Sport nach Corona-Infektion: Wann wieder anfangen?

    Sport nach Corona-Infektion:Mit niedriger Belastung ins Training starten

    von Gunnar Fischer und Anja Baumann
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    Freizeitsportler mit einer Corona-Infektion sollten ausreichend pausieren, um Komplikationen zu vermeiden. Sportkardiologe Martin Halle gibt wichtige Tipps für den Wiedereinstieg.

    Ist der Corona-Test negativ, und sind die Symptome abgeklungen, wollen sich viele Sportlerinnen und Sportler am liebsten wieder voll ins Training stürzen. Doch gerade nach einer Corona-Infektion ist höchste Vorsicht und Geduld geboten. Falscher Ehrgeiz könnte gefährliche gesundheitliche Folgen haben.
    "Wir wissen, dass bei einer Corona-Infektion alle Organe mehr oder weniger mitbeteiligt sein können, auch das Herz. Das heißt, das Virus oder die eigene Reaktion des Körpers auf dieses Virus kann das Herz in seiner Funktion beeinträchtigen. Dann können Herzrhythmusstörungen auftreten", sagt Professor Martin Halle, Sportkardiologe vom Klinikum rechts der Isar an der TU München.

    Deswegen ist es wichtig, dass man die Phase der Infektion und nicht nur die erste Phase der Infektion, die wenige Tage anhält, sondern auch die zweite Phase, nämlich die Reaktion des eigenen Körpers, dass man die abwartet, bevor man wieder mit dem Sport anfängt.

    Martin Halle, Sportkardiologe

    Sport nach Corona? Ab wann das Training wieder begonnen werden kann

    Immer mehr Sportler kommen zu ihm in die Ambulanz für Prävention und Sportmedizin, weil sie nach einer Corona-Infektion nicht mehr so "richtig in die Gänge" kommen. Das Problem: Kondition und Ausdauer kehren nicht zurück. Schlimmer noch: Bei Belastung klagen viele über Erschöpfung und Kurzatmigkeit bis hin zu Luftnot und Herzrasen.
    Der richtige Zeitpunkt zum Wiedereinstieg in den Sport ist vom Krankheitsverlauf abhängig: Bei einem symptomfreien Verlauf sollte man drei Tage auf Sport verzichten. Haben die Corona-Viren das Herz angegriffen, muss mindestens drei Monate mit dem Training ausgesetzt werden.

    • Keine Symptome, aber Corona positiv: mindestens 3 Tage strikte Sportpause
    • Leichte Symptome wie Husten oder Fieber: mindestens 7 bis 10 Tage Trainingspause
    • Befall der Lunge wie Lungenentzündung: minimum 3 Wochen Verzicht auf körperlicher Belastung
    • Befall des Herzens, Herzmuskelentzündung: drei Monate Sportpause und kardiologischen Rat einholen

    Quelle: Prof. Martin Halle, TU München

    "Wichtigste Voraussetzung für die Rückkehr ins Training ist, dass die Symptome der Corona-Infektion vollständig abgeklungen sind und Betroffene sich wieder fit fühlen", sagt der Sportkardiologe.

    Fünf Tipps vom Experten für den Wiedereinstieg ins Training

    1. Beginnen Sie das Training nur, wenn Sie wieder topfit sind.
    2. Starten Sie nach der Sportpause langsam, mit moderater Intensität.
    3. Nutzen Sie beim Training zur Kontrolle eine Pulsuhr, um Überbelastungen vorzubeugen.
    4. Legen Sie den Fokus beim Wiedereinstieg zunächst auf Koordinations- und Krafttraining. Eine Muskelbelastung im niedrigen Pulsbereich wird vom Körper nach überstandener Corona-Infektion in der Anfangsphase besser toleriert als eine lange Dauerbelastung.
    5. Beginnen Sie mit Ausdauertraining frühestens nach fünf bis sieben Tagen.
    Freizeitsportler nehmen am Rostocker Citylauf teil und laufen durch die Innenstadt.
    Nicht gleich auf Hochleistung gehen: Sportkardiologe Halle empfiehlt, die Belastungsintensität erstmal zu reduzieren. (Symbolbild)
    Quelle: imago

    "Man kann ungefähr sagen, dass man von der Belastungsintensität etwa 30 Prozent niedriger wieder einsteigen sollte. Auch die Umfänge sollte man zunächst um ein Drittel reduzieren", empfiehlt Halle.

    Das bedeutet, wenn ich vorher 30 Minuten gejoggt bin, dann sind es jetzt nur 20 Minuten, wenn ich wieder anfange.

    Martin Halle, Sportkardiologe

    Prof. Martin Halle
    Quelle: Silvia Béres, www.sport.mri.tum.de

    ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Sportmedizin und arbeitet als Sportmediziner und Sportkardiologe am Klinikum rechts der Isar, der TU München. Er gehört zu den bekanntesten Präventivmedizinern Deutschlands und international zu den führenden Wissenschaftlern auf seinem Forschungsgebiet, der Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen.

    Im Zweifel ärztlichen Rat einholen

    Im Leistungssport ist in der Regel eine sportmedizinische Betreuung vorhanden. So sind Sportlerinnen und Sportler zumeist optimal überwacht, auch während und nach einer Corona-Infektion. Das ist im Breitensport nicht der Fall.
    Deshalb: Aufmerksam in den eigenen Körper "hineinhören", ob Symptome wie z.B.
    • Erschöpfung,
    • Kurzatmigkeit oder
    • Herzrasen
    spürbar sind. Im Zweifel beim Hausarzt einen Check-up vornehmen lassen. Bei Verdacht auf Probleme mit der Lunge oder dem Herzen, kann dann an einen Facharzt überwiesen werden.

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