennen.
- Das Risiko für Vorhofflimmern hängt auch von Geschlecht, genetischer Belastung, Alter und Lebensstil ab. Daneben ist unbehandelter Bluthochdruck ein häufiger Auslöser.
- Wer sich gesund ernährt, regelmäßig bewegt, Übergewicht, Rauchen und erhöhten Alkoholkonsum meidet, senkt das Risiko für Herzrhythmusstörungen.